Freitag, 15. Mai 2020

Eine Runde um Wehrsdorf

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Die Sächsische Zeitung ist unser treuer Begleiter. Zuletzt war zu vernehmen, dass der Landkreis Görlitz quasi frei von Corona Neuinfektionen ist, trotzdem wird ein Notstandsprogramm mit Maskenball und Grenzschließung exekutiert. Wer es dabei nicht versteht, seinen Humor zu bewahren, ist selbst schuld, kommen doch gerade ein paar aufmunternde Informationen aus dem Bundesministerium des Inneren (BMI), wo einem Oberregierungsrat unaufgefordert ein 80 Seiten umfassendes Memorandum aus der Feder geflossen ist. Danach sind die seit Wochen währenden Maßnahmen einem Fehlalarm geschuldet und die Zwangsmaßnahmen sind unnötig und lebensgefährdend, wie wir hören (von den wirtschaftlichen Folgen ganz zu schweigen). Entweder hält der Mann seiner hohen Verantwortung nicht mehr stand und ist amtsmüde (er wurde folgerichtig entfernt) oder er litt hinter seiner Maske an Atembeschwerden, wodurch ihm die Sinne schwanden. Hier ist ein Amtsarzt um seine Meinung gefragt. Ich neige zu ersterer Annahme. Jedenfalls ist dieses Thema ein wichtiger Gesprächsstoff auf unserer heutigen Wanderung, die mangels Alternative wieder in die Oberlausitz führt. Aber es ist wieder eine schöne Alternative. Wir wollen heute einmal Wehrsdorf umrunden.

In einem muldenförmigen Tal östlich des Plateaurandes von Steinigtwolmsdorf, dessen Flanken von Lößlehm ausgekleidet sind, hat sich das Waldhufendorf Wehrsdorf entwickelt, obwohl einzelne Inseln pleistozäner Kiese und Flachgründigkeit vor allem der nördlichen Talhänge den Ackerbau erschweren. Klimatisch gehört Wehrsdorf noch zur montan geprägten Westseite des Lausitzer Berglandes und ist damit eines der niederschlagreichsten und kühlsten Gebiete des Kreises Bautzen. Nur die drei Monate Juni, Juli und August können als frostfrei gelten.“ (*)

Vielleicht ist das der Grund, warum in Wehrsdorf die Obstbaumblüte noch in vollem Gange ist. Jedenfalls ergötzen wir uns an der Farbenpracht an diesem sonnenreichen Frühlingstage. Der Weg führt uns zuerst hinauf zum Funkenberg, der in einem vorgeschobenen Höhenzug zwischen Hohberg und Steinberg eingebettet ist. Wir treffen auf wassergefüllte Restlöcher, aus denen früher Granodiorit gebrochen wurde. Von seinen Lehnen eröffnet sich ein herrlicher Blick über Wehrsdorf bis zu den Höhen im Schluckenauer Zipfel, später über Steingtwolmsdorf. Aus ganz wunderbarer Perspektive zeigt sich der Valtenberg über dem Tal. 

Lang zieht sich Steinigtwolmsdorf in Richtung böhmischer Grenze. Unmerklich ansteigend führt der Weg durch die jetzt grünen Getreidefelder zum Hutberg, der in westlicher Richtung in das Plateau des Hohwaldes übergeht. Hier erreichen wir alsbald den Grenzweg, dem wir die nächsten Kilometer folgen. Eine bemerkenswerte historische Grenzmarkierung, der Dreiherrenstein – auch Dreiecker genannt – erscheint mitten im Wald am Wege.

In den Sandstein dieser alten Grenzmarke wurden 1750 die Wappen der drei Grundherren gemeißelt, deren Besitzungen hier zusammenstießen. Es waren der sächsische Feudalherr August Siegmund von der Sahla auf Sohland, der böhmische Graf Leopold zu Salm-Reifferscheidt und Hainspach und das Domstift Bautzen.“ (*)

Der Grenzweg führt etwa 6 Kilometer durch den Wald und bietet wenig Aussicht. Dann aber erreichen wir das zu Sohland gehörige Neudorf, ein Bergdorf in herrlicher Lage. Es wird noch als Wintersportort erwähnt, heute ist jedoch kaum vorstellbar, dass infolge der klimatischen Veränderung hier noch Skisport betrieben werden kann. Die nördlich des Höhenzuges befindliche und sehr gut gepflegte Sprungschanze ist mit Matten ausgelegt. 

Nördlich der Ortschaft erblicken wir auf der Friedrich-August-Höhe einen Aussichtsturm, der mit der gleichnamigen Baude verbunden ist. Das Anwesen hinterlässt einen ausgesprochen gepflegten Eindruck. Leider können wir uns von der Qualität des Lokals nicht überzeugen (Corona-Schließzwang), aber dankenswerterweise ist der Turm geöffnet, von dem wir eine fabelhafte Sicht auf die Berge des Schluckenauer Zipfels, des Lausitzer Gebirges und des Isergebirges erhaschen können. Die Sicht nach Norden verwehrt uns der Wald. Bleibt uns noch der Abgang zurück nach Wehrsdorf, den wir mit einem Abstecher zu der erwähnten Sprungschanze verbinden. Von der Anlage gestattet sich nun auch ein eingeschränkter Blick auf das Lausitzer Bergland.

(*) alle Zitate aus Werte unserer Heimat, Band 12

Die GPS-Daten der Wanderung findet man hier.



Wehrsdorf ist ein gepflegter Ort im Oberlausitzer Bergland









Steinbrüche am Funkenberg






Der Valtenberg


Auf Steinigtwolmsdorfer Fluren












Der Dreiecker




Grenzblockade an der Straßenverbindung Neudorf - Hainspach


 In Neudorf







   Prinz-Friedrich-August-Baude




Sprungschanze am Tännichtberg




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