Samstag, 13. Juni 2020

Wanderung von Hohnstein zum Gamrig

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Nicht von Sekunde zu Sekunde, sondern von Woche zu Woche läuft zäh der Countdown bis zur herbei ersehnten Öffnung der böhmischen Grenze. So werden wir noch auf die eine oder andere Alternativtour zurückgreifen müssen. Das Elbsandsteingebirge gerät dabei ins Blickfeld. Zweifelsfrei ist dieses kleine Gebirge mit seinen skurrilen Felsformationen und Tälern ein Magnet für den Tourismus. Die sogenannten Hotspots, wie man heute neudeutsch sagt (ich sage Hotzpotts, um nicht den Anglismen übermäßig Raum zu geben) werden von Tagesgästen quasi überrannt, wobei nicht nur der zu erwartende Zustrom aus der Landeshauptstadt einen Rolle spielt, sondern auch Gäste aus fernen (Bundes-)ländern, wie man unschwer am Dialekt erkennen kann. Jedoch dort, wo sich der Körper aufgrund steiler Anstiege etwas mehr anstrengen muss, dünnt sich das Volk spürbar aus.

Wir haben uns heute als Wanderziel den Gamrig ausgesucht, eine solitäre Felsbastion in der Nähe von Rathen. Einzelheiten zu dieser Wanderung möchte ich mir ersparen, weil mir Detailkenntnisse in dieser Region fehlen. Die Spezialisten vor Ort können das besser. Nur so viel sei dazu gesagt: wir kommen herunter von der schönen Burgstadt Hohnstein, queren das erste mal das Polenztal, um auf der anderen Talseite wieder hinauf zum Hockstein zu kraxeln. Die Aufstiegshilfen und Befestigungen zu dem Aussichtsfels sind beachtlich, der Ausblick hingegen bescheiden, beeinträchtigt auch durch den sterbenden Nadelwald rings umher.

Rathen an sich ist aufgrund seiner Umgebung der lokale touristische Anziehungspunkt. Dem entsprechend ist der Ort von Besuchern frequentiert, und das mitten in der Woche und dazu noch in Zeiten der Seuche. Ich verrate nicht zu viel, dass ich mich als Naturfreund etwas deplatziert fühle, nicht nur wegen der geleckten Fassaden und Gassen. Das Abstandsregime, die Maskerade, die wörtlich zu nehmenden „abstoßenden“ Verhaltensregeln der Gastronomie (für die sie selbst nichts kann) schafft unfreundliche Stimmung, die man den Menschen auch anmerkt. Auf die Nachwirkungen nach der Seuche darf man gespannt sein. Gespannt bin ich nebenbei gesagt auch, ob die Wahlforschungsinstitute bei der Ermittlung des sogenannten Sonntagsfrage sich nicht gerade grandios geirrt haben. 

Verlassen wir also zügig diesen Hotzpott und wenden wir uns unserem Tagesziel zu. Schon wenige Schritte hinter Rathen zeigt sich die romantische Kulisse, die man als Idealvorstellung von der Sächsischen Schweiz hat: unverstellte Felsgalerien über grünen, blühenden Wiesen. Nicht weit entfernt der Gamrig. Der erschlossene und leicht zugängliche Fels bietet nun wirklich eine grandiose Aussicht über das Elbtal. Die zahlreichen Besucher, die sich hier versammeln, üben sich in stiller Einkehr und genießen das großartige Ambiente. Zu dieser Sorte Mensch zählen auch wir uns gerne. Leider verscheucht uns gerade jetzt eine aufziehende Regenfront vom Felsen. Natürlich hat sie sich wieder verzogen, nachdem wir nachrückenden Besuchern des Felsens Platz gemacht haben.

Noch einmal geht es hinunter ins Polenztal und dann krachend und anscheinend endlos ansteigend wieder hinauf auf das Sandsteinplateau. Auf dem bequemen Malerweg wandern wir zurück nach Hohnstein. 


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.


Hohnstein




Am Hockstein





Beim Amselsee (mit Lokomotive)








Rathen




Romantische Felspartien bei Rathen


Auf dem Gamrig












Waltersdorfer Mühle


Auf dem Malerweg (mit Gautschgrotte)









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