Montag, 8. Juni 2020

Wanderung zum Valtenberg

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Der Valtenberg ist eine der letzten bedeutenden Erhebungen des Lausitzer Berglandes, die uns in unserer Tourensammlung noch fehlen. Die Begehung des Berges an sich ist auch tatsächlich lohnenswert, die Begleitumstände der Tour waren es eher nicht.

Es geht schon einmal damit los, dass wir an den beiden Parkplätzen am Ghs „Waldhaus“ bedrängt werden, weil wir dort die PKW abstellen möchten. Die Parkflächen seien privat und gehören zur Gastwirtschaft. Es könne ja wohl nicht sein, dass die Wanderer hier ihre Autos abstellen und auf dem Valtenberg einkehren. Frage: an wem liegt es nun, wenn die Wanderer lieber auf dem Valtenberg einkehren? Sogleich wird man auch neugierig auf den Berggastof.

Wir wandern zur böhmischen Grenze und treffen hier auf das Nordkap. Die Ortsbezeichnung ist eine schöne Idee, befinden wir uns doch hier an der nördlichsten Stelle der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie. Wir wandern ein Stück entlang der Grenze und schwenken dann in Richtung Hohwald. Unser Ziel ist ist zunächst der Kiesgrund/Eibsee. Wir möchten den gefluteten ehemaligen Steinbruch besichtigen. Ein Schild belehrt uns, das es sich hier um Privatgelände handelt. Durch den Besitzer, der zufällig vor Ort ist, werden wir unfreundlichst des Platzes verwiesen. Er lässt nicht mit sich reden, da hilft kein Verhandeln. Die Zeiten sind eben so.

Auf der stark befahrenen S 154 wandern wir ein Stück bis zur Einmündung der Forststraße, die zum nächsten Steinbruch führt, dem Valtengrund. Vorsorglich befragen wir Waldarbeiter, ob denn dieser Steinbruch betreten werden kann. Freilich, und wir mögen ja nicht verpassen, uns die „Quarkquetsche“ anzusehen. Als wir den verlassenen Steinbruch erreichen, treffen wir auf nicht übersehbare Hinweisschilder: „Lebensgefahr - Betreten verboten“. Es tut uns leid, aber unser Weg führt nun einmal hier durch. Man kann auch die „Quarkquetsche“ bzw. das „Goldmännchen“ besichtigen. Das kuriose Felsgebilde aus Granodiorit ist auch vorbildlich auf einer Tafel erläutert, aber es liegt eben in einer Sperrzone, die normalerweise niemand zu betreten hat, und sei es nur, weil man sich für den Fall der Fälle absichern möchte. Man darf an dieser Stelle an die Steinbrüche in den Königshainer Bergen erinnern, durch welche ein Lehrpfad führt.

Nun wenden wir uns dem Valtenberg zu, den wir zuletzt während unserer Wanderung auf dem Lausitzer Landweg bestiegen haben. Zum Valtenberg erhalten wir Auskunft von Gustav Hermann Schulze (1833 - 1901), der dem selbigen ein Büchlein gewidmet hat („Der Valtenberg“, 1883).


Sowie der Valtenberg mit dem Hohwald schon von alters her politisch zwei verschiedenen Provinzen angehört hat, so auch geographisch zwei verschiedenen Gebirgen, indem er den Übergang, das Band zwischen den Platten der Sandsteingebilde des Meißener Hochlandes, der sogenannten Sächs. Schweiz und den Kuppen der Granit- und Klingsteinberge des Lausitzer Gebirges, wohl auch der Wolische (das ist Gälische) Kamm genannt, bildet.

Der Valtenberg streicht zunächst südwestlich zwischen Putzkau, Drebnitz und Ottendorf aus, um dann bei Stolpen zum Hügellande herab zu fallen mit dem Wach- und Rüdenberge, dem Rehwäldchen (450 m); nördlich wird der Lindsberg (Lipowagora, d. i. Lindberg) durch das Thal des Belipotok getrennt, daneben die Stallung. Nach Süden wird die Verbindung mit dem Meißener Hochlande durch die Schänkhübel-Höhe, den hohen Hahn (Hain), Raupenberg (1450 F.) mit dem Unger (1645 F.) hergestellt; östlich aber über den Hutberg bei Röhrsdorf, Mannsberg, Mittel- und Steinberg, das Tännicht, den Spitzberg bei Neudorf-Sohland mit dem Lausitzer Gebirge. Über den Steinberg gelangt man zur Weither Höhe mit dem Dahrner und Pietzschwitzer Walde und der Kottelbank, getrennt vom Picho durch das Tautewalder Thal. ...

Der Berg ist höher als der Czorneboh [1730 F.] und der große Winterberg [1711 F.], und gehört in neuerer Zeit auch zu den Stationen der trigonometrischen Gradmessung und zwar erster Ordnung. Das Charakteristische desselben auch in topographischer Beziehung ist der Umstand, daß er als östlichster Ausläufer des Meißener Hochlandes und als höchster Punkt desselben mit seiner östlichen und südöstlichen Abdachung die Verbindung mit dem Lausitzer Gebirge herstellt und also die Grenzmark zwischen beiden bildet. ...

Schon der alte Götzinger schwärmt von der Rundschau des Valtenberges und wünscht sich auf demselben ein Belvedere, von welchem aus man 400 Quadratmeilen übersehen können müsse! Die Phantasie desselben war hierbei wohl eine ausschweifende; aber sein Wunsch ist erfüllt worden, indem 1856 von einer Genossenschaft ein massiver Schauturm, gewidmet dem Könige Johann, 72 Fuß hoch, unter Leitung des Oberförsters Bachmann in Burkersdorf errichtet worden ist. Der Turm, vom Baumeister Marx gebaut, kostete 1775 Thaler. Der gegrabene Brunnen, der bei 16 Ellen Tiefe Wasser gab, versiegte bald, da das Wasser in Granithöhlen sich nur cisternenartig sammelte. Ob die Rundsicht von dem Turme 400 Quadratmeilen umfaßt, ist zweifelhaft; allein jedenfalls ist sie eine so stolze und großartige, daß sie von keiner im Sachsenlande übertroffen, wenn gar überhaupt erreicht wird. An der Grenze der großen norddeutschen Ebene, zwischen dem Elbsandsteingebirge und dem Wohlischen Kamme, umspannt der Blick ein Panorama, dessen Diagonalen sich vom Colmberge bei Oschatz bis nach Schlesien, von den Bergkuppen der Oberelbe bei Auscha bis tief in die Niederlausitz ziehen; im Norden die große Lausitzer Ebene contrastiert imposant mit dem langen Gneisrücken des Erzgebirges und des Riesengebirges und diese wieder mit den Kuppeln der Lausitzer Granitberge, mit den stumpfen Kegeln der Klingstein- und Basaltberge, sowie mit den Platten der Sandsteingebilde.“

Der markierte Weg zum Gipfel ist stellenweise nur schwer passierbar, gefallene Bäume liegen kreuz und quer über dem Weg. Das miese Wetter trägt nicht gerade zur Hebung der Stimmung bei, wodurch auch gar nicht erst der Wunsch zur Begehung des Aussichtsturms geweckt wird. Doch dann die Überraschung: die Baude auf dem Berg hat geöffnet, und schon gute Stimmung in der Bude; ein geschäftstüchtiger Baudenwirt mit guter Laune bewirtet die Gäste. Das preiswerte Essen wird allseits gelobt. Mögen solche Refugien noch möglichst lange erhalten bleiben!

Wir lieben die Wege, die an Waldrändern und Wiesen entlang führen, von wo aus man die Landschaft schön im Blick hat. Also steuern wir auf Steinigtwolmsdorf zu, um über die östliche Flanke des Hohwalds zum Ausgangspunkt unserer Tour zurückzukehren. Aber die Wege auf dem letzten Stück unserer Wanderung sind von schwerer Forsttechnik zerwühlt und befinden sich in einem katastrophalen Zustand. Die Tour artet zur Schlammschlacht aus.

Fazit: Auch wenn uns bewusst ist, dass die Laune durch das Wetter etwas getrübt ist, kann es nicht darüber hinweg täuschen, dass die Eindrücke - nicht nur auf dieser Tour - stark zu den Versprechungen der bunten Prospekte kontrastieren, die dem Urlauber die Oberlausitz schmackhaft machen und diesen anlocken sollen. Es reicht eben nicht, das Geld in virtuelle Projekte zu stecken, man muss in die Realität investieren. So lange Schwarzen Nullen in den Finanzministerien sitzen, ist es eben fraglich, wie das gehen soll.


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.






 Am Nordkap



Valtengrund nebst Quarkquetsche / Göldmännchen









Auf dem Valtenberg









Felsbrocken aus Granodoiorit / Zweiglimmergranodiorit bedecken den Kam des Valtenberges




Trübe Aussichten





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