Der Valtenberg ist eine der letzten bedeutenden Erhebungen des
Lausitzer Berglandes, die uns in unserer Tourensammlung noch
fehlen.
Die Begehung des Berges an sich ist auch tatsächlich lohnenswert,
die Begleitumstände der Tour waren es eher nicht.
Es geht schon einmal damit los, dass wir an den beiden
Parkplätzen
am Ghs „Waldhaus“ bedrängt werden, weil wir dort die PKW
abstellen möchten. Die Parkflächen seien privat und gehören zur
Gastwirtschaft. Es könne ja wohl nicht sein, dass die Wanderer
hier
ihre Autos abstellen und auf dem Valtenberg einkehren. Frage: an
wem
liegt es nun, wenn die Wanderer lieber auf dem Valtenberg
einkehren?
Sogleich wird man auch neugierig auf den Berggastof.
Wir wandern zur böhmischen Grenze und treffen hier auf das
Nordkap. Die Ortsbezeichnung ist eine schöne Idee, befinden wir
uns
doch hier an der nördlichsten Stelle der ehemaligen
österreichisch-ungarischen Monarchie. Wir wandern ein Stück
entlang
der Grenze und schwenken dann in Richtung Hohwald. Unser Ziel ist
ist
zunächst der Kiesgrund/Eibsee. Wir möchten den gefluteten
ehemaligen Steinbruch besichtigen. Ein Schild belehrt uns, das es
sich hier um Privatgelände handelt. Durch den Besitzer, der
zufällig
vor Ort ist, werden wir unfreundlichst des Platzes verwiesen. Er
lässt nicht mit sich reden, da hilft kein Verhandeln. Die Zeiten
sind eben so.
Auf der stark befahrenen S 154 wandern wir ein Stück bis zur
Einmündung der Forststraße, die zum nächsten Steinbruch führt,
dem Valtengrund. Vorsorglich befragen wir Waldarbeiter, ob denn
dieser Steinbruch betreten werden kann. Freilich, und wir mögen ja
nicht verpassen, uns die „Quarkquetsche“ anzusehen. Als wir den
verlassenen Steinbruch erreichen, treffen wir auf nicht
übersehbare
Hinweisschilder: „Lebensgefahr - Betreten verboten“. Es tut uns
leid, aber unser Weg führt nun einmal hier durch. Man kann auch
die
„Quarkquetsche“ bzw. das „Goldmännchen“ besichtigen. Das
kuriose Felsgebilde aus Granodiorit ist auch vorbildlich auf einer
Tafel erläutert, aber es liegt eben in einer Sperrzone, die
normalerweise niemand zu betreten hat, und sei es nur, weil man
sich
für den Fall der Fälle absichern möchte. Man darf an dieser Stelle
an die Steinbrüche in den Königshainer
Bergen erinnern, durch welche ein Lehrpfad führt.
Nun wenden wir uns dem Valtenberg zu, den wir zuletzt während
unserer Wanderung auf dem Lausitzer
Landweg bestiegen haben. Zum Valtenberg erhalten wir Auskunft von
Gustav Hermann Schulze (1833 - 1901), der dem selbigen ein
Büchlein gewidmet hat
(„Der Valtenberg“, 1883).
„Sowie der Valtenberg mit dem Hohwald schon von alters her
politisch zwei verschiedenen Provinzen angehört hat, so auch
geographisch zwei verschiedenen Gebirgen, indem er den Übergang,
das
Band zwischen den Platten der Sandsteingebilde des Meißener
Hochlandes, der sogenannten Sächs. Schweiz und den Kuppen
der
Granit- und Klingsteinberge des Lausitzer Gebirges, wohl auch
der
Wolische (das ist Gälische) Kamm genannt, bildet.
„Der Valtenberg streicht zunächst südwestlich zwischen
Putzkau, Drebnitz und Ottendorf aus, um dann bei Stolpen zum
Hügellande herab zu fallen mit dem Wach- und Rüdenberge, dem
Rehwäldchen (450 m); nördlich wird der Lindsberg (Lipowagora, d.
i.
Lindberg) durch das Thal des Belipotok getrennt, daneben die
Stallung. Nach Süden wird die Verbindung mit dem Meißener
Hochlande
durch die Schänkhübel-Höhe, den hohen Hahn (Hain), Raupenberg
(1450 F.) mit dem Unger (1645 F.) hergestellt; östlich aber über
den Hutberg bei Röhrsdorf, Mannsberg, Mittel- und Steinberg, das
Tännicht, den Spitzberg bei Neudorf-Sohland mit dem Lausitzer
Gebirge. Über den Steinberg gelangt man zur Weither Höhe mit dem
Dahrner und Pietzschwitzer Walde und der Kottelbank, getrennt
vom
Picho durch das Tautewalder Thal. ...
Der Berg ist höher als der Czorneboh [1730 F.] und der große
Winterberg [1711 F.], und gehört in neuerer Zeit auch zu den
Stationen der trigonometrischen Gradmessung und zwar erster
Ordnung.
Das Charakteristische desselben auch in topographischer
Beziehung ist
der Umstand, daß er als östlichster Ausläufer des
Meißener
Hochlandes und als höchster Punkt desselben mit seiner östlichen
und südöstlichen Abdachung die Verbindung mit dem Lausitzer
Gebirge
herstellt und also die Grenzmark zwischen beiden bildet. ...
Schon der alte Götzinger schwärmt von der Rundschau des
Valtenberges und wünscht sich auf demselben ein Belvedere, von
welchem aus man 400 Quadratmeilen übersehen können müsse! Die
Phantasie desselben war hierbei wohl eine ausschweifende; aber
sein
Wunsch ist erfüllt worden, indem 1856 von einer Genossenschaft
ein
massiver Schauturm, gewidmet dem Könige Johann, 72 Fuß hoch,
unter
Leitung des Oberförsters Bachmann in Burkersdorf errichtet
worden
ist. Der Turm, vom Baumeister Marx gebaut, kostete 1775 Thaler.
Der
gegrabene Brunnen, der bei 16 Ellen Tiefe Wasser gab, versiegte
bald,
da das Wasser in Granithöhlen sich nur cisternenartig sammelte.
Ob
die Rundsicht von dem Turme 400 Quadratmeilen umfaßt, ist
zweifelhaft; allein jedenfalls ist sie eine so stolze und
großartige,
daß sie von keiner im Sachsenlande übertroffen, wenn gar
überhaupt
erreicht wird. An der Grenze der großen norddeutschen Ebene,
zwischen dem Elbsandsteingebirge und dem Wohlischen Kamme,
umspannt
der Blick ein Panorama, dessen Diagonalen sich vom Colmberge bei
Oschatz bis nach Schlesien, von den Bergkuppen der Oberelbe bei
Auscha bis tief in die Niederlausitz ziehen; im Norden die große
Lausitzer Ebene contrastiert imposant mit dem langen Gneisrücken
des
Erzgebirges und des Riesengebirges und diese wieder mit den
Kuppeln
der Lausitzer Granitberge, mit den stumpfen Kegeln der
Klingstein-
und Basaltberge, sowie mit den Platten der Sandsteingebilde.“
Der markierte Weg zum Gipfel ist stellenweise nur schwer
passierbar, gefallene Bäume liegen kreuz und quer über dem Weg.
Das
miese Wetter trägt nicht gerade zur Hebung der Stimmung bei,
wodurch auch gar nicht erst der Wunsch zur Begehung des
Aussichtsturms geweckt wird. Doch
dann die Überraschung: die Baude auf dem Berg hat geöffnet,
und schon gute Stimmung in der Bude; ein geschäftstüchtiger
Baudenwirt mit guter Laune bewirtet die Gäste. Das preiswerte
Essen
wird allseits gelobt. Mögen solche Refugien noch
möglichst lange erhalten bleiben!
Wir lieben die Wege, die an Waldrändern und Wiesen entlang
führen, von wo aus man die Landschaft schön im Blick hat. Also
steuern wir auf Steinigtwolmsdorf
zu, um über die östliche Flanke des Hohwalds
zum Ausgangspunkt unserer Tour zurückzukehren. Aber die Wege auf
dem
letzten Stück unserer Wanderung sind von schwerer Forsttechnik
zerwühlt und befinden sich in einem katastrophalen Zustand. Die
Tour
artet zur Schlammschlacht aus.
Fazit: Auch wenn uns bewusst ist, dass die Laune durch das Wetter
etwas getrübt ist, kann es nicht darüber hinweg täuschen, dass die
Eindrücke - nicht nur auf dieser Tour - stark zu den
Versprechungen
der bunten Prospekte
kontrastieren, die dem Urlauber die Oberlausitz schmackhaft machen
und diesen anlocken sollen. Es reicht eben nicht, das Geld in
virtuelle Projekte zu stecken, man muss in die Realität
investieren.
So lange Schwarzen Nullen in den Finanzministerien sitzen, ist es
eben fraglich, wie das gehen soll.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Am Nordkap
Valtengrund nebst Quarkquetsche / Göldmännchen
Auf dem Valtenberg
Felsbrocken aus Granodoiorit / Zweiglimmergranodiorit bedecken den Kam des Valtenberges
Trübe Aussichten
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