Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Als ich am Morgen des Spätherbstages aufstehe, ist der klare Himmel über dem Isergebirge tief rot, gleich wird die Sonne über der Kammlinie aufgehen. Auch das Jeschkengebirge und das Zittauer Gebirge bis zum Hochwald kann ich gut sehen. Es wird ein herrlicher Tag. Eineinhalb Stunden später sieht es am vereinbarten Treffpunkt in Jonsdorf leider schon ganz anders aus, der böhmische Wind treibt die Nebelschwaden über die Grenze und hinunter durch das Dorf. Die Wanderung ist beschlossene Sache und so nehmen wir den Buchberg in Angriff. Auf dem Berg herrschen tief winterliche Verhältnisse, der Sturm tost und die Bäume sind von Raureif umhüllt. Dann die Überraschung: am Gipfel ist eine Markierung angebracht, die uns tatsächlich bescheinigt, dass wir auf dem höchsten Berg des Zittauer Gebirges (Europas ?) stehen, seine Höhe beträgt 6513 m. Ihr glaubt das nicht? Ich kann es beweisen (siehe das u.a. Gipfelfoto).
Die unwirtlichen Verhältnisse lassen uns schnell abziehen. Nächste Station ist der Nonnenfelsen, die Gaststätte ist geschlossen und von der Begehung der Aussichtsplattform sehen wir aufgrund des Nebels ab. Daran ändert sich auch nichts, als wir durch die Jonsdorfer Felsenstadt unseren Weg in Richtung Mühlsteinbrüche lenken. Ungemütlich auch hier die Rast, Abstieg vorbei am Carolafels und den 3 Tischen nach Jonsdorf, um schlussendlich noch den Jonsberg zu überqueren. Stellenweise durchdringen plötzlich Sonnenstrahlen den zähen Nebel. Die geübten, wachsamen Augen eines Wanderfreundes entdecken dabei eine Naturerscheinung der besonderen Art: Haareis.
Haareis ist ein seltenes Naturphänomen, für dessen Erscheinen besondere Voraussetzungen vorhanden sein müssen: ein Pilzmyzel verdrängt aus morschem Holz Wasser, welches beim Austritt gefriert (detailliert hier nachzulesen), d..h. es bedarf eines gewissen Maßes Glück, um dieses Phänomen erleben zu können. Haareis ist ein bizarres und filigranes Naturwunder.
Mit einem Abstecher zum Weißen Stein schließen wir unsere Runde ab. An diesem Aussichtsfelsen ergibt sich ein bizarres Bild. Das Lausitzer Hügelland liegt uns zu Füßen in spätherbstlicher Nachmittagssonne, während der gegenüberliegende Ameisenberg sich gerade noch so aus dem Dunst heraus schält und es schon guter Augen bedarf, um noch den Grat des Scharfensteins im Nebel ausmachen zu können.
Später hören wir, dass im nahen Zittau den ganzen Tag die Sonne geschienen hat. Dennoch sind wir der Meinung, das unsere Gebirgswanderung allemal die bessere Entscheidung war, als maskiert durch die ehemalige, entthronte Kreisstadt zu bummeln.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Nur mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) gelingt die Wahrnehmung höchst geheimer Missionen in der Oberlausitz
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