Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Der Film „Der Name der Rose“ hat mich einst dermaßen beeindruckt, dass ich danach den knapp 800 Seiten umfassenden Roman des Altmeisters Umberto Eco auch noch gelesen habe. Ich will von mir nicht behaupten, dass ich das theologisch-philosophische Werk bis zur letzten Weisheit verstanden habe und zitieren kann, aber eine wichtige These daraus ist mir in Erinnerung geblieben und ruft sich in mir gerade in dieser Zeit immer wieder wach. Der verbitterte Mönch Jorge de Burgos lässt sich nämlich sinngemäß vernehmen: Der Mensch habe kein Recht zum Lachen, denn nirgendwo in der Heiligen Schrift stehe geschrieben, dass unser Herr und Meister Jesus Christus selbst gelacht hätte.
Genau dieses Verhalten wird weltweit den Menschen gegenwärtig aufgezwungen und man muss nur in ihre bedrückten Antlitze schauen, sofern die getragenen Gesichtswindeln dies überhaupt zulassen. Der Mensch habe zu begreifen, dass die fetten Jahre vorbei sind und sich gefälligst einer neuen Weltordnung zu unterwerfen. Aber nicht nur Lachen ist verpönt, auch alle Verhaltensweisen, die das Leben der Menschen lebenswert machen: körperliche Nähe, Zusammensein, Kommunikation: rückt auseinander und haltet den Mund und wehe, Ihr denkt darüber nach, was gegen den neuen Zeitgeist zu tun wäre! So weit ist es mit uns gekommen.
Die geforderte Norm
dieser Gesellschaft, nämlich positiv zu denken. Es ist völlig auf
den Hund gekommen. Sonst würde man Hoffnung schüren statt Angst,
indem man zum Beispiel einen Steckbrief des Virus herausgibt, auf
dem folgendes zu lesen ist
oder aber man vergewissert sich selbst und schaut als Argument gegen Fake News einmal direkt bei der Allwissensbehörde - dem RKI - nach, was diese (hier am 11.12,2020) über den Erreger schreibt (Siehe hier unter Ziffer 13, Letalitätsrate bis 50 Lebensjahre < 0,1)
Immer noch gibt es Möglichkeiten, dem ausgeübten Druckszenario zu entfliehen, nämlich in die Natur zu gehen, sich an ihren Schönheiten zu erfreuen und auf die natürlichste Weise durch Regung und Bewegung etwas für die Gesundheit bzw. das Immunsystem zu tun. Das Bemerkenswerte ist ja, dass das Immunsystem den Deutschen neuerdings abhanden gekommen zu sein scheint, denn man hört nichts mehr davon. Wir jedenfalls haben darüber noch etwas in der Schule gelernt und außerdem von unseren Eltern, z.B., dass man sich nicht anhustet und sich ein wenig aus dem Wege gehen soll, wenn man sich nicht wohl fühlt. Heute gibt es zur Verbreitung solcher Weisheiten Applikationen, auch Apps genannt.
Zum Gipfel des Oderwitzer Spitzbergs fahren viele Besucher mit dem Auto hinauf, weil es so bequem ist. Es gibt dort einen beliebten Berggasthof, in dem man auch nächtigen kann. Zudem bietet der Gipfelfelsen ein felsiges, gesichertes Aussichtspodest mit einem phänomenalen Rundblick, sofern es die Sichtverhältnisse zulassen. Ganzjährig weht hier auch eine Deutschlandfahne, blau-gelb wäre für mich authentischer.
Wir beschließen, den Berg zu Fuß zu umrunden mit kurzer Gipfeleinlage. Vom Oderwitzer Bad wandern wir zunächst in die Ortslage, durchqueren das Landwassertal und ziehen über die Felder zur Birkmühle, eine von 3 erhaltenen Windmühlen in Oderwitz. Um 1800 erbaut, wurde sie 1817 von Burkersdorf hier her versetzt. Im Jahre 1856 erhielt sie die volle Schankgerechtigkeit. Sie ist bis heute ein beliebtes Ausflugsziel. Wenn sie denn mal offen hat, zur Zeit herrscht Lockdown.
Kurzer Schwenk nun Richtung Ruppersdorf, dann wieder runter ins Landwassertal. Von den Feldern auf der Höhe schöne Ausblicke zum Königsholz (Sonnenhübel), dem Kottmar und natürlich dem landschaftsprägenden Spitzberg. Zurück in Oderwitz wandern wir ein Stück auf dem „Mühlenradweg“, eine sehr beliebte Strecke durch das Landwassertal, besonders attraktiv, wenn in den Vorgärten der Fachwerkhäuser die Sommerblumen blühen.
Wir wechseln die Talseite, lassen die Wilhelmshöhe links liegen und erreichen alsbald die idyllisch gelegenen Bleichteiche bei Neumittelleutersdorf, im Volksmund auch als „Neue Sorge“ bekannt. Seit 1828 war hier eine Bleiche in Betrieb, „ die der Rittergutsbesitzer nach dem Oderwitzer Grundwasser verlegte, wo er auch Bleichteiche ausheben und ein Trockenhaus errichten ließ. Die Bleiche arbeitete bis zum Brand im Jahre 1885.“ (Werte unserer Heimat, Band 16)
In Sorge wendet sich der Weg, langsam ansteigend, dem Spitzberg zu.
„Als einer der stattlichen Berge im Süden des Lausitzer Berglandes besitzt der Spitzberg nach allen Seiten die Gestalt eines breiten Kegels. Die Hänge steigen flach konkav bis zu den schwarzen Gipfelfelsen hinauf. Der Berg, der bereits 1596 im Schöppenbuch von Oberoderwitz genannt wird, bekam durch den Steinbruchbetrieb vor dem ersten Weltkrieg seine Steilheit im Nordosten.“(ebenda)
Die Südseite des Spitzberges ist derzeit großflächig abgeholzt, der Borkenkäfer hat hier seine Spuren hinterlassen. Die Baude auf dem Berg ist natürlich geschlossen, Angebotstafeln stehen noch draußen, so dass dem Wanderer der Speichel im Munde zusammen läuft. Dies ahnend hat immerhin jeder ein Getränk seines Gusto am Mann. Dass aber die komplette Außenbestuhlung an Ketten gelegt ist, auf dass man sich nicht wenigstens bequem zum Rasten hinsetzen kann, missfällt außerordentlich. Die Besteigung des Gipfels lässt man sich nicht entgehen, dann treten wir den Rückweg an. Von den Hanglagen um den Berg herum bieten sich noch einmal herrliche Ausblicke auf das Lausitzer Hügelland und das Zittauer Gebirge.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
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