Dienstag, 16. Februar 2021

Wanderung zum Schülerberg bei Zittau und in das Roschertal

 Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Der Schülerbusch bei Zittau ist wahrlich eine geologisch-touristische Sensation, die leider vollkommen aus dem Fokus geraten ist. In früheren Zeiten sah das ganz anders aus:

Unweit der Fernverkehrsstraße 96, auf Pethauer Flur, steigt der Schülerberg um 50 m aus dem Schülertal auf. Seinen Namen verdankt er dem seit dem 17. Jahrhundert alljährlich in der Michaeliswoche stattfindenden Belustigungen und Aufzügen der Zittauer Schuljugend. Am sogenannten Schülerbusch hielten Lehrer und Schüler ihre Spiele ab. …[*]

Der Phonolith der Erhebung bildet eine Decke, die mit etwa 10° Neigung nach Osten einfällt. 5-6 m mächtige Säulen von etwa 35 m Länge im unteren und 10 m Länge im oberen aufgelassenen Bruch zeigen hellgraue Verwitterungsrinden. Bereits 1361 ist der Kauf eines Steinbruchs durch den Zittauer Rat nachweisbar….“ (Werte unserer Heimat, Bd. 16)

([*] Um diesbezüglich noch etwas konkreter zu werden noch kurz ein Zitat von Christian Adolf Pescheck zu diesem Brauch:

Vielleicht war letzteres an die Stelle des bis 1682 üblichen Schülerbuschgehens getreten, welches darin bestanden hatte, daß in der Woche nach Michaelis alle Lehrer und Schüler täglich in den noch heut von jener Sitte so benannten Schülerbusch, zwischen Pethau und Herwigsdorf, zogen, wo „ehrbare Ergötzlichkeiten“ erlaubt waren, aber oft Excesse vorgefallen seyn mögen.“ (Handbuch der Geschichte von Zittau, Band 2, 1837)

Die Mikroregion um den Schülerberg, der durch die mächtigen Wände des ehemaligen Steinbruch nach Süden steil zum Mandautal hin abfällt, könnte ein touristisches Glanzpunkt der Stadt Zittau sein. Aber möglicherweise wissen das die Honoratioren der Stadt nicht einmal, vielleicht sind sie noch nie dort gewesen. Heute erscheint alles möglich. Die zur Sicherheit aufgestellten Geländer sind verrostet, beschädigt und teilweise fehlend. Die gesamte Steinbruchsohle ist verwachsen. Würde man hier den Wildwuchs entfernen, die Sicherheitseinrichtungen in Ordnung bringen und ein paar Informationstafeln aufstellen, ließe sich das Areal zu einer Sehenswürdigkeit ersten Ranges etablieren. Es ist wohl müßig, darauf zu warten, dass sich hier in absehbarer Zeit etwas tut. Man mag nicht hoffen, dass es hier einmal zu einem Unfall kommt, der die Ratsmitglieder aus dem Schlaf erweckt.

Den Schülerberg in eine zünftige Wanderung einzubinden, ist etwas schwierig. Hauptschuld daran trägt die Eisenbahnstrecke, die durch das Mandautal führt. Beim Anlegen dieser Verbindung hat man auf Übergänge oder Unterquerungen verzichtet. Es bleibt also nur die Möglichkeit, aus Richtung Pethau kommend die Schienen der zweigleisigen Strecke zu überqueren. Der Zugverkehr ist hier recht zügig unterwegs. Vorsichtshalber hatte ich mir die Wegsituation angesehen, bevor wir mit den Wanderfreunden auf Tour gegangen sind. Bei dieser Gelegenheit widerfuhr mir ein außerirdisches Erlebnis unerwarteter Natur. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich überfallen werden sollte, als mir auf dem Barfußweg zwei maskierte Gestalten begegneten. Leicht ward mir ums Herz, dass mir nichts passiert war, als das junge Pärchen an mir in freier Natur und frischer Luft Abstand wahrend vorbei huschte. Das gab mir schon zu denken, denn von uns Dreien gehörte nur ich nebst Eheweib zur Risikogruppe. Herr, wie groß ist Dein Zoo!

Die Verhältnisse waren ausbaldowert und also konnte bald die Wanderung starten. Als Ausgangspunkt hatte sich schon unlängst der Parkplatz am Höllgraben in Hörnitz bewährt, von da geht es auf kurzem Wege zum Mandautal, nolens volens Überquerung der Gleisanlagen und schon befindet man sich am Steinbruch des Schülerberges, wo man zunächst von unten durch das wilde Gehölz die mächtigen Felsen sehen kann. Die Sicherungsgeländer sind hier völlig zerstört. Von östlicher Seite gelangt man hinauf auf die Klippen. Da der Steinbruch sich im Halbrund wölbt, kann man die beeindruckenden, steilen Klippen gut einsehen. An der höchsten Stelle besteht eine beschauliche Aussicht über das Mandautal zum Zittauer Gebirge und die nähere Umgebung. Von der Aussicht steigen wir wieder hinab ins Mandautal und wandern entlang des Flusses nach Herwigsdorf OT Scheibe, dann weiter oberhalb des Tales über die Felder zur Katzenlehne, an der es sich gut rasten lässt und von da wieder hinunter in das Mandautal.

Der knapp 1 km lange Abschnitt des Mandautales zwischen Hainewalde und Scheibe, der von 50-60 m hohen bewaldeten Hängen flankiert wird, nennt man Roschertal. Die Mandau durchbricht im Roschertal den Basalt des Scheibenberges und die untere der zwei Tuffschichten“ (Werte unserer Heimat, Bd. 16)

Im Winter ist der Weg durch das Mandautal etwas trostlos, aber im Frühjahr, wenn das frische Grün die Bäume ziert, ist die Wanderung ergötzlich. Von der gegenüberliegenden Talseite führt ein Weg von Hainewalde aus hinauf zum Scheibeberg. Westlich erblickt man die bewaldete Kuppe des Hutberg, die man bei gefrorenem Boden über die Felder direkt ansteuern kann. Vom nördlichen und westlichen Waldrand bietet sich ein toller Blick über das Hainewalder Tal. Unter dem Hügel lagert, wie unter vielen der umliegenden Kuppen, Phonolith, welches früher abgebaut wurde. Den still gelegten Steinbruch sollte man sich ansehen, denn die imponierenden Säulen sind bis zu 20 m lang und 1 m dick. Ein Stück wandern wir dem Breiteberg entgegen. Von seinem Fuß führen einige Feldwege hinunter nach Bertsdorf bzw. nach Hörnitz zum Endpunkt unserer Tour. Auf der langen Wegstrecke zwischen den Feldern hindurch öffnet sich noch einmal ein schöner Blick auf das Zittauer Gebirge sowie das Jeschken- und Isergebirge. Dabei passieren wir den unscheinbaren, zu dieser Zeit tristen Jachelberg. Im Frühjahr jedoch, wenn die Hecken und Bäume blühen, erleben wir hier einem grandiosen Blütenzauber.

Die abwechslungsreiche Wanderung vermittelt einen typischen Eindruck von der schönen südlichen Oberlausitz.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.






Beim Steinbruch am Schülerberg








Die Mandau bei Mittelherwigsdorf




Der Scheiber Spitzberg



Im Roschertal





Eindrücke von Hainewalde (mit Schloss)






Steinbruch am Hainewalder Hutberg






Der Breiteberg


Der Jachelberg


Abendstimmung auf Hörnitzer Fluren






Blütenzauber am Jachelberg








1 Kommentar:

  1. Bei Anlegung der Eisenbahnstrecke Zittau-Oderwitz Mitte des 19. Jh. wurden ausreichend Übergänge bzw. Unterquerungen eingerichtet. Diese wurden erst Ende der 1980er Jahre im Zuge der geplanten Anlegung eines Kohlebahnhofes beseitigt. Im Übrigen wäre zu wünschen, dass in diesem Beitrag auf Grammatik mehr Wert gelegt worden wäre.

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