Sonntag, 2. Mai 2021

Zur Triangulationssäule auf dem Hutberg

 Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf


Auf dem Hutberg in Schönau-Berzdorf, etwa 12 Kilometer südwestlich vom Stadtzentrum von Görlitz, befindet sich diese historische Triangulationssäule.


Blick von der Friedersdorfer Straße über Schönau-Berzdorf zum Hutberg


Parkmöglichkeit gibt es in Schönau-Berzdorf an der Straße „Am Hutberg“ neben dem Sportplatz bei der Grundschule. Der Wanderweg ist mit einem gelben Strich markiert.


Der Basaltkegel Hutberg ist ortsbildprägend für Schönau-Berzdorf.
Der knapp 1 Kilometer lange Weg führt an Kleingärten vorbei gerade auf den Waldrand zu.


Der Pfad zum Gipfel führt rechts an einem ehemaligen Steinbruch vorbei.


Es gibt hier 7 Hektar Waldfläche mit einer Höhendifferenz zwischen Gipfel und Umgebung von 60 Metern. Anfang März dringt viel Licht bis zum Waldboden, für Frühblüher ist es aber zu zeitig.


Ein steiler Abschnitt ist über eine provisorische Treppe begehbar.


Man erreicht eine Wiese. 1955 wurde diese Schutzhütte erbaut.


Im Inneren hängt die Infotafel über die Triangulationssäule auf dem Hutberg.
Wanderer erhalten so einen Einblick in die Geschichte des Vermessungswesens in Sachsen.
Den Text und einige Bilder von der Tafel finden Sie im Anhang.


Blick von der Schutzhütte zur Bergkuppe des Hutberges


Hier erinnert ein Granitdenkmal an die 800-Jahr-Feier des Hauses Wettin im Jahre 1864.


Gleich daneben steht die Säule der Königlich-Sächsischen Triangulierung, die im Mai 1865 errichtet wurde. Dass einmal bei der Inschrift „Kön.“ herausgemeißelt wurde fällt nach der Restaurierung kaum noch auf. Der Höhenbolzen unterhalb der Jahreszahl ist abgebrochen.


Es ist die Station 2. Ordnung mit der Nummer 41 (von insgesamt 122).
Die Säule aus Herwigsdorfer Granit steht auf einem 1,5 Meter tiefen Fundament.


Der Bau der Säule kostete damals 146 Mark.
Die Abdeckplatte wurde wahrscheinlich ersetzt.
Die Station war zeitweise mit einem hölzernen Hochsignal überbaut.


Das benachbarte Granitdenkmal von 1864 – ursprüngliche Inschrift auf dem Sockel: „Heil dem Hause Wettin“ - wurde knapp hundert Jahre später mit einem Relief des Aronstabes versehen.


Blick auf die ebene Fläche mit der Schutzhütte


Gleich daneben gibt es einen Brunnenschacht mit Abdeckung.


Den Platz umgibt ein frühmittelalterlicher Burgwall.
Hier soll es einmal eine Steinburg gegeben haben.


Davon zeugen zumindest einige Mauerreste.


Die Bruchsteine werden durch uralten Mörtel zusammengehalten.


Es fehlen aber Urkunden, die das Bestehen einer Burg auf dem Hutberg belegen. Trotzdem finden sich Burg und Aronstab im Wappen von Schönau-Berzdorf.


Leider hat man durch Baumbewuchs vom Gipfel keine freie Sicht auf die Umgebung. Das muss im 19.Jahrhundert anders gewesen sein.


Die Sonne verschwindet beim Abstieg.


Noch ein Blick in den ehemaligen Steinbruch. Hier wurde eine Freilichtbühne angelegt.


Sie wurde 1957 eingeweiht. Hier fanden viele Aufführungen statt – von volkstümlich bis Gerhart Hauptmann.


Sogar eine Freitanzfläche wurde damals angelegt.


Das Gelände ist bis heute ideal für Höhepunkte im Vereinsleben.


Das Gestein vom Hutberg entstand durch Deckenerguss.


Im schattigen Steinbruch ist der Basalt mit Moos und Flechten belegt.


Das Gestein besteht aus Feldspat-Nephelinbasalt.


Aussicht auf die Umgebung hat man nur vom Waldrand aus.
Großer Berg (439 Meter) und Sonnenhübel (Königsholz, 469 Meter), dazwischen die Lausche (793Meter), rechts der Tannenberg (Jedlova, 774 Meter)


Auf der Westseite vom Hutberg gibt es zwei kleine Teiche.


Der Friedersdorfer Berg (395 Meter)


Über Schönau-Berzdorf:
Der Schwarze Berg (393 Meter) bei Jauernick-Buschbach.


Der Aussichtsturm auf der Neuberzdorfer Höhe


Von der Oberen Straße in Kiesdorf auf dem Eigen aus:
Kleiner Hutberg (298 Meter) und Großer Hutberg (310 Meter).
Beide Hügel sind Naturschutzgebiete.


Der Hutberg (310 Meter) bei Schönau-Berzdorf ist sowohl geschichtlich (frühmittelalterlicher Burgwall), kulturhistorisch (Triangulationssäule) wie auch botanisch (Aronstab, Leberblümchen, Lerchensporn, …) stets einen Besuch wert.


Anhang

Text und 4 Bilder von der Infotafel  in der Schutzhütte:

Historische Triangulationssäule Hutberg

- ein geschütztes Kulturdenkmal

TRIANGULATION IM KÖNIGREICH SACHSEN 1862 - 1890

Dreiecksnetze für Landesvermessungen waren hierarchisch - vom Großen ins Kleine - aufgebaut. Bei dieser Triangulation wurden die Dreiecksnetze 1. und 2. Ordnung geschaffen. Damit verfügte Sachsen über eines der modernsten Lagenetze in Deutschland. Die Basislinie für den Maßstab der Dreiecke wurde bei Großenhain gemessen. Auf ausgewählten Stationen erfolgten zusätzlich astronomische Beobachtungen zur Orientierung des Dreiecksnetzes. Das Netz 1. Ordnung war Bestandteil der Europäischen Gradmessung. Diese wurde schon 1886 durch den Beitritt von vielen Staaten zur Internationalen Erdmessung erweitert und stellte eine der ersten wissenschaftlichen Vereinigungen der Welt dar.

Die Vermessungsstation HUTBERG wurde im Mai 1865 errichtet. Der Gutsbesitzer Ebermann aus Schönau a. d. Eigen erteilte dafür ein Baurecht. Der Monolith ist 1,5 m tief im festen Boden gegründet und aus Herwigsdorfer Granit gefertigt. Die Deckplatte dient dem Schutz der oberen Fläche. Ob diese im Original vom Hutberg stammt, ist nicht geklärt. Der Bau der Station wurde von Prof. Nagels Assistenten Robert Helmert geleitet und kostete 146 Mark.



STATION HUTBERG – ZUSTAND MAI 2016
Die Diskrepanz des eingeschlagenen Jahres 1864 zur Angabe des Baus der Station im Mai 1865 deutet auf Verschiebungen im Bau-Fortschritt hin. Die Pfeiler wurden oft in Serien gefertigt.



Im Rahmen der Königlich Sächsischen Triangulirung wurden auf der Station Hutberg Richtungsmessungen zu den benachbarten Dreieckspunkten ausgeführt. Danach galt der Festpunkt über Jahrzehnte als ein Bezugspunkt für örtliche Detailvermessungen und Kartenherstellungen. Seit den 1960er Jahren war die Station Bestandteil des staatlichen Netzes 3. Ordnung und zeitweise mit einem hölzernen Hochsignal überbaut. Auch gegenwärtig kann der Punkt bei Bedarf noch für Vermessungsaufgaben genutzt werden.



VERMESSUNGSSÄULEN IN DER NÄHEREN UMGEBUNG:
1:  Station Jauernick
2:  Station Kottmar
3:  Station Königshain (heute Działoszyn, Polen)

Historische Vermessungssäulen haben heute ihre praktische Bedeutung verloren. Sie sind Denkmäler der Vermessungsgeschichte. Dreidimensionale Koordinatenbestimmungen sind in der Gegenwart mit satellitengestützten Navigationssystemen (wie dem GPS) bequem, in hoher Genauigkeit und in kürzester Zeit an fast jedem Ort weltweit möglich.

CHRISTIAN AUGUST NAGEL

geb.: 17.05.1821 in Grünberg
gest. 23.10.1903 in Dresden



Gemälde: Archiv Rainer Hohl, Leipzig

Nach dem Studium der Ingenieurwissenschaften wurde August Nagel erster ordentlicher Lehrer (1852) und Professor (1858) für Geodäsie an der Königlich Sächsischen Polytechnischen Schule in Dresden. Er war der Gestalter der Triangulation im Königreich Sachsen und Initiator sowie praktischer Betreuer bedeutender Projekte, wie der Vermessung des Erzgebirgischen Kohlenbassins und der Stadtvermessungen von Dresden und Leipzig. Ab 1888 war er Direktor des Mathematisch-Physikalischen Salons im Dresdner Zwinger.

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