Mittwoch, 9. Juni 2021

Wanderung zum Kreibitzer Wasserfall

 Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Immer noch ist das Wetter indifferent, so dass wir uns zu ferneren Ausflügen nicht entschließen können. Es gibt aber in der unmittelbaren Umgebung immer noch Ziele, die uns unbekannt sind. Zwei solche liegen heute quasi am Wege,

Wir starten am Bahnhof Teichstatt (Rybniště). Etwas abseits vom Hauptkamm des Lausitzer Gebirges hebt sich ganz solitär der Plissen (Plesivec) über der Hochfläche von Teichstatt, die zugleich eine Wasserscheide zwischen Elbe und Neiße darstellt. Der Plissen scheint zwar bis zu seinem Gipfel dicht bewaldet zu sein. Aber man weiß ja nie, ob nicht durch Abholzung interessante Sichtachsen freigeholzt wurden. Deswegen haben wir uns vorgenommen, den Gipfel des Berges zu erklimmen (und um einen weiteren Gipfel Lausitzer Gebirges „einzusammeln“). Der von uns gewählte Aufstieg ist eine Zumutung, da extrem steil. Der Gipfel ist besät mit Phonolithbrocken. Eine Gipfelmarke finden wir nicht und vor allem keine Sichtachse. Es ist nicht davon auszugehen, dass hier häufig Wanderer anzutreffen sind, wenn überhaupt jemals welche. Der Abstieg ist etwas gefälliger und an der westlichen Flanke öffnet sich über einem Jungwald plötzlich die erhoffte Aussicht zum Kamm des Lausitzer Gebirges.

Die Bergkuppe läuft zunächst sanft aus. Rinder, selbst Schweine tummeln sich auf den Wiesen. Das Gelände fällt dann aber wieder jäh nach Kreibitz (Chřibská) ab und zerfällt dabei in einige kleine bewaldete Täler. In einem dieser Täler befindet sich ein Wasserfall, der in mehreren Kaskaden herab kommt. Jetzt im Frühjahr führt er noch reichlich Wasser. Für eine Rast ist es ein lauschiges Plätzchen. Der weitere Weg aus dem Tal heraus ist gemütlich. Beim Betreten der Kreibitzer Flur begegnet uns ein merkwürdiges Gebäude, dessen Funktionalität sich auf den ersten Blick nicht erschließt (auf den zweiten auch nicht). Es sind die Reste des alten Schießhauses. In Kreibitz gründete sich bereits sehr früh eine Schützengilde.

Die Schützenbrüderschaft wurde im Jahre 1596 von einigen Stadtbewohnern gegründet. Die trafen sich, um gemeinsam den Umgang mit der Armbrust zu üben. In dieser Zeit war das Schützenhaus eine kleine Bude und eine Stange mit dem Ziel – einem Adler. Dem Verein schlossen sich allmählich weitere Mitglieder an, die Leistungen verbesserten sich und bald wurde die erste Auszeichnung erteilt – ein silberner Adler. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begannen die Stadtbewohner das Schießen aus Gewehren zu üben und Kaiser Joseph II. genehmigte bei einem Besuch der Gemeinde die Gründung eines Scharfschützenvereins. Die Bogen- und Scharfschützen schlossen sich zusammen und bauten im Jahr 1792 den heutigen Steinsockel für den Schießmast, auf dem das Ziel befestigt wurde. Der Mast verfügte über einen interessanten Kippmechanismus und war bei einer Höhe von 45 Meter der höchste in ganz Nordböhmen. Die Tradition wurde bis zum 2. Weltkrieg weitergeführt, danach wurde sie aber nicht mehr aufgenommen, der Mast wurde nicht mehr genutzt.“ (Informationstafel am Schießhaus)

Am Markt in Kreibitz angekommen gilt unser Interesse natürlich dem Gasthaus „Radnice“, welches in dem Gebäude des ehemaligen Rathauses untergebracht ist. Am Markt und im Restaurant herrscht entspannte Stimmung. War da was mit Corona? Würde nicht die Kellnerin eine Filtertüte vor der Nase tragen, käme keine weitere Erinnerung dazu auf.

Kurzer Besuch der Kirche und des Friedhofs, auf dem es sehenswerte alte Grabplatten gibt, und schon setzen wir unseren Weg fort in Richtung Ihrigtberg (Spravedlnost). Dabei berühren wir die Brodskywiese, auf der zu unserem großen Erstaunen noch fleißig das Knabenkraut blüht. Den Aufstieg zum Ihrigtberg versagen wir uns, weil die Aussicht durch die Belaubung der Bäume eingeschränkt ist. Wir wählen dafür den Weg, der von der Fuchsbleiche (Liščí Bělidlo) um den Berg herum nach Daubitz (Doubice) hinauf führt. Der Pfad verläuft oberhalb der den Berg umgebenden Wiesen. An mehreren Stellen erschließt sich ein Ausblick auf den westlichen Kamm des Lausitzer Gebirges, aufgrund seiner Ausformung auch Kreibitzer Säge genannt.

Wir erreichen die oberen Häuser von Daubitz und wandern auf einem Nebensträßchen hinab ins Dorf. Beidseitig der Straße stehen schöne Fachwerkhäuser, in deren Gärten zum jetzigen Zeitpunkt Flieder und Rhododendren herrlich blühen. Östlich des Dorfes erhebt sich der langgestreckte Phonolithrücken Steingeschütte (Široký vrch). Das ist heute unser letztes Ziel, denn am Rand eines Steilhanges befindet sich die schöne Aussichtsplattform an der Karlshöhe (Vyhlídka Karlova výšina).

Hier hat man s. über das Kreibitzthal hinweg einen Ausblick auf die Centralgruppe des Sandsteingebirges vom Kaltenberg bis zur Lausche, u. w., als Ergänzung der Aussicht vom Ihrig, über Daubitz u. die hintere böhm. Schweiz nach Sachsen. Dieser Aussichtspunkt mit seinem Geländer u. seinen Ruheplätzen mitten im Walde wurde 1905 vom Schönlinder Touristenclub hergerichtet. Im vorigen Jahrh. sind hier alte Münzen gefunden worden.“ (Dr. F. Hantschel)

Nach dem steilen Aufstieg von Daubitz her gönnen wir uns auf der Karlshöhe noch eine kleine Pause und genießen den Ausblick über das Kreibitztal. Die letzten Kilometer zurück nach Teichstatt führen nun nur noch bergab und sind reine Formsache. Lausche und Tannenberg (Jedlova) hat man dabei schön im Blick.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Über den Plissen und um den Plissen herum










Ins Tal zu den Wasserfällen





Das Schießhaus



Markt, Kirche und Friedhof von Kreibitz









Blühendes Knabenkraut an der Brodskywiese




Über die Fuchsbleiche zum Ihrigtberg






Aussichten von den Hanglagen des Ihrigtberges zur „Kreibitzer Säge“




Schönes Ortsbild in Daubitz













Die Karlshöhe auf dem Steingeschütte





Ausblicke auf Lausche und Tannenberg beim Abstieg nach Teichstadt




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