'Das Niederland, welches sich von Wiesenthal bis zur Kreuzbuche, von Niedereinsiedel bis zum Schöber erstreckt, ist zwar nur ein Gebiet von geringer Ausdehnung, aber es wird immer merkwürdig bleiben, von wie vielen Seiten dereinst die Besiedlung dieses von Thalmulden durchfurchten Hochlandes in Angriff genommen wurde. Wohl gibt keine Chronik, keine Urkunde hierüber Auskunft, und doch wissen wir mit ziemlicher Genauigkeit, wie es bei der Besiedlung zugegangen sein muss. Die ehemalige Eintheilung der Kirchensprengel liefert uns für die Urverhältnisse, in welche sonst keine Kunde zurückreicht, den fast unwiderleglichen Beweis. Dabei bleibt es auffällig, dass die Vertheilung der kirchlichen Zugehörigkeit großentheils nach den Wasserscheiden sich richtete. Das lässt sich mit wenigen Worten berichten.'
Paudler unterrichtet hier nicht nur über den Besiedlungsdruck, der mit dem Wohlstand und dem Ansehen der Städte im Inneren Böhmens und der Lausitz zunahm, er beschreibt auch den Charakter der Landschaft mit ihren offenen, sanften und weitläufigen Tälern. Hier kann man entspannt wandern und Fahrradfahren und sich an der lieblichen ländlichen Gegend erfreuen.
Es gibt verstärkt Bemühungen, den Tourismus hier in Schwung zu bringen und daraus ein gewerbliches Standbein zu etablieren. Leider ist der 'Schluckenauer Zipfel' heute wirtschaftlich abgehängt und eine Problemzone in Tschechien (wie auch die angrenzenden Landesteile in Deutschland im Verhältnis zu den eigenen nationalen Gegebenheiten). Abgesehen von der isolierten geografischen Lage der Region hat sich der Aderlass mit der Vertreibung der deutschstämmigen Bevölkerung nicht wieder ausgewachsen. Wie man aus den Medien weiß, wurden stattdessen gezielt nationale Minderheiten angesiedelt, was zu erheblichen Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen führte. Es wäre wünschenswert, wenn die Menschen erkennen würden, daß die Konflikte nicht auf den Differenzen zwischen Nord und Süd (bzw. Ost und West) sondern auf dem Verteilungsgefälle zwischen oben und unten beruhen, und zwar nicht nur in Tschechien, sondern auch in Deutschland und überall in der Welt.
Wandern versöhnt und verbindet und so wollen wir uns auf die Tour begeben. Wir starten in dem Flecken Waldeck (Valdek) zwischen Rumburg (Rumburk) und Schluckenau (Šluknov) und nehmen Kurs auf Neu Ehrenberg (Nove Křečany). Für eine Rast ist es viel zu früh, aber die Aussicht auf die Landschaft läßt uns keine andere Wahl und so legen wir eine kurze Pause ein. Der Wolfsberg (Vlčí hora) direkt über dem Tal, östlich davon das Lausitzer Gebirge und ganz am Horizont das Isergebirge breiten sich über Alt- und Neu Ehrenberg aus. Übrigens entspringt hier, ein Stückchen unterhalb, die Mandau.
Weiter geht es, vorbei am Grünen Kreuz (Zelený kříž), zu dem idyllischen Weiler Fürstenwalde (Knížecí). Hier sehen wir die Landschaft, die Paudler als von 'Thalmulden durchfurchtes Hochland' beschreibt. Nur ein kurzes Stück weiter setzt ein unmarkierter, sanft talwärts führender Weg an, der uns kilometerweit über offenes Gelände hinunter nach Schluckenau bringt. Langsam kommen Stadtkirche und Schloß, welches schön restauriert ist, auf uns zu.
Auf unserem Rückweg nach Waldeck machen wir noch Bekanntschaft mit dem ehemaligen Kurhotel Karltal. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts herrschte hier mondäner Kurbetrieb und auch nach dem Krieg wurde das Objekt noch als Betriebsferienheim genutzt. Seit der politischen Wende ist die Einrichtung dem Untergang geweiht. Die Natur hat von dem Gelände wieder Besitz ergriffen und die alten Mauern gammeln nun so vor sich hin. Sehr schade eigentlich.
Der Wolfsberg
Ortsansicht von Neu Ehrenberg
Das Grüne Kreuz
'Von Thalmulden durchfurchtes Hochland' bei Fürstenwalde
Der lange Weg nach Schluckenau...
Der Marktplatz von Schluckenau
Die Stadtkirche des Heiligen Wenzel
Das Schluckenauer Schloß
Das Kurhotel Karltal in seinen besten Zeiten...
und heute...
www.wincontact.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen