Sonntag, 10. Mai 2015

Kleine geologische Exkursion auf den Ertelsberg bei Neustadtl, Nordböhmen


Zwischen Straußnitz und Neustadtl am Polzen erhebt sich - wenn man von Böhmisch Leipa kommt - links ein nicht gerade auffälliger Basaltkegel aus den dem Kosel vorgelagerten Feldern und Wiesen. Es ist der 362 Meter hohe Ertelsberg (manchmal auch Örtelsberg). Man gelangt auf einer ehemaligen Straße (was man anhand der Belagreste zumindest erahnen kann) gleich hinter dem Friedhof am Orsteingamg von Neustadtl (wo der Hockewanzel geboren wurde) an seinen Fuß. Um ihn aber besteigen zu können, sind noch einige Elektrozäune zu überwinden, von denen er vollständig umgeben ist. Auf seiner "Spitze" sollen übrigens früher Gnome und Zwerge gehaust haben, weshalb er von den in den benachbarten Dörfern lebenden Menschen auch als Zwergelsberg bezeichnet wurde. Uns interessiert er heute wegen seiner geologischen Beschaffenheit. Der Berg stellt genaugenommen nichts anderes als ein großer, aus dicken und dünnen Säulen bestehender klippiger Basaltblock dar, dessen Gipfel eine fast ebene, geräumige Rasenfläche, die von Fliederbüschen umsäumt ist, darstellt. Hier wurde 1812 eine kleine Kapelle errichtet, von der sich aber keine Spuren erhalten haben. Auch der ehemalige, serpentinenartige Aufstieg (von der Südseite her) ist so gut wie nicht mehr auszumachen. Ansonsten ist wegen der Steilheit der Bergflanken der Aufstieg etwas beschwerlich. Er wird aber durch eine schöne Aussicht auf den Kosel und seine Umgebung belohnt. 

Uns interessiert aber mehr die geologische Beschaffenheit dieses Vulkanrestes, da er etwas ungewöhnlich ist. Bei dem Gestein handelt es sich um eine spezielle Form von Nephelinbasalt, der gerade im unteren Teil des Berges glasige Bestandteile enthält und auch dort weniger durch eine sonst typische Säulenform, sondern mehr durch seine muschelbruchartige Abbruchflächen auffällt. Schaut man sich eine Probe mit der Lupe an, dann findet man interessanterweise weder Olivineinschlüsse (wie beim Kahlstein), noch dunkle Apatitnadeln in der Nephelinmasse. Dafür aber bräunliche Flecken, die wahrscheinlich von verwitterten Titaneisen herrühren. Weiterhin fällt die gleichmäßige Klüftung des Gesteins, welches in ziegelsteinförmige Aggregationen am westlichen Bergfuß zerfällt, auf. Die äußeren Bereiche bilden sogenannte Sonnenbrenner, die sich leicht plattig zerschlagen lassen. 

Was die Pflanzenwelt betrifft, so findet man hier so alles,was man auch sonst so auf Basaltbergen findet: Leberblümchen, Vielblütige Weißwurz, Waldbingelkraut, Waldveilchen, Hohe Schlüsselblume, Maiglöckchhen, bodenbedeckend Waldmeister, Geißblatt ... Auf dem Gipfel Ackerhornkraut, Zypressenwolfsmilch, verschiedene Vergißmeinnichtarten, Frühlings-Fingerkraut, Purpurrote Lichtnelke, Ackerschmalwand, Schwalbenwurz ... Der Flieder (in zwei Farbvarianten) stammt vielleicht noch aus der Zeit, als dernGipfel eine Andachtsstelle zierte...





Das Bild täuscht. Der Anstieg ist sehr steil.




Plattenartiges Nephelinbasanit.


Entlang des Gipfelgrates wachsen in großer Zahl Maiglöckchen.



Buchenfarn unterhalb der glatten Basaltwand mit muschelbruchartiger Obderfläche.




Auf dem Weg zum Gipfel...


Fliederbüsche säumen die Stelle, wo einst eine Kapelle gestanden haben soll.


"Oben" liegt ein großer kleinsäuliger Basaltblock rum...




Blick zum Königsberg


Ein männlicher Heidespanner (Ematurga atomaria)


Am Fuß des Ertelberges hat man einen phantastischen Blick auf das Lausitzer Gebirge (linkks Kleis, rechzts lugt der Hochwald hervor).


Blick auf Neustadtl mit seiner Kirche.

2 Kommentare:

  1. Hinweis zur Bidunterschrift : Kosel und Königsberg sind zwei verschiedene Erhebungen. Im Bild scheint der Königsberg (Králův vrch) zu sehen zu sein.

    Björn

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