Mittwoch, 8. Juli 2015

Menschen, die keiner mehr kennt - Magister Carl Gottlieb Hering

Fotos: Martin Franze, Zittau

Jeder, der erfolgreich die Kindergarten- und Vorschulzeit überstanden hat, sollte folgenden Vers (von insgesamt vier) noch in Erinnerung haben:

Hopp, hopp, hopp, 
Pferdchen lauf Galopp!
Über Stock und über Steine,
aber brich dir nicht die Beine!
Hopp, hopp, hopp, hopp,
Pferdchen lauf Galopp!

und vielleicht auch die Melodie dazu. Und kurz vor der Bescherung zur Weihnacht sang (und singt?) man oft

Morgen, Kinder, wirds was geben!
Morgen werden wir uns freun!
Welche Wonne, welches Leben
Wird in unserm Hause seyn;
Einmal werden wir noch wach,
Heysa, dann ist Weihnachtstag!

Nun ja, die Melodien zu diesen beiden bekannten Kinderliedern stammen von dem Zittauer Schulmeister und Magister Carl Gottlieb Hering (1766-1853), dessen Sohn Constantin (1800-1880) in den USA die Homöopathie eingeführt hat, und die, wenn sie überhaupt funktioniert, dann nur über den Placebo-Effekt funktionieren kann. Er stammte aus dem sächsischen Schandau, studierte das damals gängige (d.h. Theologie, Pädagogik und Philosophie - in diesem Fach erhielt er übrigens den Magistertitel), arbeitete danach ein paar Jahre als Organist und kam 1811 nach Zittau, wo er auch im Jahre 1853 begraben wurde. Interessanterweise existiert sein Grabstein noch heute unweit der Friedhofskirche, wie mir ein Insider verraten hat. Seine Passion war die Musik. Sein berühmtestes literarisches Werk in dieser Hinsicht ist die "Neue sehr erleichterte, praktische Generalbaßschule für junge Musiker", die 1806 erschienen ist. In Zittau avancierte er schnell (ab 1813) zum Rektor des von Christian Weise geprägten humanistischen Gymnasiums, welches er erst 1836 ruhestandsbedingt verließ. Von ihm stammen viele Vertonungen von Kínderliedern, von denen der heute politisch inkorrekt klingende "Kaffee-Kanon" noch unbedingt explizit erwähnt werden muss:

C-a-f-f-e-e, 
trink nicht so viel Caffee!
Nicht für Kinder ist der Türkentrank,
schwächt die Nerven, macht dich blass und krank.
Sei doch kein Muselmann,
der ihn nicht lassen kann!

Ein guter Grund, meine ich, mir schnell noch einen Kaffee aufzubrühen...




Menschen, die keiner mehr kennt:  Gottfried Menzel

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