Mittwoch, 19. August 2015

Das Schloss Friedland

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Olbersdorf

Über dem Tal der Wittig (Smědá) erhebt sich so malerisch wie majestätisch das Schloss Friedland (Frydlant). Auf dem Weg ins nördliche Isergebirge kann man diese Anlage nicht übersehen. Jedem Reisenden dürfte die stolze Silhouette des Schlosses bekannt sein, aber sicher hat nicht jeder die alte Burg auch schon von innen gesehen. Man könnte das auch als Versäumnis bezeichnen.


Die Burg wurde bereits Anfang des 13. Jahrhundert von dem Geschlecht der Ronov auf einem steilen Basaltfelsen errichtet. Bald aber wurde sie dem Meißner Geschlecht der Bibersteins übergeben, die das Land von hier ca. 300 Jahre beherrschten. Nach dem Erlöschen der böhmischen Linie der Bibersteiner erwarb 1558 das Geschlecht der von Redern das Anwesen, woran dieses sich jedoch nicht lange erfreuen konnten, weil man sich bei der Schlacht am Weißen Berge auf die falsche Seite geschlagen hatte und folgerichtig enteignet wurde. Zum Lohn für seine Verdienste im Sold des Kaisers erwarb Albrecht von Wallenstein (Albrecht Václav Eusebius z Valdštejna) die Burg zu lächerlich günstigen Konditionen. Der nach Macht und Reichtum strebende Wallenstein erreichte, dass das mit Friedland verbundene Territorium zum Herzogtum erhoben wurde, womit er in den Reichsfürstenstand aufstieg. Obwohl Friedland dem Herzogtum seinen Namen lieh, ließ sich Wallenstein höchst selten hier sehen. Er bevorzugte seine Residenz in Jitschin (Jičín).

In den Jahren bis zu seiner Ermordung gelang es Wallenstein, das Herzogtum zum wirtschaftlich erfolgreichsten Gebiet Europas zu etablieren. Doch Reichtum und Macht schafft Feinde und Begehrlichkeiten. Einem intriganten Klüngel gelang es, Wallenstein des Hochverrats zu bezichtigen, beim Kaiser anzuschwärzen und das Todesurteil für ihn zu bewirken. In Wirklichkeit ging es erneut um die Umverteilung der Vermögenswerte der reichsten böhmischen Adelsfamilien (daneben Trčka, Kinsky). So wechselte das Herzogtum nebst Schloss einmal mehr den Besitzer. Davon partizipierte Generaloberst Mathias Graf Gallas, einer der Verräter Wallensteins. Das Gebiet von Friedland blieb dann bis 1945 in Händen der Familie Gallas, in der Erbfolge Clam-Gallas.

Die Burg wurde im Laufe der Zeit ständig erweitert und umgebaut. Beengt durch die Lage auf dem Felsen kam die Erweiterung nur durch Aufstockung in Frage. Der frühgotischen Burg wurden nach und nach bauliche Elemente der Renaissance und des Barock hinzugefügt. Die Familie Clam-Gallas bewohnte das Schloss noch bis zum Ende des zweiten Weltkrieges. Teile des Komplexes wurden aber bereits um 1890 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, eine durchaus unübliche Geste zu jener Zeit. Bis heute ist der überwiegende Teil des Interieurs erhalten geblieben. Neben einem kompletten Hausstand zeigt die Ausstellung noch eine reichhaltige Sammlung an Waffen, Porzellan, Pfeifen, Gemälde, Garderobe und anderen Requisiten. Sie gewährt dadurch einen umfangreichen Einblick in die Lebensverhältnisse der letzten Jahrhunderte. 

Unterhalb des Schlossberges befindet sich die alte Schlossbrauerei. Diese wurde am 19. Juli 2014 wieder eröffnet. Dabei wurden 2000 Liter Freibier ausgeschenkt. Leider nur an diesem Tage.

Das Schloss kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden, aber diese ist sehr anschaulich. Knapp bemessen sind dafür zwei Stunden einzuplanen. Fotografieren in den Räumlichkeiten ist untersagt. Bereits bis 1989 bemühte sich der tschechische Staat um Werterhaltung und Sanierung des Schlosses. Die Möglichkeiten waren jedoch bescheiden. Ich erinnere mich an meinen ersten Besuch Mitte der 1980er Jahre. Man hatte gerade die Schlosskapelle samt der Deckengemälde restauriert. Für die Dachsanierung war es jedoch nicht möglich, das beantragte Kupferblech zu beschaffen mit dem Ergebnis, dass die frisch renovierten Deckengemälde infolge Wassereinbruch bereits wieder beschädigt waren. Um so erfreulicher ist der heutige Zustand der Anlage, obwohl im Außenbereich, wie bei vielen historischen Gemäuern, die Restaurierung nie ganz zum Abschluss kommt.

Das Schloß Friedland in Böhmen und die Monumente in der Friedländer Stadtkirche
Chronik der Standesherrschaft, Stadt und Kirchgemeinde Seidenberg mit Bezugnahme auf Friedland



Hof- und Außenbereich des Schloss Friedland




















Sofern Wallenstein im Herzogtum weilte, hielt er sich in Jitschin auf







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