Montag, 5. Oktober 2015

Der Hasenberg

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz



Es gibt landschaftliche Elemente, denen man wenig Beachtung schenkt, obwohl sie immer wieder auffallen, wenn man daran vorbei kommt. Z.B. der Hasenberg (Borská skalka) bei Arnsdorf (Arnultovice). Fährt man auf der tschechischen Bundesstraße 9 Richtung Schöber, sticht der Basaltblock, versehen mit einem markanten Masten, direkt ins Auge. Nachdem ich unlängst Personen auf dem Felsblock sah, schien es höchste Zeit, der Örtlichkeit selbst einmal einen Besuch abzustatten. Auf der Internetseite des Lausitzer Gebirges gibt es dazu eine verlockende Beschreibung. Diese mag wohl so zutreffen, aber an jenem herbstlichen Tag war nicht nur die Sicht durch Nebel eingeschränkt, auch der glitschige Fels ließ uns von einem Aufstiegsversuch Abstand nehmen, vielleicht ist er auch nur Kletterern vorbehalten. Auf der Nordseite fällt der Fels steil ins Tal ab, dort sind eine Reihe von Kletterhilfen sichtbar.

Noch bestand Hoffnung auf verbesserte Sichtverhältnisse, so dass wir uns in Richtung Kleis (Klic) aufmachten. Der Kleis bietet nun nach dem -zigsten Aufstieg keine Überraschungen mehr, aber es ist aufgrund seiner großartigen Rundsicht immer ein andächtiger Aufenthaltsort, auch heute mit nunmehr leidlichen Sichtverhältnissen. Herrlich ist der Blick auf den kompletten Höhenzug des Lausitzer Gebirges vom Kaltenberg (Studenec) bis zum Trögelsberg (Vysoka). Dabei erhält man einen Eindruck von dem großen Waldbestand, der dieses Gebirge ausfüllt. 

Typisch 'Deutscher Wald' könnte man schwärmen, ist es aber nicht, der sieht anders aus. Man kann sich mit eigenen Augen auf deutscher Seite davon überzeugen. Da hilft es auch nichts, wenn ab und an in den Medien Erklärungen zu den höchst wissenschaftlich ausgerichteten forstwirtschaftlichen Maßnahmen abgegeben werden, wie zuletzt am 22.09.2015 in der Sächsischen Zeitung* ('Wald weckt Begehrlichkeiten'). Entschuldigung, aber es sieht Sch... aus im Zittauer Gebirge (wer es politisch korrekt mag: es sieht übel aus). 

Es ist nun mal so, wenn betriebswirtschaftliche Begehrlichkeiten dazu verleiten, sich neue wissenschaftliche Standards auszudenken und diese als Gemeingut zu verkaufen. Das schöne an den neuen Konzepten ist, dass der Erfolg nicht von einer Generation Mensch gemessen werden kann und sich niemand für die langfristigen Ergebnisse verantworten muss. Ich bin kein Forstwirt und ich will den Forstwirten daher nicht ins Handwerk reden, aber meine Meinung werde ich ja noch sagen dürfen. 

Alle Artikel, die sich mit diesem leidigen Thema beschäftigen, lassen zwischen den Zeilen die betriebswirtschaftlichen Interessen durchschimmern und an die größenwahnsinnige Idee, die Elefantensteine durch Sprengung dem Cash Flow zu opfern, kann sich noch jeder Heimische erinnern. Das ist eben so, wenn der Eigentümer, der mit seinem Wald machen kann, was er will, die Interessen der Anlieger, z.B. mit Blick auf den anderen Wirtschaftsfaktor Fremdenverkehr, nicht berücksichtigen muss. Dazu gehören auch die Wege, z.B. der Körtingweg von Lückendorf zum Scharfenstein (siehe SZ* vom 25.08.2015). Vielleicht wäre der bezifferte Jahresgewinn des Fortsbetriebes von € 95.000 dort gut angelegt gewesen. 

Und noch ein Wort zum Einsatz der schweren Technik in dem kleinen Naturpark Zittauer Gebirge, das eher filigrane Züge trägt und nicht mit großen Waldgebieten verglichen werden kann. Die ausgebauten Wege, die Schneisen und das wirtschaftlich uninteressante Restholz, welches den Wald vermüllt, zerstören den Charakter dieses Naturparks. Natürlich ist der Einsatz von Harvester & Co. sicher wieder einmal die kostengünstigste Methode, die aufgeboten werden kann, aber es geht auch anders und der Einsatz der schweren Technik ist ehedem umstritten (siehe hier).

* Anmerkung : nicht wundern, die Links zu den Beiträgen der Sächsischen Zeitung sind wahrscheinlich nur für registrierte Abonnenten lesbar.


Schöne Ortslage von Arnsdorf an den Wiesen nördlich des Hasenbergs



Der Basaltblock des Hasenbergs mit Kletterwegen



Die großen Blocksteinhalden am Kleisgipfel





Weite Aussichten vom Kleisgipfel, auch auf die Waldbestände des Lausitzer Gebirges






Herbstfärbung des Heidelbeerkrautes


Abstieg vom Kleis



Es ist Pilzsaison



Der Kleis mit seiner schroffen Südflanke


Ortel, Tölzberg und Roll


Der 'Deutsche Wald', schön aufgestapelt an der Leipaer Straße




… und die Hinterlassenschaften einer höchst effizienten Technik zwischen Jonsberg und Ameisenberg





1 Kommentar:

  1. Endlich mal ein Beitrag der nicht nur beschreibt und bebildert, sondern Einfluss auf aktuelle Probleme begehrt. Bitte mehr davon. Applaus von Achim

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