Montag, 22. Februar 2016

Achate...

Eindrücke von der Mineralien-Sonderausstellung im Karasek-Museum Seifhennersdorf

Nur ganz kurz. Achat ist erst einmal nichts weiter als ganz gewöhnlicher Quarz (SiO2), dessen Name auf den antiken Namen des Flusses Dirillo auf Sizilien zurückgeht, wie er einst Archimedes noch geläufig war (ἀχάτης). Auch in unserer Gegend, genauer in Nordböhmen gleich hinter Turnau am Hang des Berges Kosakow, kann man Gesteinsknollen aufsammeln, in deren Innern sich Achate verbergen - man nennt sie schlicht "Mandelsteine". Einfacher ist es jedoch, man fährt im Sommer zur Burg Trosky bei Gitschin (in dessen Wald einst der Räuber "Fürchtenix" lebte) und zückt beim Händler auf dem Parkplatz sein Portemonnaie (solange es noch gefüllt ist, denn die "Flüchtlingskrise" soll uns demnächst nach Prof. Raffelhüschen im alleroptimistischsten Fall satte 900 Milliarden Euro kosten), um fertig geschliffene Achate zu erwerben. Spätestens da stellt sich dem nicht nur an der Ästhetik dieser Steine interessierte Käufer die Frage, wie sie wohl einst entstanden sein mögen. Und da reicht ein Rundblick von dem Turm "Baba" ("altes Weib") der Burg Trosky aus, um eine Ahnung davon zu bekommen - denn man sieht von dort aus ringsumher überall Vulkanberge, d. h. in der Gegend (dem sogenannten "Böhmischen Paradies") hat es einmal (genauer im Miozän) ganz mächtig gewaltig (Benny) vulkanisiert. Dabei sind gasreiche Magmen gefördert worden, die - je mehr sie sich bei ihrem Aufstieg in einem Vulkanschlot der heutigen Oberfläche der Tschechischen Republik mit dessen Präsidenten Milos Zeman an der Spitze genähert haben - unter Druckentlastung zu entgasen begannen (wie das furchtbar schlimme Kohlendioxid in der Cola-Pulle, wenn man zu schnell den Verschluß öffnet - welches bekanntlich die Klimakatastrophe - ähnlich wie der Vorgang des Ausatmens - immer weiter anheizt (siehe Prof. Schellenhuber vom PIK, dem unermüdlichen Katastrophenwarner)). Doch meistens kam das hauptsächlich basaltische oder phonolithische Magma gar nicht erst bis an die Oberfläche, sondern blieb quasi in der obersten Erdkruste stecken, wo es dann langsam auszukühlen begann. Dabei bildeten sich im erstarrenden Magma kleine, zuerst mit Gas gefüllte Hohlräume - sogenannte Drusen - die sich nach und nach mit mineralhaltigem Wasser füllten. Je nach Zusammensetzung dieser "Wässer" und den konkreten Umgebungsbedingungen in Bezug auf Temperatur, Druck und Umgebungsgestein kristallisierten allmählich in diesen Hohlräumen Quarze, Kalkspate und auch Achate aus, wobei Letztere eine mehr amorphe, chalzedonartige (Feuerstein!) Struktur aufweisen (gewöhnlich enthalten Drusen Bergkristalle und Rauchquarze, wenn die Schmelze mehr "sauer" (kieselsäurereich) war, ansonsten eher grüne Olivine (in Basalten wie dem des Kahlsteins bei Mikenhan, Nordböhmen oder des Steinbergs bei Ostritz). Die farbenprächtige Bänderung entsteht übrigens durch den wechselnden Gehalt unterschiedlicher im Wasser gelöster Stoffe (Metallionen, Stichwort "fraktionierte Krisallisation"), die mit dem Silikat schichtenweise nach innen aufeinander abgelagert werden. Im Laufe der Zeit verwitterte, wie gesagt, das Deckgebirge und die erstarrten Vulkanschlote erhoben sich (da sie aufgrund ihrer Festigkeit der Verwitterung erfolgreich trotzten) in der Landschaft, was im Mittelalter einige Adelige veranlaßte, auf ihren Gipfeln mehr oder wenig spartanisch eingerichtete Eigenheime (sogenannte "Burgen") erbauen zu lassen (Trosky, Bösig, Roll...), was vom heutigen Standpunkt des Tourismus eine durchaus gute und löbliche Idee war. Auf diese Weise (Abtragung des Deckgebirges) kamen die "Mandelsteine" (das sind die "Steine", die in ihrem Kern Achat enthalten) an die Erdoberfläche, wo sie, was archäologisch zumindest am Kosakow zweifelsfrei nachgewiesen ist, bereits von sogenannten "Steinzeitmenschen" (*) aufgelesen und dann aufgeschlagen worden sind, um sich an dessen glasigen und buntem Inneren zu erfreuen. Und das "Erfreuen" an ihnen tut man ja heute noch...

(*) ein Gerippe von Ihnen kann man, wenn es wieder etwas wärmer geworden ist, im Heimatmuseum Böhmisch Leipa besichtigen... 









2 Kommentare:

  1. ;-) - tztztz, was doch diese 'fruehzeitlichen Umwelt-/Wasserverschmutzungen' so an Schoenem zu schaffen vermochten; hey ?!


    LG, Gerlinde
    mit Dank f. Post (inkl. der politischen Einblicke - auch wenn dadurch noch keinen Durchblick bietend ;-) = Wissenschaftler/Logiker mit Witz sind - mM - immer wieder koestlicher als wir 'Durchschnitts-Traeumer'. Bei uns heisst ein beliebter TV-Knabe der Sektion 'Logiker' "Dr. Karl" und ist wirklich heissgeliebt - zumindest vom TV-Publikum)

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  2. Jürgen Cieslak6. März 2016 um 14:40

    Lieber Matthias Scholz,
    der Text ist noch schöner als die Fotos. Ich musste zuerst Schmunzeln, dann laut lachen....treffend, pointiert, klasse. Unser böhmisches Nachbarland - ein Panoptikum. Leider versteckt, leider vergessen und leider langsam zu ende gehend. Ich denke dabei auch an die kleinen Städtchen und Dörfer, die vielen "Denkmäler" in den Wäldern, an den Straßen und Wegen oder auf o0der in den Felsen. Mein Vater kannte so vieles, er starb vor 10 Jahren mit 90, so geht vieles verloren. Man möchte rufen "verweile doch, Du bist so schön..." Aber das funktioniert nicht, unsere zeit ist viel zu nüchtern.
    Seifhennersdorfer Museum? Solche schönen Sachen haben wir da? Muss mal wieder gucken gehen.
    kleiner Nachsatz: das historische Zittau inmitten des Umgebindelandes. Einmal Umgebinde hat die Stadt, ein zweites hatte ich noch in Resten in der Nähe der Friedensstraße gesehen - vor 30 Jahren. Heute würde ich fix knipsen, damals ging das noch nicht.

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