Dichter Nebel empfängt uns auf unserer Fahrt ins Böhmische Mittelgebirge am Schöberpass (Stožecké sedlo) und will sich nur schwerlich lichten. Als wir die Höhen des Gebirges bei Mertendorf (Merboltice) erreichen, zeigt sich zögerlich die Sonne und bei der Ankunft in Triebsch (Třebušín) scheint es, als würde es noch einen schönen Spätsommertag geben. Der Ort schmiegt sich an die Felsen des Kelchberges (Kalich). Das Ensemble der Häuser des Bergdorfes, die sich um den kleinen Markt sammeln, hätte das Zeug zu einem munteren Marktflecken, aber es ist wie ausgestorben und das alte Schloss, welches bis 2010 noch ein Hotel beherbergte, ist dabei, sich in die ewigen Jagdgründe zu verabschieden. Das war nicht immer so. Die Enzyklopädie 'Das Königreich Böhmen. Leitmeritzer Kreis' von 1833 beschreibt ein lebendig gewerbliches Geschehen im Ort.
'Die Zahl der Gewerbsleute des Dominiums betrug zu Anfang des Jahres 1832: 33. Darunter befanden sich: 2 Bäcker, 3 Bierschänker, 1 Bräuer, 2 Fleischhauer, 2 Krämer, 1 Maurermeister, 1 Müller, 2 Schmiedte, 5 Schneider, 3 Schuhmacher, 2 Wagner, 1 Ziegeldecker und 1 Zimmermeister. Auf dem Jahrmarkte zu Triebsch, der zu Michaeli gehalten wird, verkauft man in 60 bis 80 Buden und Ständen die gewöhnlichen Artikel des ländlichen Marktverkehrs an Schnitt~, Leder~, Blech~, Eisen~, Kürschner~ und andere Waren. … Das Gesundheits~Personale besteht aus einem Wundarzte und einer geprüften Hebamme , beide zu Triebsch'.
Gleichwohl findest man um Triebsch und dem Nachbarort Rübendörfel (Řepčice) ein paar hübsche Anwesen, aber deren Besitzer werden ihre Arbeit heute wohl in Leitmeritz (Litomerice) verrichten.
Gleich zu Beginn der Wanderung geht es hinauf auf den Kelch. Schon von weitem hören wir vom Gipfel Antriebsgeräusche von Arbeitsgeräten. Tatsächlich wird der Gipfelbereich professionell von Bewuchs befreit und archäologisches Personal bemüht sich, die Reste der einstigen Burganlage zu sichten und zu sichern. Die einst wehrhafte Burg wurde Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut und 1437 durch die Truppen des Oberlausitzer Sechsstädtebundes niedergebrannt, da sich deren Besitzer an räuberischen Einfällen in die Oberlausitz beteiligten. Eine Informationstafel bescheinigt der Ruine, ein Denkmal europäischen Ranges zu sein.
Wir erfreuen uns indes an der weiten Aussicht ins böhmische Land; insbesondere die sich über Rübendörfel erhebende Jungfrau (Panna) und der herrliche Dreiberg (Trojhora) mit seinem zackigen Basaltgipfel südlich von Triebsch erregen unsere Aufmerksamkeit. Das Schattenspiel der letzten sich auflösenden Wolken und Nebelschwaden zeichnet schöne Farbspiele in die Landschaft.
Unser nächstes Ziel ist der Weiler Hinternessel (Zadní Nezly). Eigentlich ist uns die Gegend gut bekannt, trotzdem zieht uns Hinternessel wegen seiner reizvollen Lage immer wieder an. Von den wenigen Häusern hier oben öffnet sich ein wunderbarer Blick in die tiefer liegenden Täler und auf die eingebetteten Berge, im Dunst gerade noch erkennbar die Hasenburg (Hazmburk). Hier ist der richtige Platz für eine Rast. Auf dem folgenden Weg nach Hummel (Homole u Panny) geht es über ausgedehnte Wiesen weiter hinauf auf den Kamm des Böhmischen Mittelgebirges. Hier befinden wir uns auf dem Niveau der Höhen um Wernstadt (Vernerice), die jetzt in der Ferne zu sehen sind.
In dem schönen Bergdorf Hummel, welches wir bereits früher einmal erspäht hatten, wäre eigentlich die Zeit für eine Erfrischung gekommen, aber der Gasthof öffnet wieder einmal erst um 16 Uhr und wir haben uns noch ein wichtiges Ziel vorgenommen, welches man unmöglich aufgeben darf: den Aufstieg zur Jungfrau. Ihren Gipfel bekrönte einst die Schwesterburg des Kelchs, von der aber keine Reste mehr vorhanden sind. Es ist heute schwer vorstellbar, wie diese Burg in dem exponierten Gelände einen Halt finden konnte. Der Sage nach sollen die beiden Burgen durch einen unterirdischen Gang verbunden gewesen sein, was aufgrund der geografischen Verhältnisse getrost ins Reich der Fabel verwiesen werden kann. Der Ausblick vom Gipfel ist beschränkt aber dennoch gewaltig: im Osten der Kelchberg, diesen überragend der Geltsch (Sedlo), südlich zwischen Dreiberg und Sankt Georgsberg (Říp) das Band der Elbe. Ein schöner Abschluss einer genussreichen Wandertour.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Blick über Triebsch
Aussichten vom Kelchberg
… zur Jungfrau
… zum Dreiberg
Der Geltsch
In Hinternessel
Der Fernsehturm auf dem Zinkenstein (Buková hora)
Blick hinüber zu den Wernstädter Höhen
Die Jungfrau
Die Kirche des hl. Pius (in Hummel)
Aussichten von der Jungfrau
… Geltsch und Kelch
St. Georgsberg, Elbe, Dreiberg
Goldberg (Liščín), Langer Berg (Dlouhý vrch), im Vordergrund Dreiberg
Der Dreiberg
Rübendörfel mit Jungfrau
Kirche in Triebsch
Die Wanderungen müssten eigentlich unter dem Synonym B-hurntz komplett abrufbar sein oder durch Eingabe eines regional bezogenen Suchbegriffs.
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