Der historische Kegelweg (Kuželovka) verbindet, beginnend am Jeschken (Ještěd), die Kegelberge der Polzenlandschaft (Ploučnice) mit den Bergen jenseits der Elbe und endet am Milleschauer Berg (Milešovka). Schon beim Abstieg vom Jeschkenkamm nimmt man die ersten vulkanischen Kuppen wahr, die sich unweit von Oschitz (Osečná) aus dem flachen Gelände erheben und mit einer recht spektakulären Ausformung auf sich aufmerksam machen. Der Krassaberg (Chrastenský vrch) ist der erste unter denen, jedoch noch von vermeintlich niedlichem Ausmaß. Da Rudolf Kauschka diesen Berg wenigstens am Rande erwähnt, sollte man doch einmal nachschauen, wie es sich damit verhält.
Am hübschen Krassasee (Chrastenský rybnik) beginnen wir unsere Wanderung und nehmen direkt Kurs auf den Berg. Mit Wegen in Richtung Gipfel sieht es recht mau aus. Ein sehr dürrer Pfad führt entlang eines Grates sehr steil hinauf zum Gipfel, der von einer sehenswerten Felsformation abgeschlossen wird. Zwischen den Buchen, die sich an den steilen Hängen mit gewaltigen Wurzelsystemen festhalten, besteht hier und da eingeschränkte Aussicht auf das Umland. Natürlich suchen die Augen gegen Norden den geliebten Silberstein, der aus dieser Perspektive völlig unspektakulär posiert. Schön sind die hier anzutreffenden Türkenbundlilien.
Wandertag ist bei uns in der Regel der Dienstag, was mir häufig den Vorwurf einbringt, absichtlich einen Tag zu favorisieren, an dem viele Lokale in Tschechien geschlossen sind (ich gelobe, das ist der reine Zufall!). Heute haben wir Glück und können uns in Hammer (Hamr na Jezeře) mit Speis‘ und Trank versorgen, bevor wir die Wanderung fortsetzen. Der Weg zum Dewin (Devin) wird durch die auffallend malerische Szene mit dem Berg eingeleitet, der sich über dem Hammersee erhebt. Je nach Blickrichtung erweitert sich die Kulisse um Jeschken, Krassaberg und Hammerspitzberg.
'Das Thal, eines der lieblichsten im nördlichen Böhmen, ist östlich vom Jeschkenkamm umschlossen, über den sich die gewaltige Pyramide des Jeschkens erhebt, und südlich von bewaldeten Sandsteinbergen. Eine von diesen Erhebungen trägt in 435 Meter Höhe die umfangreichen Ruinen der Burg Dewin, die jedenfalls einst zu den schönsten Burgen Böhmens gehörte. Um nach Dewin zu gelangen, wähle man entweder die angenehme Kahnfahrt über den See oder wandre am nördlichen Ufer hin, ... Von einem am westlichen Abhange befindlichen Steinbruche führt ein bequemer Weg hinauf.
Auf einer Felskuppe erblickt man die Reste eines Wartturmes, zahlreiche Trümmer von Mauerwerk von den beiden Burgthoren und der Kapelle, ferner das Hauptgebäude der Burg mit Spuren von Kellern, Zimmern, Küche u.s.w. Auch das Burgverlies und ein tiefer, in den Felsen gehauener Brunnen sind noch vorhanden. Erwähnenswert ist besonders noch der Turnierplatz. Die Aussicht, namentlich auf den See, die Städtchen Wartenberg und Gabel, den Roll, das rechts darüber hinausliegende böhmisch-sächsische Grenzgebirge ist recht lohnend. Im Sommer trifft man in den Ruinen eine einfache Restauration an. Die Burg soll ebenso wie die Burg Ralsko von den Wartenbergern und zwar im 13. Jahrhundert gebaut worden sein. Die immer währenden Räubereien, besonders zur Zeit der Wartenberger Fehde, waren die Ursache, daß im Jahre 1441 die Macht der Sechsstädte auch vor Dewin erschien. Obwohl man die Burg nicht zu erobern vermochte, wurde doch die ganze Umgegend verheert. Ruine ist Dewin seit der Zeit des dreißigjährigen Krieges.‘
[Korschelt, Gottlieb, 'Führer durch Zittau und Umgebung und das Sächsisch-Böhmische Grenzgebirge', 1894]
Die immer noch mächtigen Ruinen der Burg Dewin sind heute umgeben von Buchenwald, so dass kaum noch eine Aussicht besteht. Nach der Restauration hält man vergebens Ausschau. Allein der schmale Ausblick auf der Südseite der Burganlage auf den spitzig aufragenden Hammerspitzberg begeistert mich immer wieder. Auf diesen unwegsamen Gipfel führt wohl kein Weg mehr hinauf.
In den Wäldern um das Polzental herum ist noch so manch schöner Fels verborgen. Eine ganze Ansammlung davon finden wir in dem Rund der als Amphitheater (Divadlo) benannten Sandsteinarena, in der es immer wieder neue Formationen zu entdecken gilt. Allerdings sind die Rundwege entlang der Felswände von starker Erosion betroffen, so dass man bei einer Begehung entsprechende Vorsicht walten lassen sollte.
Der Rückweg zum Krassasee führt uns zunächst hinauf in die Gemarkung des verschwundenen Dorfes Schwarzwald, dann hinab zu dem imposanten Felsen Dohlenstein (Kavčí skála). Wir staunen nicht schlecht, als wir am Fuß des Felsmassivs ein großes Bohrgerät wahrnehmen, welches sich hier in die Tiefe frisst. Gemäß Firmenschild wird die Anlage durch die Firma DIAMO betrieben, die ansonsten für die Entsorgung des Uranabbaufeldes am Roll zuständig ist. Sollten hier so nebenbei Erkundungen für künftige Vorhaben im Gange sein? Wir wissen es nicht. Vielleicht ist das auch besser so.
Die GPS-Daten zur Tour findet man hier.
Die Runde beginnt am
malerischen Krassasee
Der Krassaberg sieht aus
der Perspektive ganz harmlos ausbreiten
Felsformation am Gipfel des Krassabergs
Blick zu Dewin und Hammerspitzberg
Türkenbundlilie
Kräftiger
Buchenbestand am Gipfel des Krassabergs
Dewin und
Hammerspitzberg
Überm Hammersee: rechts
Dewin, links Krassaberg
Ruinen der alten Burg Dewin
Felsen des Amphitheaters
Der Große Dohlenstein (mit Bohrgestänge)
Zurück am Krassasee
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