Dienstag, 31. Juli 2018

Wanderung zum Dubitzer Kirchlein


Obwohl ich meine Wandertouren – ich schwöre es – mir ausschließlich selbst ausdenke, ist mir natürlich auch die Wanderliteratur der heimischen Region bekannt. Dazu gehören z.B. die Wander- & Naturführer aus dem Berg- und Naturverlag Rölke, hier speziell der für das Böhmischen Mittelgebirge. Eine Tour daraus habe ich schon lange im Auge. Da unsere Ortskenntnis am östlichen Elbufer endet, wollen wir heute einmal den Wanderführer von Dr. Rölke zu Rate ziehen. 

Unser Ziel ist das Dubitzer Kirchlein, welches wir von der anderen Elbseite aus Richtung Kamaik (Kamýk) und Wittine (Vitin) schon gesehen hatten. Nach alten Überlieferungen muss es sich um einen wirklich romantische Flecken handeln. Über Tetschen (Děčín) via Aussig (Ústí nad Labem) fahren wir nach Salesel (Dolní Zálezly), von wo der Aufstieg geplant ist. Schon die Fahrt durch das Elbtal gefällt mir und spontan werde ich an die Eindrücke erinnert, die uns Dr. Josef Karl Eduard Hoser in seiner Schilderung „Die Sommerfahrten der böhmischen Dampf-Schiffe und der malerische Charakter des Elbe-Thals von Obřistwj bis Meissen“, 1847, hinterlassen hat (er fuhr damals elbawärts). Lesen wir ein Stück aus diesem Aufsatz, welcher die Landschaft zwischen Klein Tschernosek und Salesel beschreibt, die wir heute von oben her noch sehen werden.

Hinter Cernosek erhebt sich auf einer malerischen Anhöhe, die aber von ihrem Nachbar noch um ein gutes Drittheil überragt wird, die Schlossruine Kameik, unter ihr das gleichnamige Dorf. Am linken Flussufer und etwas näher oben lagert auf grüner Anhöhe das Dorf Klein-Cernosek, von welchem an das Elbethal mit einem Male das Ansehen eines melancholischen, vom grauen klippigen Basaltbergen umgürteten Sees erhält. Landschaftliche Bilder in mannigfaltiger Abwechslung umgeben diesen stillen romantischen See, der dem Landschaftsmaler mannigfaltige Studien anbietet, und den Denker zu einer Reihe ernster Betrachtungen anregt. … 

... Am Ende dieses scheinbaren Sees verengt sich die Elbe bis zur Breite von etwa 60 Schritten, bald aber erweitert sich das Thal wieder in eine wahrhaft erhabene graue Bergwelt, die an einem heiteren Sommertage, besonders in den Morgen oder Abendstunden, dem Auge unbeschreiblich wohlthut und das Herz erweitert, an einem trüben Novembertage aber unwillkürlich zur Schwermuth stimmen und Gedanken des Todes und der Vernichtung in der Seele des einsamen Schiffers hervorrufen muss. Thonschiefer und Phonolithberge, in unzählige Schrunden und Klippen zerbrochen, thürmen sich in steilen grossen Massen auf, die der am linken Ufer durch ein hölzernes Geländer gegen den Fluss geschützten Strasse kaum den nöthigen Raum gestatten. 

Die Dörfer Lichtowitz, und in geringer Entfernung hinter diesem, Praskowitz mit seiner Kirche am linken – Libochowan am rechten Ufer beleben und erheitern die Gegend, die, je mehr man sich diesen Örtern nähert, überhaupt im scharfen Contraste mit den wilden Bergen umher, einer der herrlichsten und fruchtbarsten Thalkessel an der Elbe, und mit tausend ländlichen Reizen geschmückt ist. Es liesse sich schwer bestimmen, welche Seite des nun wieder geräumigen Elbethals an Schönheiten die reichere sei. Überall sind die Abhänge der höchst mannigfaltig und schön geformten Berge mit Wäldern und Obsthainen, in welchen wohlhabende Dörfer behaglich versteckt liegen, und mit wohlbestelltem Ackerlande bedeckt. ...

Bei Libochowan zurückschauend, zeigt sich im Hintergrunde des engen einsamen Flussthales zur Linken noch einmal Dorf und Ruine Kameik an der Höhe des Berges; rechts über schaut die Kuppe des Lobosch eine vorliegende Bergwand, und sein in nördlicher Richtung fortsetzender scharfer Rücken bildet von diesem Standpuncte aus gesehen, eine zweite, der höhern zur linken Hand liegende – bedeutend niedrigere Kuppe. Tiefer am Flusse hinab kömmt man an einer hart über dem rechten Ufer sich erhebenden Klippe von Basalt vorbei, die senkrecht aufgerichtete aber zur Verwitterung sehr geneigte Säulen von beträchtlicher Dicke zeigt. Links auf einer Bergkuppe blickt die Kirche des Dorfes Dubnitz, das aber auf dem jenseitigen Abhange liegend selbst nicht gesehen werden kann, freundlich und gleichsam segenspendend dem vorübereilenden Schiffer ins Elbethal herein – eine der anziehendsten Stellen, die von keinem Reisenden übersehen werden sollte. Solche Lagen ländlicher Gottes-Tempel von der allbelebenden Natur, die selbst der eigentliche sichtbare Tempel Gottes ist, umgeben, können nicht anders als zu demuthsvoller Anbetung des Herrn des Weltalls und zu innigem Danke gegen den allmächtigen Geber alles Guten stimmen.

Wir blicken etwas nüchterner auf das Elbtal, als Herr Hoser, sind aber trotzdem zufrieden, obwohl nach regenreicher Nacht Dunst die Sicht ein wenig trübt. Die besten Ansichten bieten sich vom Müllerstein (Mlynářův kámen) und der Doerell-Aussicht (Doerellova vyhlídka). Allein der Ort Dubitz (Dubice), von dem wir uns so viel versprochen haben, erfüllt nicht unsere romantischen Erwartungen – Kirchlein hin, Kirchlein her. Das Dorf ist gewachsen, ihr Standort ist ziemlich ummauert. Dafür ist der Mühlengrund noch zu erwähnen, durch den wir von Salesel aufgestiegen sind. Das Wasser schießt hier nach den Niederschlägen der Nacht von Morawan (Moravany) über bemerkenswerte Kaskaden zu Tal. 

Auf der Rückfahrt genehmigen wir uns noch einen Besuch im Schloss Ploschkowitz (Ploskovice), einer Sommerresidenz der Habsburger.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.



Aufstieg im Mühlengrund 








Kletschen und Milleschauer



Das Dubitzer Kirchlein



Tiefblicke ins Elbtal









Schloss Ploschkowitz



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