Montag, 13. April 2020

Wanderung um Bertsdorf herum (Spitzberg, Hutberg, Breiteberg, Steinberg, Pocheberg)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Heute wollen wir einmal zeigen, wie man dem Corona-Virus entfliehen und aus der Not hier in unserer schönen Oberlausitz eine Tugend machen kann. Man kann die Wanderung aufgrund ihrer Länge durchaus als ansprechend bezeichnen. Dabei ist jedoch jeder m² fußläufig ohne weiteres von zu Hause aus zu erreichen. Während am Vorabend der Wanderung die Repressionsmaßnahmen noch einmal angezogen wurden, liest sich das morgens im Hausblatt dann aber so:
Nach der Wiederzulassung von Wochenmärkten gibt es ab sofort eine weitere Lockerung, die vor allem älteren, alleinstehenden Menschen zugutekommen soll. So darf man im Freien nun in „Ausnahmefällen“ auch mit einer zweiten Person unterwegs sein, die nicht dem eigenen Haushalt angehört“. So in der Sächsischen Zeitung vom 01.04.2020. (Dies wird doch wohl kein Aprilscherz gewesen sein?). Es ist unglaublich großzügig. Da wissen wir doch glatt, wem wir bei der nächsten Wahl unser Vertrauen schenken.
Nun machen sich also zwei ältere Menschen auf den Weg. Wir werden auf dieser Tour die großartigsten Ausblicke genießen können, die unsere nähere Umgebung bietet. Zunächst von der Koitsche in Richtung Scheibeberg / Scheiber Spitzberg.
Auf der Flur von Scheibe [Mittelherwigsdorf] … tritt an den steilen Osthängen des Spitz- und Scheibenberges Basaltschutt so reichlich hinzu, dass steinige Böden entstehen, auf denen heute auch Weidewirtschaft betrieben wird.“[*]
Der Scheibeberg ist leider unterdessen ohne Rücksicht auf den Landschaftsschutz der Mineralstoffgewinnung zum Opfer gefallen. Schreckliche Halden sind schon von weitem ersichtlich. Tonnenweise wurde jahrelang der Basaltschutt von polnischen LKW abtransportiert. Das Anhängsel Spitzberg aber ist noch vorhanden und unberührt. Er ist von weitem Grasland umgeben. Von seinem Gipfel berührt uns eine traumhafte Aussicht, insbesondere durch das Hainewalder Tal bis zum Kamm des Lausitzer Gebirges und zu einigen Erhebungen des oberlausitzer Hügellandes (Oderwitzer Spitzberg, Kottmar, Hutberg, Königsholz).
Unser nächstes Ziel ist der Hainewalder Hutberg, genauer der stillgelegte Steinbruch. Der Weg dahin führt an der Rückseite des Scheibeberges über Wiesen und Felder durch eine Mulde zwischen beiden Bergen. Die wenigsten dürften wissen, dass kurz vor der Wende hier ausgiebige Erkundungsmaßnahmen zur möglichen Förderung von Bentonit durchgeführt wurden. In diesem Bereich lagert ein mächtiges Vorkommen dieses Rohstoffs. Man konnte von Glück reden, dass die DDR in ihrer Endphase keine Mittel zur Ausbeutung dieses Standortes hatte. Die Schürfgruben waren noch lange nach der Wende zu sehen. Heute sind sie verschwunden.
Der Hutberg birgt eine sehenswerte Überraschung.
Weitere Phonolithvorkommen sind vom 397 m hohen Wiedeberg [auf Sichtweite über dem Hainewaldewr Tal] bekannt und vom 378 m hohen Hutberg bei Hainewalde, der einen Rest einer ausgedehnten Phonolithdecke darstellt. Senkrechte Säulen, bis zu 20 m lang und 1 m dick, beweisen die Entstehung als Deckenerguss.“ [*]
Das ist in der Tat ein sehenswertes Naturdenkmal. Weiter geht unsere Wanderung zum allseits bekannten Breiteberg, den wir auf dem Ringweg umrunden. Der Aufstieg lohnt heute nicht, denn die Bergbaude unterliegt dem Öffnungsverbot. Vom Ringweg aus genießt man stellenweise herrliche Aussichten auf die Umgebung und auf unsere nächsten Ziele. Da ist zunächst der Steinberg.
1,5 km südlich vom Breiteberg erhebt sich eine dritte Phonolithkuppe [neben Breiteberg und Seidelsberg], der 444,2 m hohe Steinberg. Auf wilde Katzen soll dessen früherer Name Katzenkopf hinweisen. Seit 1847 überzieht den vorher kahlen Berg wieder Laub und Nadelwald...“ [*]
Ein alter Feldweg führt vom Steinberg hinab gen Saalendorf. Den verlassen wir alsbald und nehmen Kurs auf Taubenberg und Pocheberg, unser eigentliches Tagesziel.
Auf der linken Talseite [des Pochebaches] erheben sich auf Bertsdorfer Flur der Pocheberg (465,6 m) und die Taubenberge (422 m). In ihrem Nephalinbasanit wurden stellenweise zahlreiche Bruchstücke von Granodiorit gefunden. Wie auch der Pocheberg sind auch die Tauben- oder Taubenstallberge waldlos. Dieser Name, bereits 1586 erwähnt, erinnert an das Taubenstellen. Tauben- und Rebhühnerfang gehörten damals zu den Privilegien der Grundherren, die diese Jagd auch auf den bäuerlichen Fluren ausübten“ [* alle Textstellen aus „Werte unserer Heimat, Band 16]
Von dem sich nach Süden ausrichtenden Kamm des Pocheberges bietet sich nun eine fantastische Aussicht auf das Zittauer Becken, das Zittauer Gebirge und einen guten Teil des Lausitzer Berglandes. Über den Höhen des Isergebirges zeigt sich bei klarer Witterung im Frühjahr noch der schneebedeckte Kamm des Riesengebirges. Hier nun ist der geeignete Ort für eine längere Rast. Ein Gefühl von Freiheit durchströmt Geist und Körper. Das ist gut für die Seele in diesen Tagen.
Den Heimweg verlegen wir über Hänischmühe, entlang des Grundbaches bis zum Grundbachsee und über Bertsdorfer Fluren zurück zur Koitsche. Hier treffen wir zahlreiche Menschen, die Sonne und frische Luft tanken und sich nicht verrückt machen lassen. Ein gegenseitig freundlicher Blick verrät, dass man sich auf Augenhöhe wähnt. Und ein klein wenig erinnere ich mich dabei an Zeiten die nun 30 Jahre zurück liegen und an die Wanderungen damals. Das beruhigt ungemein.






Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.






Abraumhalde am Scheibeberg



Landschaft um den Scheiber Spitzberg









Ein Trittsiegel des Wolfes?


Landschaft um den Hainewalder Hutberg




Schönste Aussichten vom Breiteberg bei entsprechendem Wetter











Der Pocheberg und dessen Umgebung













Hierzulande eher seltene Nilgänse am Grundbachsee


Zurück auf dem Weg zur Koitsche




 

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