Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Heute wollen wir einmal zeigen, wie man dem Corona-Virus
      entfliehen und aus der Not hier in unserer schönen Oberlausitz
      eine Tugend machen kann. Man kann die Wanderung aufgrund ihrer
      Länge durchaus als ansprechend bezeichnen. Dabei ist jedoch jeder
      m²
      fußläufig ohne weiteres von zu Hause aus zu erreichen. Während am
      Vorabend der Wanderung die Repressionsmaßnahmen noch einmal
      angezogen wurden, liest sich das morgens im Hausblatt dann aber
      so:
„Nach der Wiederzulassung von Wochenmärkten gibt es ab
        sofort eine weitere Lockerung, die vor allem älteren,
        alleinstehenden Menschen zugutekommen soll. So darf man im
        Freien nun
        in „Ausnahmefällen“ auch mit einer zweiten Person unterwegs
        sein, die nicht dem eigenen Haushalt angehört“. So in der
      Sächsischen Zeitung vom 01.04.2020. (Dies wird doch wohl kein
      Aprilscherz gewesen sein?). Es ist unglaublich großzügig. Da
      wissen wir doch glatt, wem wir bei der nächsten Wahl unser
      Vertrauen
      schenken.
Nun machen sich also zwei ältere Menschen auf den Weg. Wir werden
      auf dieser Tour die großartigsten Ausblicke genießen können, die
      unsere nähere Umgebung bietet. Zunächst von der Koitsche in
      Richtung Scheibeberg
      / Scheiber Spitzberg. 
„Auf der Flur von Scheibe [Mittelherwigsdorf]
        … tritt an den steilen Osthängen des Spitz- und Scheibenberges
        Basaltschutt so reichlich hinzu, dass steinige Böden entstehen,
        auf
        denen heute auch Weidewirtschaft betrieben wird.“[*]
Der Scheibeberg ist leider unterdessen ohne Rücksicht auf den
      Landschaftsschutz der Mineralstoffgewinnung zum Opfer gefallen.
      Schreckliche Halden sind schon von weitem ersichtlich. Tonnenweise
      wurde jahrelang der Basaltschutt von polnischen LKW
      abtransportiert.
      Das Anhängsel Spitzberg aber ist noch vorhanden und unberührt. Er
      ist von weitem Grasland umgeben. Von seinem Gipfel berührt uns
      eine
      traumhafte Aussicht, insbesondere durch das Hainewalder Tal bis
      zum Kamm des Lausitzer Gebirges und zu einigen Erhebungen des
      oberlausitzer Hügellandes (Oderwitzer
        Spitzberg, Kottmar,
      Hutberg, Königsholz).
Unser nächstes Ziel ist der Hainewalder Hutberg, genauer der
      stillgelegte Steinbruch. Der Weg dahin führt an der Rückseite des
      Scheibeberges über Wiesen und Felder durch eine Mulde zwischen
      beiden Bergen. Die wenigsten dürften wissen, dass kurz vor der
      Wende
      hier ausgiebige Erkundungsmaßnahmen zur möglichen Förderung von
      Bentonit
      durchgeführt wurden. In diesem Bereich lagert ein mächtiges
      Vorkommen dieses Rohstoffs. Man konnte von Glück reden, dass die
      DDR
      in ihrer Endphase keine Mittel zur Ausbeutung dieses Standortes
      hatte. Die Schürfgruben waren noch lange nach der Wende zu sehen.
      Heute sind sie verschwunden.
Der Hutberg birgt eine sehenswerte Überraschung. 
„Weitere Phonolithvorkommen sind vom 397 m hohen Wiedeberg
      [auf Sichtweite über
      dem
      Hainewaldewr Tal] bekannt und vom 378 m hohen Hutberg bei
        Hainewalde, der einen Rest einer ausgedehnten Phonolithdecke
        darstellt. Senkrechte Säulen, bis zu 20 m lang und 1 m dick,
        beweisen die Entstehung als Deckenerguss.“ [*]
Das ist in der Tat ein sehenswertes Naturdenkmal. Weiter geht
      unsere Wanderung zum allseits bekannten Breiteberg,
      den wir auf dem Ringweg umrunden. Der Aufstieg lohnt heute nicht,
      denn die Bergbaude unterliegt dem Öffnungsverbot. Vom Ringweg aus
      genießt man stellenweise herrliche Aussichten auf die Umgebung und
      auf unsere nächsten Ziele. Da ist zunächst der Steinberg.
„1,5 km südlich vom Breiteberg erhebt sich eine dritte
        Phonolithkuppe [neben
        Breiteberg
        und Seidelsberg], der 444,2 m hohe Steinberg. Auf
        wilde
        Katzen soll dessen früherer Name Katzenkopf hinweisen. Seit 1847
        überzieht den vorher kahlen Berg wieder Laub und Nadelwald...“
      [*]
Ein alter Feldweg führt vom Steinberg hinab gen Saalendorf. Den
      verlassen wir alsbald und nehmen Kurs auf Taubenberg und
      Pocheberg,
      unser eigentliches Tagesziel.
„Auf der linken Talseite
        [des Pochebaches] erheben sich auf Bertsdorfer Flur
        der
        Pocheberg (465,6 m) und die Taubenberge (422 m). In ihrem
        Nephalinbasanit wurden stellenweise zahlreiche Bruchstücke von
        Granodiorit gefunden. Wie auch der Pocheberg sind auch die
        Tauben-
        oder Taubenstallberge waldlos. Dieser Name, bereits 1586
        erwähnt,
        erinnert an das Taubenstellen. Tauben- und Rebhühnerfang
        gehörten
        damals zu den Privilegien der Grundherren, die diese Jagd auch
        auf
        den bäuerlichen Fluren ausübten“ [* alle Textstellen aus
      „Werte unserer Heimat, Band 16]
Von dem sich nach Süden ausrichtenden Kamm des Pocheberges
      bietet sich nun eine fantastische Aussicht auf das Zittauer
      Becken,
      das Zittauer Gebirge und einen guten Teil des Lausitzer
      Berglandes.
      Über den Höhen des Isergebirges zeigt sich bei klarer Witterung im
      Frühjahr noch der schneebedeckte Kamm des Riesengebirges. Hier nun
      ist der geeignete Ort für eine längere Rast. Ein Gefühl von
      Freiheit durchströmt Geist und Körper. Das ist gut für die Seele
      in diesen Tagen.
Den Heimweg verlegen wir über Hänischmühe, entlang des
      Grundbaches bis zum Grundbachsee und über Bertsdorfer Fluren
      zurück
      zur Koitsche. Hier treffen wir zahlreiche Menschen, die Sonne und
      frische Luft tanken und sich nicht verrückt machen lassen. Ein
      gegenseitig freundlicher Blick verrät, dass man sich auf Augenhöhe
      wähnt. Und ein klein wenig erinnere ich mich dabei an Zeiten die
      nun 30 Jahre zurück liegen und an die Wanderungen damals. Das
      beruhigt ungemein.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Abraumhalde am Scheibeberg
Landschaft um den Scheiber Spitzberg
Ein Trittsiegel des Wolfes?
Landschaft um den Hainewalder Hutberg
Schönste Aussichten vom Breiteberg bei
      entsprechendem Wetter
Der Pocheberg und dessen Umgebung
Hierzulande eher seltene Nilgänse am Grundbachsee
Zurück auf dem Weg zur Koitsche
 








 
 
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen