Immer noch hat das Corona-Virus die Menschheit fest im Griff.
Leider halten sich nicht alle an die Regeln, zum Beispiel unser
Ministerpräsident Kretschmer, der während der Ostertage in seinem
Wochenenddomizil in Waltersdorf gesichtet wurde, wie uns die
Sächsische Zeitung am 16.04.2020 mitteilt. Ausnahmsweise ist mir
der MP einmal richtig sympathisch, weil er sich nicht an seine
eigenen Anordnungen hält. Andererseits spricht es Bände, wenn
Blockwarte – von denen ich immer dachte, das seien reine
Fantasieprodukte – den Landesherrn dafür auch noch anscheißen und
das der Zeitung melden. Empörend finde ich das, denn es gilt seit
Alters her: "Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt
der Denunziant" (Hoffmann v. Fallersleben). Apropos empörend. Wie
wir wissen, gibt es ja Menschen, die beim Wandern gern Lieder
singen. Ich selbst gehöre nicht dazu, weil ich nicht singen kann.
Aber die Texte gehen mir häufig durch den Kopf und mitsummen kann
ich allemal, z.B. dieses Lied
Die heutige Frühlingswanderung, die wir lieber im Böhmischen
Paradies oder in der Daubaer Schweiz platziert hätten, verlegen
wir also in unser Umland, konkret zum Großen Berg bei
Großhennersdorf und zum Hutberg in Herrnhut.
„Mit dem nördlich vorgelagerten Spitzen Berg (393,4 m) gehört
die markante Kappe [des
Großen Berges] zu den zahlreichen Basaltdeckenresten,
die der Landwirtschaft um Großhennersdorf ihr Gepräge
geben. Eine etwa 40x100 m große baum- und
strauchfreie Basaltgeröllfläche, Steinernes Meer genannt,
breitet sich am Süd- bis Südwesthang aus. Die von grauen und
hellgrünen Flechten und Moosen überzogenen Gerölle erreichen
Kopfgröße. Ihre Entstehung dürfte auf eine intensive
Verwitterung in der Zeit zurückzuführen sein, als
die Oberlausitz außerhalb des pleistozänen Inlandeises lag.“
(Werte unserer Heimat, Band 16)
Wir wagen den Aufstieg auf einem alten Pfad, der sich an der
nördlichen Flanke des Berges hinaufzieht. Das Steingeröll und die
Bäume sind von üppig grünem Moos überzogen, Am Gipfel des Berges
treffen wir auf die teilsanierte Baude, die man für private
Anlässe auf der Grundlage einer Selbstversorgung mieten kann.
Früheste Kindheitserinnerung werden daran wach, als meine Eltern
mit mir den Berg besuchten und wir in der damals noch betriebenen
Wirtschaft einkehrten. Der alte Wirt mit seinem langen, weißen
Bart ist mir bis heute noch sehr gegenwärtig. Ein interessantes
Video erinnert an die Geschichte der Baude
Über Schönbrunn wandern wir weiter, streifen den hübsch gelegenen
Leubnerteich und den Großen Teich und erreichen alsbald die
Herrnhuter Berge, durch welche der Skulpturenpfad führt, der sich
mit der Geschichte der Herrnhuter Brüdergemeinde beschäftigt.
Diesem Weg folgen wir ein gutes Stück, unser Ziel bleibt aber der
Hutberg
„… der nur höher gelegen ist, als der Gottesacker. Den
Schlüssel zum Pavillon erhält man im Gasthofe. Der Berg wird von
Basaltlagern gebildet. Die Fernsicht, welche sich von dem
Pavillon dem Auge darbietet, ist lohnend. Nach Südwest
überschauen wir im Vordergrunde den Gottesacker, Herrnhut und
den Bahnhof. Nördlich und östlich fällt der Blick zunächst auf
das schöne Thal, in welchem sich die Dörfer Rennersdorf,
Berthelsdorf und Strahwalde aneinander reihen.
Eine reizende Fernsicht wird östlich und südlich durch die
Landeskrone, das Riesengebirge, den Iserkamm und das Lausitzer
Gebirge, westlich durch den nahen Kottmar begrenzt. Nördlich
erblickt man den Sohländer Rotstein und die entfernten
Königshainer Berge, bei ganz klarer Aussicht sogar den fernen
Gröditzberg. Auch der aus der entgegengesetzten Seite sich
erhebende Heinrichsberg bietet in der Richtung nach Südwesten
einen schönen Blick.“ (*)
Da der Pavillon verschlossen ist und der Schlüssel offenbar nicht
so ohne weiteres beschaffbar, schränkt sich der beschriebene Blick
arg ein. Interessant ist ein Rundgang über den genannten
Gottesacker.
„Der Gottesacker erinnert mit seinen zahlreichen Lauben und
Ruhebänken und wohlgepflegten, sich vielfach kreuzenden
Lindenalleen mehr an einen anmutigen Garten, als an einen
Begräbnisplatz. Jedenfalls zeichnet sich dieser Gottesacker
dadurch vor den meisten anderen vorteilhaft aus. Eine
Eigentümlichkeit, welche man wohl kaum anderswo antreffen
möchte, besteht darin, daß oft in einer Reihe Verstorbene ruhen,
die nicht allein in den verschiedenen Ländern unsers Erdteils,
sondern auch außerhalb Europas, wo sich Missionen
Herrnhuts befinden, geboren sind. Jeder, der die weithin
reichenden Verbindungen Herrnhuts nicht näher kennt, wird gewiß
davon überrascht sein. Der vom Eingangsthore geradeaus gehende
Hauptgang scheidet den Gottesacker in zwei
Hälften: zur Rechten sind die Ruheplätze des weiblichen, zur
Linken die des männlichen Geschlechts, aber nicht wie gewöhnlich
in Form von Grabhügeln, sondern flach, nur mit einem einfachen
Steine, der nichts als den Namen, Geburtsort und das Alter des
Verstorbenen enthält, versehen. Jeder Stein enthält außerdem
noch eine Ziffer, welche mit dem Kirchenbuche
und dem Grundrisse des Gottesackers
übereinstimmt. In der Mitte desselben, im Hauptgange,
befinden sich in einer besonderen Reihe die durch
größere Denksteine ausgezeichneten Ruheplätze des Grafen
Zinzendorf und seiner
Angehörigen. Eine schöne und ansprechende Feier,
bei der auch die Bewohner der Umgegend zahlreich erscheinen,
findet auf dem Herrnhuter
Gottesacker am Ostermorgen
bei Sonnenaufgang
statt. Paarweise, begleitet vom feierlichen Hall
der Posaunen, geht man vom Betsaale
aus auf den nahen Gottesacker, um sich der Auferstehung
unsers Erlösers zu erinnern.“ (*
Korschelt, Zittau und Umgebung und das Sächsisch-Böhmische
Grenzgebirge)
Wir durcheilen Herrnhut. Ein beladenes Polizeifahrzeug kreuzt.
Komischer Blick der Uniformträger, was hier vier Wanderer mit
Rucksack auf der Straße zu suchen haben, aber sie fahren weiter.
Wir gehen hinunter zum Petersbach und folgen diesem nun bis zum
Eulkretscham. Frühlingsgrün, Buschwindröschen und hier und da ein
paar Himmelschlüssel laben die Seele. Auf einem Feldweg steuern
wir auf Großhennersdorf zu und passieren an der B178 den Eisberg,
an dessen Hängen die Hecken blühen. Dem Hügel ist heute nicht mehr
anzusehen, dass es sich dabei um einen ehemaligen Vulkan handelt,
er hat durch Erosion und Steinbruchbetrieb seine ursprüngliche
Form verloren. Von seiner Lehne bietet sich abschließend ein
schöner Blick auf die Kirche von Großhennersdorf und den Großen
Berg. Die Runde hat sich geschlossen.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Riesige Herden wilder Tiere umstreifen den Großen Berg
Basaltgeröll umgibt den Gipfel des Großen Berges
Die Baude
Unschwer erkennbar, ich (Björn) in der Mitte - irgendwann in den 50 - er Jahren
Der Leubnerteich
Seltenes Fotoglück - ein Paar Kraniche
Der Große Teich
Eingang zum Skulpturenpfad
Gottesacker und Hutberg in Herrnhut
Am Petersbach
Rückweg nach Großhennersdorf
Am Ende noch ein paar abendliche Bilder von einer früheren Tour in dieser Gegend.
Hallo Björn, gut dass es damals diesen SZ-Artikel zum Aufenthalt des MP in Waltersdorf gab. Schließlich durften die Denunzianten erfahren, dass es in der sächsischen Corona-Schutz-Verordnung unter "Triftigen Gründen" §2 Satz 14 gibt, der den Besuch des eigenen Grundstücks in Begleitung des Lebenspartners" erlaubt. Auch ich als Nichtsachse darf so mein Grundstück in Neusalz besuchen. Sonst hätte ich womöglich noch ein schlechtes Gewissen gehabt. ;-)
AntwortenLöschenWenn Du aufmerksam die Berichte seit der Corona-Zeitrechnung gelesen hast, weißt Du, dass wir uns in unseren Aktivitäten nicht haben einschränken lassen, wenn auch die Gruppe anfangs kleiner war. Wir haben nie den Eindruck gehabt, dass irgendwelche Schergen ausgesandt waren, die Jagd auf Widerporste gemacht hätten. Die wenigen Leute unterwegs und in den Ortschaften waren freundlich (wir sind ja in der Oberlausitz). Man hört aus Polizeikreisen, dass man kein Interesse an Eskalation hat. Das Problem sind aber jene, welche bei den Ämtern anrufen und Anzeigen erstatten. denen muss die Polizei nachgehen. Es war mir ein Anliegen, auf diese Verpetzer hinzuweisen.
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