Wir kehren in ein bekanntes Wanderrevier zurück und variieren ein wenig, um das weitere Umfeld kennenzulernen. Die Rede ist von den Königshainer Bergen.
„Die Königshainer Berge werden vom Schwarzen Schöps im W und vom Weißen Schöps im O umrahmt. Sie liegen etwa 25 km nordöstlich der Nordkette des Oberlausitzer Berglandes… Die etwas 50 km² große Berglandschaft birg viele naturkundliche, besonders geologische und geomorphologische Besonderheiten und zog deshalb schon frühzeitig die Aufmerksamkeit von naturwissenschaftlich Interessierten auf sich., wovon zahlreiche Beschreibungen und Publikationen zeugen (SCHACHMANN, 1780, HENSCHEL 1938).“ [Werte der Deutschen Heimat, Bd. 54 „Görlitz und seine Umgebung“, 1994]
Die Königshainer Berge wurden 1974 zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. Unsere Wanderung beginnt in Königsahain.
„Ober-, Mittel- und Nieder-Königshain, seit länger als 100 Jahren der Familie v. Schachmann, ietzt aber dem Amth. v. Heinitz gehörig, liegt in einem reizenden Thale, welches vom Kämpfenberg, Hochstein, Todenstein, Schwalben-Stein und Limberg gebildet wird und nur nach Ebersbach hin offen ist. Die Königshainer Berge sind sonderbare, zum Theil Burgtrümmern ähnliche Granitfelsen, in welchen man oft Kristalle, Rauchtopase und Granaten findet. Der, mit steinerner Gallerie umgebne Gipfel des Hochsteins, läßt sich bequem als Observatorium benutzen. Von hier übersieht man fast die gesamte O.Lausitz, einen Theil der N.Lausitz und des Fürstenthums Sagan, auch die Ketten des Schlesischen und Böhmischen Riesengebirges. Auf dem Fürstensteine steht eine abgebrochene Säule, dem Andenken des verst. v. Schachmann, von einigen seiner Freunde 1789 errichtet. Letztrer (gest. d. 27. Jan. 1787) besas eine bedeutende Sammlung von Büchern, Münzen, Gemälden und war ein ebenso gelehrter, als thätiger und rechtschafner Mann, welchem unter den verblichnen Edlen der O.Lausitz eine vorzügliche Stelle gebührt. Auf dem Hochstein, Todenstein und auf der Westseite des Schwalbenbergs erheben sich wieder besondre senkrechte, freistehende, 60-100 F. hohe, zum Theil mit Höhlen versehene Granitmassen. Auf dem Todensteine fand man oft Alterthümer von Metall und verwitterte Thongefäße, die man für serbische Urnen und weshalb man die Felsen für einen heidnischen Begräbnisplatz hielt.“ [Engelhardt, Karl August, Erdbeschreibung des Königreiches Sachsen, 9. Band, 1818]
Carl Adolph Gottlob von Schachmann war Mitbegründer der Oberlausitzschen Gesellschaft der Wissenschaften, die 1779 begründet wurde und nach ihrer Neugründung 1990 bis heute Bestand hat. Sie verfügt über gewichtige Sammlungen.
Die Landschaft der Königshainer Berge hat sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts stark verändert. Zwischen 1844 und 1975 wurde hier in großem Stil Granit abgebaut.
“Der Abbau des Königshainer Stockgranits läßt sich bis an das Ende des 18. Jh. zurückverfolgen. Aber erst seit dem ersten Drittel des 19. Jh. wurde die Steinindustrie verstärkt eingeführt, so am Limasberg. Der einsetzende Eisenbahn- und Straßenbau erforderte große Mengen an Werk- und Bausteinen, die in neuerschlossenen Brüchen gebrochen wurden. Dem Abbau fiel eine Reihe geologischer Naturdenkmale zum Opfer, so die Felsen auf dem Limasberg. Ein besonders schlimmer Verlust war die Beseitigung des Firsten-- oder Fürstensteins um 1928. Trotz wiederholter Proteste von Naturfreunden ließ ein Steinbruchbesitzer den gesamten Berg mit dem Firstenstein abbauen, auf dem eine Ehrensäule für C.A.G von Schachmann gestanden hatte. Königshainer Granit wurde besonders nach der Einweihung der Eisenbahnstrecke Görlitz-Tetta 1905 günstig abtransportiert, so nach Berlin, für die Schutzmauer an der Westküste der Insel Helgoland und für den Leuchtturm auf Kap Arkona auf der Insel Rügen. Als 1975 der letzte Steinbruch seinen Betrieb einstellte, blieben vor allem am Südosthang des Hochsteins und im Gebiet des früheren Firstensteins bis zu 100 m tiefe Löcher zurück. Einige von ihnen füllten sich in der Folgezeit mit Wasser und verleihen der Landschaft einen zusätzlichen Reiz.“ [Werte der Deutschen Heimat, Bd. 54 „Görlitz und seine Umgebung“, 1994]
Die Restlöcher dieser gewaltigen Steinbrüche stellen heute eine touristische Attraktion dar. Ein Bergbaumuseum gewährt zugleich Einblicke in das Abbauverfahren und die damit verbundene Schwere der körperlichen Arbeit. Die Reste der Schachmannsäule findet man nun am Wege südlich des Firstensteinbruch, wo sie später aufgestellt wurde.
Am ehemaligen Bahnhof von Königshain beginnen wir unsere Wanderung und laufen zunächst entlang der alten Bahntrasse, die 1997 außer Betrieb genommen wurde. Am Schwalbenberg treffen wir auf die ersten Steinbrüche (Rubelbruch und Gutsbruch). Die Wasserflächen sind jetzt im Februar noch mit einer Eisschicht überzogen. Gegen Osten wandelt sich das Königshainer Gebirge in eine liebliche Hügellandschaft, in welche ebenso kleinere Teiche eingebettet sind. Trist schaut das verwaiste Schloss Torga zu uns herüber. Nun wenden wir uns wieder dem bergigen Teil dieses Gebietes zu. Bald treffen wir an Silberstein und Schoorstein auf die ersten beachtlichen Granitsteingruppen und schon bald ist der Totenstein erreicht. Hier beginnt das Gelände der großen Steinbrüche. Durch das Areal führt ein Lehrpfad, den man mit der gebotenen Vorsicht erkunden kann. Thadenbruch und Firstensteinbruch sind die bedeutendsten Restlöcher. Mächtige Felswände umschließen die entstandenen Teiche, die eine Tiefe bis zu 15 Meter erreichen können. In dieser bizarren Landschaft finden auch Kletterer anspruchsvolle Wege.
In der deprimierenden Gewissheit, dass der Berggasthof auf dem Hochstein dienstags Ruhetag hat, setzen wir unseren Weg dahin fort. Der Aussichtsturm am Gipfel gewährt eine vortreffliche Rundschau vom Oberlausitzer Bergland bis zur Schneekoppe. Interessant ist es zu wissen, dass dieser Turm zunächst der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) in Görlitz als Übungsturm für Fallschirmspringer diente, bevor ihn die Gemeinde Königshain 1969 erwarb und das 20 m hohe Stahlgerüst auf dem Gipfel des Hochstein aufsetzten ließ. Auf dem Rückweg nach Königshain liegt noch ein beachtlicher Steinbruch mit dem klangschönen Namen Nirwana am Wege.
Rubelbruch
Gutsbruch
Teichgebiet bei Torge, Schloss Torga
Schoorstein
Totenstein
Hamannbruch
Bei den
Brüchen (Thadenbruch und Firstensteinbruch)
Hochsteinbaude
nIRWANA
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