Dienstag, 21. Juli 2020

Wanderung um Nedam

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Der Sommer wird schnell vergangen sein. Es ist die beste Jahreszeit für Wanderungen in der Daubaer Schweiz. Es blühen die Wiesen und die Blumen in den Gärten der Grundstücke, in denen oft schmucke, historische Fachwerkhäuser zu finden sind. Schwierig ist es oft, in den kleinen Dörfern einen geeigneten Parkplatz zu finden, besonders, wenn man mit mehreren Fahrzeugen anreist. Wir fahren daher zum Campingplatz bei Dauba (Duba), auf dem wir schon einmal während einer Etappenwanderung übernachtet haben. 

Wir kennen uns in dieser Gegend eigentlich schon ganz gut aus, wandern in weitem Bogen durch den Vogelgrund (Ptačí důl) nach Nedam (Nedamov), von dort hinauf zum Beschkabener Berg (Velký Beškovský vrch). Der lange Weg hinauf zum Einstieg in den Berg ist reizend, passiert man doch schön restaurierte Fachwerkhäuser. So mancher Blick schweift beim Aufstieg hinüber zum Wrchabener Berg (Berkovský vrch) mit der Ruine der Burg Altperstein und zum Großen Berg (Vysoký vrch) mit seinen Felsstürzen. 

Nach steilem Aufstieg erreichen wir den Gipfelbereich des relativ schmalen, beidseitig steil abfallenden und sich in nord-südlicher Richtung ausrichtenden Beschkabener Berges, den Siegfried Weiss zu den schönsten des Daubaer Berglandes zählt. Nicht nur die Felsbastionen, welche den Berg an seiner Westflanke säumen, mögen ihm diesen Eindruck vermittelt haben. Beim Abstieg nämlich verlassen wir alsbald den markierten Wanderweg und wählen einen Pfad, der über den Bergrücken talwärts läuft. Beidseitig blickt man in die mit Buchenwald besetzen steilen Täler. Am Fuße des Berges verteilen sich idyllisch die wenigen Häuser des Ortes Beschkaben (Beškov) auf einer Hochfläche. Der auf alten Karten ersichtliche Weg hinunter in den Kohlgraben (Beškovsky dul) führt heute durch ein Privatgrundstück, welches zu umlaufen ist. Dann kann man den abenteuerlichen Abstieg wagen. Unten angekommen beginnt ein Sträßchen, welches uns zu den in einem Felstal verborgenen Häusern von Kluk führt. Alles ist hier malerisch. Von Kluk geht es hinauf in das merkwürdige Felsendorf Draschen (Dražejov). 

Von der Bezirksstadt Dauba drei Viertelstunden südlich entfernt erhebt sich aus einem steil und hoch anfragenden, vielfach zerklüfteten und ausgelaugten, regelmäßig gerundetem Sandstein Felsstock das Dorf Draschen, welches an romantischem Reiz wohl keinem Dorfe im Bezirke nachsteht, deshalb wohl auch für die Städter als Ausflugsort beliebt ist und von Touristen häufig besucht wird. Von der nördlichem, nordwestlichen und nordöstlichen Seite ist der Ort einer vielgiebeligen, aItersgrauen Bergsiedlung ähnlich und bietet, da sich ringsum, mit Ausnahme eines kleinen Theiles, mächtige FeIskolosse aufthürmen und an diese wieder ausgedehnte Waldungen anschließen, einen unerwartet befremdenden, ja unmöglich scheinenden Anblick, wie sich denselben der verwöhnteste Skizzenmaler wohl kaum im Traume pittoresker wünschen könnte. Von der südlichen Seite sind nur einige Häuser sichtbar, da das Dorf nach dieser Richtung flach gelegen ist.“ (Friedrich Bernau, „Der politische Bezirk Dauba“, 1888)

Die Häuser von Draschen sind an die Felsabstürze heran gebaut, wie man auf alten Aufnahmen erkennen kann. Allerdings ist davon nichts mehr zu sehen, denn der Talgrund ist heute verwachsen, so dass kein Durchblick zu der Felsenfront mehr besteht. 

Wir beraten, ob wir noch die zwei Kilometer bis zur Nedoweska (Nedvězí) zurücklegen sollen, um die heute sehr guten Sichtbedingungen für einen Rundblick zu nutzen. Man entscheidet sich aber für den Abgang durch das anliegende Felsental. Man kann damit leben, denn noch liegt der Aufstieg durch eine abenteuerlich verwilderte Schlucht vor uns, durch welche lange kein Mensch mehr gegangen zu sein scheint; danach noch der Aufstieg zu dem Weiler Herrndorf (Panská ves), bevor nun endlich wieder der Campingplatz in Dauba in Reichweite gelangt, wo es zumindest etwas ordentlichen zu Trinken gibt.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.



Wir wandern durch den Vogelgrund






Nedam – auf den Bildern erkennt man, warum der Sommer die schönste Jahreszeit für eine Wanderung in der Daubaer Schweiz ist











Auf dem Beschkabener Berg












Auf Beschkabener Flur





Historische Aufnahmen von Draschen (nach Siegfried Weiss, „Meine vertrauten Landschaften“)





Die Täler um Draschen






Die Umgebung von Herrndorf





Die Reste der ehemaligen Frauenmühle (Ženský mlýn) bei Herrndorf




Badesee am Campingplatz in Dauba

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