Dienstag, 15. Dezember 2020

Der Aussichtsturm von Prichowitz (Leuchtturm von Jara Cimrman - Majak Jary Cimrmana)

Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf


Im Ort Prichowitz (Prichovice), unweit der Europastraße E65 von Tannwald (Tanvald) nach Harrachsdorf (Harrachov) befindet sich an der Grenze zwischen Isergebirge und Riesengebirge noch ein Aussichtsturm.


Aufmerksam wurde ich auf ihn beim Besuch des Turmes auf der Stephanshöhe (Stepanka).
Von dort aus entdeckt man ihn gleich hinter der Kirche von Prichowitz (Prichovice).
Nur reichlich 3 Kilometer Luftlinie zwischen zwei Aussichtstürmen, das ist schon sehr ungewöhnlich.


Von Tannwald (Tanvald) auf der E65 kommend biegt man in Bad Wurzelsdorf (Korenov) rechts auf die Straße Nr. 290 ab. Am Parkplatz für die Besucher vom Turm auf der Stephanshöhe (Stepanka) fährt man vorbei und folgt der Ausschilderung „Muzeum“.


Zirka 200 Meter nach der Kirche von Prichowitz (Prichovice) gibt es einen langgestreckten Parkplatz. Man folgt zu Fuß der Parkstraße abwärts.


Auf einer Höhe von 785 Metern über dem Meeresspiegel liegt am Hang der neueste Aussichtsturm dieser Gegend. Das hölzerne Bauwerk ähnelt tatsächlich einem Leuchtturm.


Man gelangt am Freigelände des Museums vorbei zu Pension und Restaurant „U Capa“ (= Beim Storch).
Das historische Gebäude aus dem 17. Jahrhundert ist eines der ältesten im Ort.


Auch nach der Renovierung 2006 ist es eine urige Kneipe geblieben, mit junger Besatzung und schneller Bedienung.


Gaststube mit Ausblick


Bei schönem Wetter ist kaum ein Tisch im Außenbereich zu bekommen.


Blick ins Tal


Um das Restaurant „U Capa“ ist ein touristisches Zentrum entstanden.
Als Attraktion wurde 2013 dieser einzigartige Turm errichtet.
Seine Höhe beträgt 20,7 Meter, mit Windfahne 25,6 Meter.
Er wurde auf einem Monolith aus 110 Kubikmeter Beton errichtet.


In diesem Fundament aus Beton entstand das 162 Quadratmeter große Museum „Muzeum Jary Cimrmana“.
Jara Cimrman ist eine fiktive Kunstfigur, die sich zu einem virtuellen Nationalhelden entwickelte. Die stets ausverkauften Stücke im Jara-Cimrman-Theater widmen sich seinem angeblichen Leben und Werk.


Der Eingang zum Turm liegt im unterirdischen Museum. Auf den ersten Blick nicht erkennbar:  Der Treppenaufgang. Nach 19 Stufen geht die Wendeltreppe oberhalb der Betondecke in den Aussichtsturm über.


Für den Turm wurden 25 Kubikmeter Douglasienholz und 5,2 Tonnen feuerverzinkter Stahl verwendet.


Der Durchmesser der äußeren Bögen beträgt 4,7 Meter.


Die außen umlaufende Treppe hat einen Durchmesser von 4,2 Metern.
Im Aufgang werden viele Bilder von alten Ansichtskarten dieser Gegend ausgestellt.




Es führen 105 Stufen bis ganz nach oben, davon 19 im Museum als Zugang zum Turm.
Für diese Treppe wurden 4,2 Kubikmeter Eichenholz verarbeitet.


Die Aussichtsplattform hat eine Höhe von 18,0 Metern.
Die umlaufenden Orientierungshilfen sind sehr gut gestaltet.


Obwohl der Leuchtturm fast 200 Meter tiefer liegt als der benachbarte Turm  auf der Stephanshöhe (Stepanka) bietet er bei schönem Wetter eine weite 360-Grad-Rundumsicht.
Blick nach Nordosten über Prichowitz (Prichovice) zur Stephanshöhe (958 Meter)


Im Südosten liegen die Hänge des angrenzenden Skigebietes „U Capa“.


Blick nach Süden zum Böhmischen Paradies (Cesky Raj):
In der Mitte der Kosakow (Kozakov, 744 Meter)


Im Westen: Der Schwarzbrunnkamm mit der Schwarzbrunnkoppe (Cerna Studnice, 869 Meter)


Der Waldpark (Lesopark na Slunecni) im Nordwesten


Im Norden: Der Kamm vom Isergebirge


Beim Parkplatz endet die Rundumsicht.


Jetzt noch einmal größer:
Die Kirche von Prichowitz (Prichovice), darüber die Stephanshöhe (Stepanka, auch Hvezda, 958 Meter)


Die Spitze vom Aussichtsturm auf der Stephanshöhe (Stepanka, 958 Meter)


Rechts die Schwarzbrunnkoppe (Cerna Studnice, 869 Meter) mit Aussichtsturm und zwei Antennenmasten, links der Sendemast auf dem Berg Pustina (831 Meter)


Der Jeschken (Jested, 1012 Meter)


Der Sichhübel (Jizera, 1122 Meter)


Der Buchberg (Bukovec, 1005 Meter) bei Klein Iser (Jizerka)


Blick nach oben:  Der 5 Meter hohe Mast mit Wetterfahne


Abstieg über die obere Wendeltreppe


Der Blick 18 Meter in die Tiefe im Inneren des Turmes


Das Schwanken des Holzturmes wird durch 19 Millimeter dicke Stahlseile mit einer Gesamtlänge von 240 Metern minimiert.


Die Wetterfahne auf der Turmspitze


Der Leuchtturm von Jara Cimrman - Die Touristische Visitenkarte


Kuriosität im Außengelände:  Eine Schubkarre für den Winterbetrieb


Auf dem Gelände von „U Capa“ (Zum Storch) gibt es seit 2015 auch eine Minibrauerei.
Hier wird ein „vollmundiges, bernsteinfarbenes Lagerbier“ gebraut.
Sein Name:  „Svetobeznik JC“ = Weltenbummler J(ara)C(imrman)


Als Souvenir wird das Bier in ungewöhnlichen Bügelflaschen zu 0,75 Litern angeboten.
Dabei ist auch die Sorte IPA (India Pale Ale) mit dem Aussichtsturm auf dem Etikett.


Die gesamte Anlage rund um das Restaurant „U Capa“ ist in einem sehr gepflegten Zustand.


Mein erster Eindruck über diesen Turm von der Stephanshöhe (Stepanka) aus war ziemlich „herabschauend“ - Was soll das dort unten?
Nach dem ich selbst hier war muss ich feststellen, dass die gesamte Anlage mit Museum, Restaurant und Aussichtsturm eine wirklich empfehlenswerte und sehr gut erreichbare Touristenattraktion geworden ist.


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