Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Ein sonniger Sonntag im November war angekündigt, eingebettet zwischen Tagen, an denen man ungern den Hund aus der Hütte jagt. Leider war das wieder einmal eine totale Falschprognose, aber so etwas von total, dass es ärger kaum kommen kann. Keine Aussicht vom Pfaffenstein (Popova skála), der im Nebel lag, und garstiger böhmischem Wind, der einen längeren Aufenthalt auf der Aussichtsplattform unmöglich machte – es musste kurzfristig eine Alternative her, um dem Ausflug noch zu einem guten Ende zu verhelfen. Da kommt mir der Schwarze Berg (Černý vrch) in den Sinn, der in meiner Gipfelsammlung noch fehlt. Nun ist es gar nicht so einfach zu erklären, wo sich dieser Berg eigentlich befindet, denn die Eintragungen in den Karten (z.B. mapy.cz) widersprechen den sonstigen Literaturangaben, z.B. Amand Paudler oder www.Luzicke-hory.cz. Die Karten zeigen einen Doppelgipfel nördlich von Finkendorf (Polesi) mit der Bezeichnung Černý vrch. Nach Josef Matouschek und Meinholds Karten handelt es sich dabei um die Hohe Haide. Der Schwarze Berg mit der Höhenangabe 535 m liegt aber nördlich davon und ist in den aktuellen Karten unbezeichnet. Ich halte mich an Paudler und Luzicke-hory.de.
Westlich unterhalb des Pfaffenstein treffen an einer Wegekreuzung mehrere markierte Pfade auf einander. Allein der schönste Weg ist unmarkiert, der Schmuggler- oder Pascherweg (Pašerácká stezka). Er führt südlich um den Pfaffenstein herum zu Tal, wo er sich dem Kaisergrund nähert. Es handelt sich um einen ausgesprochen angenehmen Wanderweg, der im oberen Bereich von interessanten Sandsteinfelsen flankiert wird. In keinen der üblichen Wanderführern ließ sich etwas über diesen Weg in Erfahrung bringen. Erst eine erweiterte Suche ließ mich fündig werden, siehe ebenda. Hier erfahren wir, dass sich in den Tiefen des Waldes und der Felsen nicht nur Räuber versteckten, sondern es wurde auch geschmuggelt. Viele arme Dorfbewohner aus nahe gelegenen Dörfern wie Ringelshain (Rynoltice), Finkendorf (Polesí ), Pass und Spittelgrund (Horní und Dolní Sedlo) mussten auf diese Weise ihren Lebensunterhalt verdienen. Der dichte Grenzwald mit seinen vielen Felsen, Schluchten und dunklen Ecken, die zum Verstecken genutzt werden konnten, war perfekt zum Schmuggeln und es war für die Gendarmen sehr schwierig, jemanden zu fangen. Die Schmuggler waren tapfere Männer, die keine Angst hatten, nachts in den dunklen Wald zu gelangen und oft große Risiken eingingen. Sie schlichen auf ihren eigenen geheimen Pfaden und mussten sich unauffällig und leise durch den Wald bewegen, um die Aufmerksamkeit der Grenzer nicht zu wecken. Der Pascherweg um den Pfaffenstein herum bot dafür gute Bedingungen.
Über einen kurzen Verbindungsweg erreichen wir den Kaisergrund (Krásný důl). Weiter geht es ein Stück durch das Tal. Bald verzweigt sich der Weg nach links und verläuft dann steil aufwärts durch ein Felsental an der Flanke des Rolleberg zum Bäckenherrgott (Pekařův kříž). Das hölzerne Kreuz befindet sich am Fuße des Schwarzen Berges. Ein Weg führt an seinem Gipfel vorbei, man muss aber aufpassen, damit man ihn nicht verfehlt. Zu dem kurzen, schön geformten Gipfelgrat des Schwarzen Berges bin ich hinauf gegangen, um eventuell die von Paudler beschriebene Aussicht zu erkunden. Man kann sich davon wohl eine Vorstellung machen, aber der Blick auf die Landschaft wird jedoch derzeit durch Wald verstellt, der den Gipfel umgibt. Immerhin findet man am Gipfel noch einen Bunker, den Paudler nicht gesehen hat. Damit stellt sich dann wieder ausgleichende Gerechtigkeit her.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
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