Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Es gibt Neuigkeiten. Die Menschen sind an die Leine gelegt, an die sogenannte Corona-Leine. Ganz großes Kino, denn im Kreieren neuer Wortgebilde belegen unsere Experten Spitzenplätze, weniger im Verständnis darin, was sie eigentlich so von sich geben. Am 06. Januar verbreitete die Sächsische Zeitung Horrormeldungen über Inzidenzwerte in Sachsen. Den Vogel schoss dabei der Ort Grünbach im Vogtland ab, dem man eine Inzidenz von 2.800 bescheinigte. Nanu, dachte ich, bei 1.643 Seelen in dieser Gemeinde? In meinem Hinterstübchen regte sich etwas, denn in dunkler Vergangenheit hörte ich auch Vorlesungen im Fachgebiet Statistik. Davon blieb mir in Erinnerung, dass bestimmte Korrelationen auf Signifikanz zu überprüfen sind oder auf Deutsch, es ist zu prüfen, ob die Zahlen überhaupt zusammen passen. Getrost kann man davon ausgehen, dass das hier nicht der Fall ist. Zum Thema Inzidenzen kann man sich in dieser Fachpublikation selbst weiterbilden. Schon am 8. Januar der nächste Knaller, die SZ verbreitet die Inzidenzen für alle Gemeinden im LKR Görlitz (kleiner Hinweis: Beiersdorf hat man vergessen!). Einwohner von Gemeinden mit Inzidenzen > 200 sind jetzt an die 15 km – Corona-Leine gefesselt. Die 4 Gemeinden, die unter der 200-er Grenze liegen, wurden aber sogleich zur Demut ermahnt, denn die beste Disziplin hilft nichts, auch für sie gilt natürlich der Durchschnitt des Landkreises. Die 15 km verstehen sich als Radius, aber nicht für alle. Fragen Sie mal die Leute in Lückendorf, Oybin, Jonsdorf, Waltersdorf etc. Aber, so lange es noch Menschen gibt, die rufen dürfen: „mehr davon!“ geht das wohl in Ordnung.
Höchst akribisch planen wir unsere Wanderung, damit wir uns nicht kriminalisieren, wenn wir versehentlich die 15 km Grenze verletzen. Bei unserer heutigen Tour geht es gerade noch so, denn wir wandern von Oderwitz zum Sonnenhübel, der den meisten wohl als Königsholz bekannt ist.
„Das Königsholz hat seinen Namen davon, weil die Könige von Böhmen den Forst zur Jagd und Vogelstellerei benutzten. Die Aufsicht und Nutzung war schon in sehr früher Zeit der Stadt Zittau überlassen worden. Noch 1345, als König Johann der Stadt die Befugniß ertheilte, Holz zum Brückenbau und zum Aufbau abgebrannter Häuser in diesem Walde fällen zu dürfen, behielt er sich das Eigenthum und Forstrecht darüber vor.“
In den Folgejahren wechselten das Grundstücksrechte mehrfach in Adelskreisen zum Verdruss der Stadt Zittau.
„Doch dessen ungeachtet wurde bereits 1359 das Königsholz von Kaiser Karl IV. als ein verfallenes Kammergut eingezogen. Sechs Jahre später wurde es endlich der Stadt laut Kauf vom 14. März 1365 überlassen gegen Zahlung von 500 Schock Prager Groschen, excl. 100 Schock Reise- und Kanzleikosten und einer Mark Goldes, weil er den Kauf beim Könige durch seine Fürsprache bewirkt haben wollte.“ Korschelt, G.‚Die Geschichte der Ortsherrschaften von Oderwitz‘, 1866
Dessen ungeachtet musste die Stadt Zittau das Königsholz 1554 von neuem käuflich erwerben, nachdem es ihr nach dem Oberlausitzer Pönfall verlustig gegangen war.
Es ist heute zuweilen ein unfreundlicher Wintertag, an dem uns hin und wieder grimmiger Wind dicke Schneeflocken entgegen bläst. Durch den Schnee stapfen wir von Oderwitz hinauf auf die Schulter zwischen Hutberg und Pferdeberg.
„Um mehr als 100 m erhebt sich der langgestreckte [Hut-] Berg über das Landwassertal. Zusammen mit dem südöstlichen, gleich hohen Pferdeberg gehört er einer zusammenhängenden Basaltdecke an. Vom mäßig stark geneigten Ober- und Mittelhang abwärts ziehen sich Dellen, die durch die Überackerung der Kanten teilweise von Tilken hervorgegangen sind.“ (Werte unserer Heimat, Bd. 16)
Bei guten Sichtverhältnissen bieten sich über das Landwassertal schöne Aussichten über das Vorland des Zittauer- bis hin zum Iser- und Jeschkengebirge, später zum Kottmar. Der Aufstieg zum Sonnenhübel ist wenig spektakulär. Am Gipfel empfängt uns eine Wanderhütte, die liebevoll noch weihnachtlich geschmückt ist, der richtige Ort für eine Rast. Der Abstieg an der westlichen Flanke des Berges ist schon wesentlich spektakulärer, denn er führt vorbei an den sogenannten Steinklunsen. Hier durchragt der Phonolith als Klippenbarriere den Boden. Bei Schneebedeckung ist der felsige Hang schwerlich zu erkunden, aber zu beachten ist, dass das Betreten des gekennzeichneten Gebietes in der Zeit vom 15.01. - 31.08. untersagt ist. „Das Gebiet der ausgewiesenen Horstschutzzone mit seinen Felsmassiven, Gipfeln und Quaken sowie den umgebenen Waldflächen ist wertvoller Lebensraum von, in ihrem Bestand bedrohten und deshalb streng geschützten, Tierarten“, heißt es auf einer Informationstafel.
Wir verlassen das Königsholz, wandern bei ungemütlichem Schneetreiben nördlich zum unscheinbaren Langen Berg auf Großhennersdorfer Flur und leiten eine geschwungene Kehrtwendung zurück in Richtung Oderwitz ein. In einem Waldstück ist der Triebenbach zu überqueren, was nur über einige Trittsteine im Bachbett möglich ist. Der Wasserlauf bildet hier sehr schöne natürliche Mäander.
Der weitere Weg
über die Birkmühle
/ Neufelden ist jetzt eine reine Fleißsache. Noch einen kleinen
Anstieg zum Sattel zwischen Geiersberg und Hutberg gilt es zu
bewältigen, von wo sich wieder ein herrlicher Blick über das
Landwassertal eröffnet. Schöner kann man sich dieses Fleckchen
Erde im Frühjahr vorstellen, wenn hier üppig die Hecken und Büsche
blühen.Die Zeit rückt langsam wieder näher. Daher am Ende noch ein
paar Bilder, auf denen sich der Hutberg im Flor der Blüten zeigt.
Den GPS-Track zu dieser Tour findet man hier.
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