Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Zwischen Neugersdorf und Ebersbach erhebt sich der Schlechteberg aus der Landschaft, der zugleich als Hausberg der beiden einwohnerstarken Gemeinden angesehen werden kann.
„ An der Stelle, wo die Spree bald nach ihrem Ursprunge eine kurze Strecke weit die Grenze zwischen der Südlausitz und Nordböhmen bildet, steigt aus ihrer flachen Thalmulde, zwischen den Ebersbacher und den Georgswalder Häuserreihen, auf sächsischer Seite der basaltische „Schlechteberg" zu einer Höhe von 485 Metern auf. Die Form desselben ist jedoch nicht die gewöhnliche der Basaltkegel, sondern er baut sich mehr als ein flaches Segment auf. Gegen Osten und Südosten hin hängen mit dem Berge noch einige kleine Höhen basaltischer Natur zusammen, dazwischen, sowie auch noch ziemlich hoch am Schlechteberge, tritt überall Granit zu Tage, welcher wiederum an einzelnen Stellen sehr abnorm erscheint.“ (Mittheilungen des nordböhmischen Excursionsclubs, 1889, S. 354)
Der Berg ist ein wahrlich einladendes Ausflugsziel für die Bewohner dieser Gegend. Da bietet es sich natürlich an, auf dem Berg eine Gastwirtschaft als Begegnungsstätte zu errichten.
„Was unsere praktischen sächsischen Nachbarn in Ebersbach angestrebt und wohl auch erreicht haben, ist aber doch etwas Neues, unseres Wissens bisher noch nicht durchgeführtes; Bei einem Neubaue auf einem Anssichtspunkte wird auf die Errichtung eines Turmes verzichtet! Dafür wird mit der Schankwirtschaft ein Heimatmuseum verbunden, in der sicheren Voraussicht, daß sich nunmehr die Besuchsziffern von Aussichtsplatz, Bergwirtschaft und Museum in günstiger Weise vereinigen werden, um namentlich dem Museum mehr Gäste zuzuführen, als sich sonst erfahrungsgemäß einzufinden pflegen. Der Bau ist im Heimatstil ausgeführt, und zeigt einen Quaderunterbau mit vorgelagerter Treppe; das erhöhte Erdgeschoß ist auf der einen Seite für die Bergwirtschaft, auf der anderen für das Heimatmuseum eingerichtet. Das hohe angelegte Dach wird durch den in der Mitte eingefügten Mansardeneinbau wirkungsvoll belebt. Der Humboldtverein Ebersbach hat dem Nordböhmischen Exkursions Klub eine Einladung zur Einweihung seiner Humboldtbaude übersendet, die von unserem Obmanne mit einem herzlichen Beglückwünschungsschreiben erwidert wurde. Bei der gelungenen Eröffnungfeier hielten der Vorsitzende des Humboldtvereines Hermann Andert und Gemeindevorstand Gocht treffliche Ansprachen. Letzterer führte auch aus, ,,daß der Schlechteberg grüßend hinüberschaue auf die Berge des benachbarten Böhmens, gleichsam mit ihnen Zwiesprache haltend, ihnen zuraunend: Wir fühlen uns einig; wir sind gut deutsch, deutsch wie unsere Bewohner; hier herrscht deutscher Geist und deutsches Wesen!'' Auch Herr Oberlehrer Richard Kramer -Zittau, Vorsitzender des Verbandes ,,Lusatia" Südlausitzer Natur- und Gebirgsvereine, beglückwünschte die Ebersbacher in herzlicher Rede zu ihrem gelungenen Werk.“
Auf dem Parkplatz des Gasthofs „Ameise“ finden wir Abstellmöglichkeiten für die Fahrzeuge. Die freundliche Inhaberin gestattet uns dies, da das Geschäft ja lockdownmäßig ohnehin auf Null geschraubt wurde und daher keine Gäste erwartet werden. Wir wandern von hier nach Neugersdorf, statten dem Spreeborn einen Besuch ab und machen uns nun auf zum Schlechteberg. Vorgelagert auf einer Anhöhe residiert in schöner Lage (von der Terrasse ein herrlicher Blick auf das Böhmische Niederland) das Panoramahotel Felsenmühle. Befehlsgetreu ist auch diese gastronomische Einrichtung geschlossen. In einem alten Kinderlied heißt es
Maykäfer, flieg!
Der Vater ist im Krieg.
Die Mutter ist im Pommerland.
Und Pommerland ist abgebrandt.
Es ist zu befürchten, dass dieses Schicksal nun auch in Sachsen flächendeckend um sich greift, ganz ohne Krieg. Das nenne ich Fortschritt. Es scheint, dieses Szenario wolle nicht enden, bis alles abgebrannt ist.
Dass die altehrwürdige Humboldtbaude auf dem Schlechteberg ebenfalls geschlossen ist, war uns bekannt. Sie war schon vor der Krise verwaist, es findet sich offenbar kein Betreiber für das augenscheinlich gut sanierte Objekt. Nach den jetzigen Erfahrungen dürften sich die Aussichten auf eine Wiederbelebung sehr in Grenzen halten. Das kann man verstehen. Nicht verstehen kann man, dass der erst 1998 erbaute Turm im Jahre 2020 wieder abgerissen wurde. „Was ist eigentlich los in Deutschland?“ fragt man sich, wenn in unseren Nachbarländern ein Turm nach dem anderen aus dem Boden schießt Ob das in jedem Fall verständlich ist, ist eine andere Frage, aber allemal besser, als das Geld für Schießgewehre und Panzer auszugeben. Solche Eindrücke und Fragen bewegen einen schon, wenn man durch die Lande zieht und so ist es auch kein Wunder, dass die Ausflüge nach Böhmen bei uns beliebter sind, als jene in die heimischen Gefilde. Der Umgang mit der Natur tut sein übriges, wie wir noch sehen werden.
Wir durchstreifen Ebersbach und wandern durch den Raumbusch. Der Weg führt vorbei am Steinbruch Klunst, es verschlägt uns die Sprache. Ein gigantisches Loch hat sich hier in den Berg gefressen und der Landschaft wieder ein Stück ihrer Ursprünglichkeit genommen. Dieser Prozess ist allerdings schon ewig im Gange
„Zwischen der Eisenbahnlinie Ebersbach-Löbau und den Ebersbacher Buschmühlhäusern überragt die Klunst die Umgebung um 60 - 80 m. Da ihr Gestein seit Anfang des 20. Jahrhunderts ununterbrochen abgebaut wird, war 1971 nur noch im Norden ein Rest der Erhebung erhalten. Die einstigen riffartigen Gipfelklippen fielen fast vollständig dem Steinbruchbetrieb zum Opfer. Eigentümer der Klunst wie des umgebenden Raumbusches war bis 1921 die Stadt Zittau. Ihr Einfluss auf die das Gestein abbauenden Firmen blieb zu gering, um das geologisch und geomorphologisch interessante Naturgebilde der Nachwelt zu erhalten.“ (Werte unserer Heimat, Bd. 24)
Der Rückweg führt uns nah an den Kottmar, den ursprünglich geplanten Aufstieg zum Gipfel versagen wir uns. Die großen Kahlschläge nach dem Borkenkäferbefall sind für eine Begehung nicht gerade einladend, man wird sie aber hinnehmen müssen, die damit verbundene Zerstörung der Waldwege allerdings nicht. Zwei schwere Holztransportfahrzeuge haben sich durch den Schlamm fast bis an den Gipfelbereich heran gearbeitet. Auch damit wird in den Nachbarländern sorgsamer umgegangen, dort trifft man zuweilen auch noch Rückepferde, die das Holz aus den Wäldern holen. Ein kurzer Abstecher noch zur Spreequelle, dann hat sich unsere Runde auch schon wieder geschlossen.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
P.S. Anmerkungen zu den Aussichtstürmen:
Wenn man sich hartnäckig und zielstrebig für seine Ideen einsetzt und Verantwortung übernimmt, dann kann man auch etwas erreichen. Das zeigt uns das Beispiel Lauscheturm. Und wahrlich, dafür sind viele Schießgewehre verbaut worden! Wenn als Krönung auch die Baude noch erneuert würde, kostete das höchstens noch ein kleines Stück Panzer.
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