Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Der Jüttelsberg (Jitrovnik)
erhebt sich im nördlichen Teil des Böhmischen Niederlandes
(Šluknovský výběžek) unweit von Schluckenau (Šluknov) und
unmittelbar an der Grenze zu Sachsen. Von einem früheren Besuch
war mir erinnerlich, dass sich von seiner Südseite eine herrliche
Aussicht über den Schluckenauer Zipfel bis hin zum Lausitzer
Gebirge bietet. Die Wiesenlandschaft um den Berg herum wird im
Jahresverlauf großzügig als Weideland genutzt, so dass eine
Wanderung im Winterhalbjahr sicher eine gute Wahl ist, weil die
Tiere in ihren Stallungen sind. Wir beginnen die Wanderung in
Königswalde (Království).
„Nö. von Königswalde u. in 30 Min. auf mark. Wege von da zu
erreichen, befindet sich der Jüttelsberg (507 m), die höchste
Erhebung im nö. Querrücken des Rumburger Granitgebirges. Die
Abt. Schltuckenau u. Königswalde des Geb.-V. f. d. n. B. haben
daselbst einen 24 m hohen hölzernen Aussichtsturm err., welcher
am 22. Juli 1888 eröff., aber am 22. Nov. 1903 vom Sturmwinde
umgestürzt wurde. Etwa 400 Schritte unterhalb des Turmes, auf
der Ostseite des Berges, hatte der Besitzer des Berges (Joh.
Vogel) eine Restauration am Waldessaume err.“
Von der Gasstätte, die sehr schön gelegen war und erst nach der
Wende dem Verfall ausgesetzt wurde, findet man heute nur noch
verwilderte Reste. Vor wenigen Jahren war der Gipfel des Berges
noch restlos bewaldet, die Bäume sind heute fast vollständig
geschlagen.
„Der Berg gewährt eine reizende Um- u. Fernsicht. Im nahen
Umkreise liegen die mit Aussichtstürmen geschmückten Berge:
Lausche, Kaltenberg, Wolfsbergspitze, Tanzplan, Unger,
Valtenberg. Czornebog und Bilebog. Löbauer Berg, Landeskrone u.
Kottmar; von den zahlreichen
eingestreuten Ortschaften fesseln besonders
w. Schluckenau
und Kaiserswalde
u. ö. Georgswalde
mit Filippsdorf u. Gersdorf. Den
Hintergrund bilden gegen O. zu die Höhen des Iser
, Riesen- u. Jeschkengebirges,
des Mittel und Erzgebirges, der
böhm. u. sächs.
Schweiz.“ (*)
Wir wandern an der Südseite des
Berges, die Aussicht genießend, über die Wiesen und schlagen an
einem tangierenden Wanderweg wieder die Richtung nach Königswalde
ein. Linkerhand erscheint in einem Wäldchen auf einem Hügel eine
sehr schöne, beachtenswerte Kreuzweganlage, deren Stationen
derzeit einer Restaurierung unterzogen sind.
Nächstes Ziel ist Schluckenau –
Mittagszeit. Eine unscheinbare Gaststätte unterhalb des Schlosses („Pod Zámkem“) überrascht uns
mit hausgemachter böhmischer Kost. Vorzüglich! Frisch gestärkt
begeben wir uns auf den Rückweg. Bei der Vorbereitung der
Wanderung war mir eine Kalvarienanlage aufgefallen, dahin richten
wir unsere Schritte, weiter dann nach Karltal.
„Unmittelbar sö. bei der Stadt u. in wen. Min. erreichbar
erhebt sich 54 m über dem Marktplatze der Kreuz- o.
Kalvarienberg (397 m Seeh.) mit freundlichem Blicke auf
Schluckenau u. Umgebung. Er besteht aus
säulenförmigem Basalte, der den Granit durchbrochen;
in letzterem findet sich auch ein Gang, der Eisenglanz, Quarz n.
Chlorit enthält. Auf den Berg führt ein Kreuzweg, der 1746 von
dem Bräuergehitfen Ant. Drösel angelegt u. am 22. Juli 1756
eingeweiht wurde; die Bildnisse der Stationen u. jene am Ölberge
soll der mehrfach erwähnte Bildhauer Klein in Stein ausgehauen
haben. Die jetzige hl. Grabkapelle wurde aber erst einige Jahre
später err. u. trägt das Zeichen des Halbmondes, weil die ganze
Kreuzweg-Anlage jener zu Jerusalem nachgeahmt ist.
Vom Kreuzberge führt der Weg am
Butterberge (386 m)
vorüber in 20 Min. in die Waldrestauration
Karltal, einem recht netten u. von
den Schluckenauern fleißig besuchten
Ausflugsort. Er ist nach
dem Vornamen des Besitzers Karl
Schütz benannt u. erhält fast alljährlich
einige Zubauten;
u. a. wurde auf dem
Turnplatze der Restauration
am 28. Aug. 1887 eine
vom Besitzer beschaffte, mehr als lebensgroße
Gipsbüste Jahns auf einem mannshohen
Granitsockel enth. In
einem neu aufgedeckten Steinbruche
fand der Besitzer am 10. Juni 1882
ein prächtiges Steinbeil mit
Schaftloch, was vermuten läßt, daß einst Kelten o.
Germanen hier seßhaft waren.“ (*)
Das Kurhotel Karltal
findet man immer noch, allerdings in einem würdelosen Zustand,
desgleichen die umgebende Waldpartie, in der einst auch ein
Gondelteich angelegt gewesen ist. Das Areal ist in einem so
desaströsen Zustand, dass sich eigentlich nur der Abriss und eine
Renaturierung des Geländes empfiehlt, aber wer soll das bezahlen?
Nun sind noch die letzten Kilometer
bis Königswalde zurückzulegen. Von der Anhöhe vor Könisgwalde
fällt noch einmal ein letzter Blick auf den vor uns liegenden,
sich weit dehnenden Jüttelsberg.
(*) Alle Zitate Dr. Hantschel
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet
man hier.
Aussichtsreiche Lage aauf der Südseite des Jüttelsberges
Kirche von Königswalde
Am Kreuzberg von Königswalde
Manch Teich um Schluckenau bietet diversem Geflügel eine Heimstatt
Kirche zum Hl. Wenzel in Schluckenau
Schluckenauer Schloss
Auf dem Kreuzberg von Schluckenau
Der Pirsken (Hrazený)
Kurhotel Karlstal
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Der Jüttelsberg
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