Dienstag, 25. Februar 2020

Wandertour zum Jüttelsberg

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Der Jüttelsberg (Jitrovnik) erhebt sich im nördlichen Teil des Böhmischen Niederlandes (Šluknovský výběžek) unweit von Schluckenau (Šluknov) und unmittelbar an der Grenze zu Sachsen. Von einem früheren Besuch war mir erinnerlich, dass sich von seiner Südseite eine herrliche Aussicht über den Schluckenauer Zipfel bis hin zum Lausitzer Gebirge bietet. Die Wiesenlandschaft um den Berg herum wird im Jahresverlauf großzügig als Weideland genutzt, so dass eine Wanderung im Winterhalbjahr sicher eine gute Wahl ist, weil die Tiere in ihren Stallungen sind. Wir beginnen die Wanderung in Königswalde (Království).

Nö. von Königswalde u. in 30 Min. auf mark. Wege von da zu erreichen, befindet sich der Jüttelsberg (507 m), die höchste Erhebung im nö. Querrücken des Rumburger Granitgebirges. Die Abt. Schltuckenau u. Königswalde des Geb.-V. f. d. n. B. haben daselbst einen 24 m hohen hölzernen Aussichtsturm err., welcher am 22. Juli 1888 eröff., aber am 22. Nov. 1903 vom Sturmwinde umgestürzt wurde. Etwa 400 Schritte unterhalb des Turmes, auf der Ostseite des Berges, hatte der Besitzer des Berges (Joh. Vogel) eine Restauration am Waldessaume err.

Von der Gasstätte, die sehr schön gelegen war und erst nach der Wende dem Verfall ausgesetzt wurde, findet man heute nur noch verwilderte Reste. Vor wenigen Jahren war der Gipfel des Berges noch restlos bewaldet, die Bäume sind heute fast vollständig geschlagen.

Der Berg gewährt eine reizende Um- u. Fernsicht. Im nahen Umkreise liegen die mit Aussichtstürmen geschmückten Berge: Lausche, Kaltenberg, Wolfsbergspitze, Tanzplan, Unger, Valtenberg. Czornebog und Bilebog. Löbauer Berg, Landeskrone u. Kottmar; von den zahlreichen eingestreuten Ortschaften fesseln besonders w. Schluckenau und Kaiserswalde u. ö. Georgswalde mit Filippsdorf u. Gersdorf. Den Hintergrund bilden gegen O. zu die Höhen des Iser , Riesen- u. Jeschkengebirges, des Mittel und Erzgebirges, der böhm. u. sächs. Schweiz.“ (*)

Wir wandern an der Südseite des Berges, die Aussicht genießend, über die Wiesen und schlagen an einem tangierenden Wanderweg wieder die Richtung nach Königswalde ein. Linkerhand erscheint in einem Wäldchen auf einem Hügel eine sehr schöne, beachtenswerte Kreuzweganlage, deren Stationen derzeit einer Restaurierung unterzogen sind.

Nächstes Ziel ist Schluckenau – Mittagszeit. Eine unscheinbare Gaststätte unterhalb des Schlosses („Pod Zámkem“) überrascht uns mit hausgemachter böhmischer Kost. Vorzüglich! Frisch gestärkt begeben wir uns auf den Rückweg. Bei der Vorbereitung der Wanderung war mir eine Kalvarienanlage aufgefallen, dahin richten wir unsere Schritte, weiter dann nach Karltal.

Unmittelbar sö. bei der Stadt u. in wen. Min. erreichbar erhebt sich 54 m über dem Marktplatze der Kreuz- o. Kalvarienberg (397 m Seeh.) mit freundlichem Blicke auf Schluckenau u. Umgebung. Er besteht aus säulenförmigem Basalte, der den Granit durchbrochen; in letzterem findet sich auch ein Gang, der Eisenglanz, Quarz n. Chlorit enthält. Auf den Berg führt ein Kreuzweg, der 1746 von dem Bräuergehitfen Ant. Drösel angelegt u. am 22. Juli 1756 eingeweiht wurde; die Bildnisse der Stationen u. jene am Ölberge soll der mehrfach erwähnte Bildhauer Klein in Stein ausgehauen haben. Die jetzige hl. Grabkapelle wurde aber erst einige Jahre später err. u. trägt das Zeichen des Halbmondes, weil die ganze Kreuzweg-Anlage jener zu Jerusalem nachgeahmt ist.

Vom Kreuzberge führt der Weg am Butterberge (386 m) vorüber in 20 Min. in die Waldrestauration Karltal, einem recht netten u. von den Schluckenauern fleißig besuchten Ausflugsort. Er ist nach dem Vornamen des Besitzers Karl Schütz benannt u. erhält fast alljährlich einige Zubauten; u. a. wurde auf dem Turnplatze der Restauration am 28. Aug. 1887 eine vom Besitzer beschaffte, mehr als lebensgroße Gipsbüste Jahns auf einem mannshohen Granitsockel enth. In einem neu aufgedeckten Steinbruche fand der Besitzer am 10. Juni 1882 ein prächtiges Steinbeil mit Schaftloch, was vermuten läßt, daß einst Kelten o. Germanen hier seßhaft waren.(*)

Das Kurhotel Karltal findet man immer noch, allerdings in einem würdelosen Zustand, desgleichen die umgebende Waldpartie, in der einst auch ein Gondelteich angelegt gewesen ist. Das Areal ist in einem so desaströsen Zustand, dass sich eigentlich nur der Abriss und eine Renaturierung des Geländes empfiehlt, aber wer soll das bezahlen?

Nun sind noch die letzten Kilometer bis Königswalde zurückzulegen. Von der Anhöhe vor Könisgwalde fällt noch einmal ein letzter Blick auf den vor uns liegenden, sich weit dehnenden Jüttelsberg.

(*) Alle Zitate Dr. Hantschel


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Aussichtsreiche Lage aauf der Südseite des Jüttelsberges









Kirche von Königswalde


Am Kreuzberg von Königswalde









Manch Teich um Schluckenau bietet diversem Geflügel eine Heimstatt


Kirche zum Hl. Wenzel in Schluckenau


Schluckenauer Schloss


Auf dem Kreuzberg von Schluckenau











Der Pirsken (Hrazený)


Kurhotel Karlstal





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Der Jüttelsberg

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