Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
So peu á peu hält
der Frühling Einzug. Langsam zeigen sich die Frühblüher auf den
Fluren, aber es ziehen eben auch immer wieder Schneeschauer über
das
Land. Seit Wochen ist das Wetter gerade an unseren Wandertagen
ziemlich bräsig, so dass man sich überlegen muss, ob man die paar
Neu-Touren in der Oberlausitz, die wir noch in petto haben, gerade
an
solchen unsicheren Tagen verballern. Ansonsten haben wir die
Oberlausitz im Verlaufe des letzten Jahres so ziemlich auf und ab
gewandert und in der Tat schöne Ecken dabei kennengelernt. Aber
irgendwann werden wir uns daran erinnern, dass wir in Zeiten des
Schengener
Übereinkommens leben und da wäre zu prüfen, ob selbiges noch
gilt. Es wäre auch einmal wichtig zu wissen, ob in Böhmen noch
Menschen leben oder ob die im Laufe des Winters alle dahingerafft
wurden, wie uns die Nachrichten der Staatsmedien das Glauben
machen
möchten.
Bei den heutigen ungünstigen Wetterprognosen wollen wir uns aber nicht zu weit von zu Hause weg entfernen und so begeben wir uns auf den Victoriaweg. Die Gegend zwischen Spitzkunnersdorf und Hainewalde ist uns bekannt, die spezielle Trassenführung nicht. Zwar habe ich mir einen sogenannten Flieger (Flyer, wie wir in Deutschland sagen) besorgt, der den Verlauf des Victoriaweges beschreibt, aber vergeblich sucht man darin nach der Namensgeberin desselben. Wir gehen also einmal davon aus, dass der Weg Frau Victoria Tugendreich von Kanitz (geb. 1657 als Victoria Tugendreich von Kyaw) gewidmet ist, die die schöne Dorfkirche in Spitzkunnersdorf, sowie die Kirchen in Hainewalde und Niederoderwitz erbauen ließ.
Von Spitzkunnersdorf wandern wir bei häufigem Schneegestöber auf dem sogenannten Stangenweg nach Hainewalde, werfen einen Blick auf das monumentale Sorgenkind des Dorfes, das stattliche neue Schloss (welches niemand haben und erhalten will. Es ist ein Jammer!) und begeben uns weiter zur Kanitz-Kyawschen Gruft, in der die Tugendreiche und ihr Göttergatte die letzte Ruhe fanden. Diese aus Sandstein erbaute Gruft zählt zu den bedeutendsten Werken barocker Grabmalkunst in der Oberlausitz und sie ringt dem Bestrachter tatsächlich eine gewisse Bewunderung ab. Eine ziemlich umfangreiche Beschreibung findet man hier, derzeit nur in tschechischer Sprache, aber vielleicht gibt es ja demnächst eine deutsche Übersetzung.
Wir setzen unseren Weg fort und schreiten bergan zu einer meiner bevorzugten Aussichtslagen in der näheren Umgebung, das ist die Lehne unterhalb des Lindeberges, von der man wunderbare Ausblicke über das Hainewalder Tal zum Iser- und Lausitzer Gebirge dargeboten bekommt. Um dieses zu erleben, verlassen wir kurz den Victoriaweg und wandern ein Stück entlang des Waldrandes am Lindeberg. Bereits im Anstieg dahin beachte man, noch vor Erreichen des Waldsaumes, eine kleine hervorspringende Kuppe. Unter dem Schlehengestrüpp befindet sich die sogenannte Krähenhütte, eine alte Jagdhütte, die ihren Ursprung bereits im 18. Jahrhundert hat. Weiter geht es durch die Waldungen zu der herrschaftlichen Jagdhütte, die etwa zwischen Linde- und Forstenberg gelegen ist. Der Zutritt ist uns natürlich verwehrt, aber im Außenbereich findet sich ein überdachtes Plätzchen für die Mittagsrast. Wanderfreund D. packt hier wieder seinen Gaskocher aus und brüht für alle Anwesenden lecker Würstchen, Senf und frische Brötchen hat er auch dabei. Ein herzliches Dankeschön einmal an dieser Stelle an D. für diese zuverlässige Versorgungsleistung.
Gestärkt nehmen wir die letzten Kilometer in Angriff. Am Forstenberg begegnen uns noch zwei geologisch interessante Gesteinsformationen. Der Weiße Stein und der Schwarze Stein.
Bei dem Weißen Stein handelt es sich um einen unmittelbar aus dem Boden ragenden, bis 6 m hohen Quarzitfelsen. „Mit einer Mächtigkeit von bis zu 50 m setzt sich das Gestein aus feinkörnigem, dichten Quarz von weißer bis gelber, sogar rötlicher bis brauner Farbe und aus Muskovitschüppchen [Näheres dazu siehe hier, ich wusste das auch nicht] zusammen. Infolge ungleicher Härte des Gesteins entstanden Blöcke, Felstrümmer und sogar schachtartige Höhlungen. Ihren Namen trägt die Höhle am Weißen Stein nach dem Räuberhauptmann Karaseck. Die Sage berichtet von einem in der Nähe der Höhle vergrabenen Schatz aus der Zeit der Räuberbande.“ („Werte unserer Heimat“, Bd. 16).
Unweit entfernt befindet sich westlich des Forstenberggipfels der dunkelhäutige Bruder des Weißen Steines, der Schwarze Stein. „Der Phonolith durchragt als gangartige Ergussmasse beträchtlich den Basalt, der sich nur in großen narbigen Blöcken an einigen Kanten und Steillehnen in der näheren Umgebung zeigt. Etwa 20 m tiefer an der Westseite [des Forstenberges] sitzen die in südlicher Richtung einfallenden Phonolithsäulen des Schwarzen Steines, dessen Flanken mit plattigen Trümmern übersät sind.“ (Werte unserer Heimat, Bd. 16)
Vom Schwarzen Stein umläuft ein Wanderweg an der Waldgrenze den Forstenberg, von wo sich hübsche Ausblicke auf den Großen Stein und die Ortslage von Spitzkunnersdorf ergeben. Wir steigen noch zum Gipfel des Forstenberges an, um die schöne Aussicht vom Turm der Forstenbergschanze mitzunehmen, als uns erneut ein gemeiner Schneeregen zum Unterstellen zwingt. Auf unserem Rückweg nach Spitzkunnersdorf entschädigt uns jedoch ein Besuch der erfreulicherweise geöffneten, gut sanierten barocken Nikolaikirche. Bemerkenswert die Herrschaftsempore seitlich des Altarraumes gegenüber der Kanzel, die sich die von Kanitz‘schen, vermutlich für sich selbst, mit einbauen ließen.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Also ich für meinen Teil erkenne das Instrument zum Umrühren und Abschöpfen sofort. Hey das waren noch duftintensive Zeiten...
AntwortenLöschenGrüße,
Tilo
Das kommt wieder. Am besten, Du kaufst schon mal einen auf Vorrat. Gruß Björn
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