Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Dass sich der Südabfall um Kosel (Kozly) - und Kolbenberg (Kolne) von ziemlich wilden Schluchten durchzogen ist, war mir bekannt. Dass es aber so schlimm kommen würde wie heute, hatte ich nicht geahnt. Mit anderen Worten: die Wanderung lief nicht ganz so, wie wir uns das vorgestellt hatten.
Bei unserer Kegelwegtour (Kuželovka) liefen wir oberhalb der Schlucht des Koselbaches und hörten tosendes Rauschen (was sicher auf die schweren Regenfälle der vorausgegangenen Tage zurückzuführen war). Laut Landkarte führt aber auch ein Weg durch die Schlucht. Diesen galt es, auszuforschen. Auch der unerledigte Aufstieg auf die Koselspitze sollte bei der Gelegenheit nachgeholt werden. Da oben soll es zumindest früher eine schöne Aussicht gegeben haben.
Zunächst aber begeben wir uns auf den Weg zu dem wilden Knorrloch (Vodopády u Kolného), durch welches der Kolbenbach zu Tale rauscht. Ich schwöre, bei meinem letzten Besuch konnte man einen dürren Pfad entlang des Baches bis zur Klamm laufen (man sieht das hier auf der Karte). Heute ist gar nicht mehr daran zu denken, auf diesem Wer zu dieser Kluft vorzudringen. Die Schlucht ist durch umgestürzte Bäume und Unterwuchs stellenweise unpassierbar. Nach einem dauernden Auf und Ab entscheiden wir uns, aus dem Tal heraus zu klettern und von der oberhalb verlaufenden Straße in die Klamm (Kaňon potoka Kolné) einzusteigen. Markierungen wird man für den Zugang nicht finden, aber immerhin ist am Grund der Schlucht eine schüchterne Erklärungstafel angebracht.
Der kleine Kolbenbach (Kolné) ist einer der Bäche, die den Ross-Teich (Koňský) in der Nähe von Drum (Stvolínky) von Norden her speisen. Der Bach hat sich in das Sandsteinmassiv eingegraben und einen felsigen Canyon gebildet. Im oberen Teil hat der Bachlauf eine enge, schwer zugängliche Kerbe im Felsen hinterlassen, die 10-12 Meter tief und bis zu 2 Meter breit ist. Der Canyon fließt dann in einer Reihe von Kaskaden über insgesamt 18 Meter. Einer davon ist ein 4 Meter hoher Wasserfall. Im oberen Teil der Schlucht haben die früheren Anwohner mehrere unterirdische Räume in die Felswände gehauen die später mit Hausmüll verfüllt wurden. Heute sind die Kavernen gesäubert. An der Schluchtwand sind einige Felsgravuren von ungewissem Alter und Herkunft zu finden. Das Canyon ist als Schutzgebiet ausgewiesen.
Weiter geht es hinauf zum Kolbenberg. Wie befürchtet, sind die Hochflächen systematisch in Weideflächen gegliedert und eingezäunt. Wir steigen von Parzelle zu Parzelle, Rinder glotzen uns neugierig an. In Petersdorf (Stvolínecké Petrovice) lädt eine herrliche Wiese mit weitläufigem Ausblick auf das Mittelgebirge zu einer ausgiebigen Rast ein. Schon bei einer früheren Tour haben wir uns hier niedergelassen und das Panorama bewundert. Weiter geht es nun hinauf zur Überschar, einem Hochplateau, welches sanft in Richtung Koselgipfel ansteigt. Im unteren Bereich bieten sich herrliche Ausblicke hinüber zum Lausitzer Gebirge. Der Koselgipfel ist nicht spektakulär. Steil fällt der Berg nach Süden ab, aber Bäume behindern die Aussicht. Der Weg, der auf dieser Seite unterhalb des Gipfels zu dem Dorf Kosel führt, ist mehr oder weniger auch nur noch gedanklich vorhanden und schwer begehbar. Bei der Hitze, die sich inzwischen eingestellt hat, ist das Vorankommen eine ganz schöne Strapaze. Die ersehnte Erfrischung in Kosel müssen wir auch abschreiben, die örtliche Kneipe öffnet nur von Donnerstag bis Sonntag. Das wird als Folter empfunden.
Vom Dorf aus gedenken wir, in die Schlucht des Koselbaches einzusteigen. Fehlanzeige. Ein Anwohner erklärt uns, dass der Weg dahin versperrt ist. Das Dorf ist zu umlaufen, der Einstieg muss dann „wild“ erfolgen. Später sehen wir, dass das Gelände samt Zuweg zur Schlucht von einem Privatnutzer eingezäunt wurde. In zahlreichen Käfigen bellen sich Hunde, die hier eingepfercht sind, die Kehle aus dem Hals. Auf der Suche nach einem Zugang zur Schlucht bahnen wir uns den Weg durch mannshohe Brennnesseln. Nachdem wir den Pfad gefunden haben, erhalten wir stellenweise Einblicke in die hier nicht allzu tiefe Schlucht. Es ist schwer vorstellbar, dass wir darin weit voran kommen. Der Weg ist verwachsen, Bäume liegen quer. Davon hatten wir heute bereits genug, so dass wir uns entscheiden, oberhalb der Schlucht den Weg zurück nach Drum zu nehmen. Fazit: eine sehr abenteuerliche Wanderung durch schönes Gelände. Reichlich Zecken gab es gratis dazu.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
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