Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf
Auf dem Strohmberg in der Nähe von Weißenberg befindet sich diese historische Triangulationssäule.
Man
erreicht den Strohmberg von der S112 in Särka aus, allerdings ist dort
das Parken schwierig. Günstiger ist der Zugang von der Napoleonallee aus
auf den Wanderweg mit dem grünen Strich.
Fährt man von Löbau auf der neuen B178 Richtung Norden, dann endet diese vierspurige Straße seit Jahrzehnten bei Nostitz. Von der sich anschließenden S112 aus hat man auf der rechten Seite diesen Blick zum 264 Meter hohen Strohmberg, Er erhebt sich etwa 75 Meter über die Umgebung.
Der gesamte Berg ist ein Landschaftsschutzgebiet.
Auf der Südseite des langgestreckten Berges wurde seit dem 19. Jahrhundert Basalt abgebaut.
Der Abbau des Nephelinbasalts wurde vor hundert Jahren eingestellt. Hier entwickelte sich eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt.
Eigentlich müsste der Pfeil schräg nach oben zeigen.
Am rechten Rand des Steinbruchs steigt der Pfad über Stufen steil an.
Auf dem Plateau der Südkuppe, unweit von der Abbruchkante des Steinbruchs, steht die historische Triangulationssäule. Text und einige Fotos von der Infotafel findet man im Anhang.
Die Säule der Königlich-Sächsischen Triangulirung ist eine Station 2. Ordnung mit der Nummer 47 (von insgesamt 122).
Südseite mit Kennzeichnung TP
Die Säule aus Doberschützer Granit ist genau einen Meter hoch und hat 49x49cm Kantenlänge. Die Deckplatte ging verloren. Zwischen den Buchstaben T und P ist eine Höhenmarkierung angebracht.
Die Nordseite der Säule ist mit einem Dreieck gekennzeichnet.
Der Bau der Station kostete damals 114 Mark. Über der Säule gab es früher eine Signalpyramide aus Holz. Rechts: Signalstange in einem Lochstein.
Von dieser Stelle hat man eine gute Aussicht nach Süden und Westen.
Im Südosten dominiert der Rotstein (455 Meter).
Schafberg (449 Meter), Löbauer Berg (448 Meter) und der Kottmar (582 Meter) im Süden.
Der Wohlaer Berg (346 Meter)
Im Südwesten: Hochstein (541 Meter) und Czorneboh (556 Meter)
Der Sichtbereich endet bei Drohmberg (432 Meter) und Mehltheuerberg (384 Meter).
Noch einmal größer:
Links Jauernicker Berg (334 Meter), rechts Schwarzer Berg (393 Meter)
Friedersdorfer Berg (395 Meter) und Paulsdorfer Spitzberg (372 Meter), dahinter Heufuder (Stog Izerski, 1107 Meter) und Tafelfichte (Smrk, 1124 Meter) im Isergebirge.
Rotstein (455 Meter) und Georgenberg (396 Meter)
Der Funkturm unterhalb des Gipfels vom Rotstein (455 Meter)
Der Schafberg (449 Meter) mit dem Sendemast vom Sender Löbau
Der Löbauer Berg (448 Meter) mit dem Gusseisernen Turm.
Vorn Kirche und Schloss Kittlitz
Der Kottmar (582 Meter)
Zwischen den Windkraftanlagen: Ein Teilstück der vierspurigen B178 neu
Der Wohlaer Berg (346 Meter)
Richters Berg (458 Meter), Hochstein (541 Meter) und Sornßiger Berg (503 Meter)
Czorneboh (556 Meter) und Hromadnik (508 Meter), rechts die Kirche von Hochkirch
Drohmberg (432 Meter) und Mehltheuerberg (384 Meter), ganz links der Valtenberg (586 Meter)
Der Strohmberg ist aus vielerlei Gründen einen Besuch wert:
Triangulationssäule, Basaltsteinbruch, Flora und Fauna und als Zugabe eine weite Aussicht.
Der Strohmberg aus Richtung Niederkotitz
Anhang
Text und 7 Bilder von der Infotafel auf dem Strohmberg:
Historische Triangulationssäule Strohmberg
- ein geschütztes Kulturdenkmal
STATION STROHMBERG
ZUSTAND JUNI 2011
Die
Vermessungsstation wurde im November 1864 auf der höchsten südlichen
Kuppe des Strohmberges errichtet. Rittergutsbesitzer A. H. Richter auf
Särka erteilte dafür die Baugenehmigung. Die auf den anstehenden Basalt
gegründete Station aus Doberschützer Granit besteht, im Gegensatz zu
anderen Stationen, nur aus dem 1,0 m hohen Pfeiler. Dessen Oberfläche
war ursprünglich mit einer Granitplatte geschützt. Eine hölzerne
Signalpyramide machte den Punkt weithin sichtbar.
Der Bau wurde unter Leitung von Prof. Nagels Assistenten Friedrich Robert Helmert ausgeführt und kostete 114 Mark.
Im Rahmen der Königlich Sächsischen Triangulirung wurden auf der Station Strohmberg Richtungsmessungen zu den benachbarten Dreieckspunkten Nostitzhöhe, Jauernick, Rothstein, Kottmar, Czorneboh, Salzenforst und Grossdubrau ausgeführt.
NAGELSCHE SÄULEN IN DER UMGEBUNG DER STATION STROHMBERG:
DIE STATION I. CLASSE AUF DEM TURM DES VALTENBERGES BEI NEUKIRCH
(Das Bild auf der Tafel wurde leider zerstört und ist durch ein eigenes Foto ersetzt worden.)
DIE STATIONEN II. CLASSE AUF DEM GIPFEL DES ROTHSTEINS SÜDLICH VON REICHENBACH/OL
UND AUF DEM SCHICHTVULKAN DES KOTTMAR NÖRDLICH VON EIBAU
Auch danach war der Festpunkt der Landesvermessung über Jahrzehnte ein Bezugspunkt für örtliche Detailvermessungen und Kartenherstellungen. Die Säule wurde von Karl-Heinz Grebner aus Chemnitz 2014 restauriert. Die Finanzierung übernahmen die Stadt Weißenberg und Herr Grebner. Unterstützung gaben die Firmen Wiegel in Kittlitz, Speer in Bautzen, Schade in Wasserkretscham sowie die FFW Maltitz.
Gradmessung und Triangulierung im Königreich Sachsen
Bei
der Landesvermessung 1862 bis 1890 wurden zwei Dreiecksnetze geschaffen,
das Netz für die Gradmessung im Königreich Sachsen (Netz I. Classe) mit
36 Punkten und die Königlich Sächsische Triangulirung (Netz II. Classe)
mit 122 Punkten. Damit verfügte Sachsen auf dem Gebiet der
Landesvermessung über eines der modernsten Lagenetze in Deutschland. Für
den Maßstab der beiden Netze wurde bei Großenhain eine knapp neun
Kilometer lange Basislinie gemessen. Im restaurierten Basishaus bei
Quersa erinnert ein kleines Museum an diese Arbeiten. Neben der
Triangulation erfolgten auch astronomische Messungen zur Orientierung
des Dreiecksnetzes und es wurde ein erstes Landesnivellement zur
Bestimmung von Höhenfestpunkten ausgeführt. Die Mitteleuropäische
Gradmessung wurde schon bald durch den Beitritt von vielen Staaten zur
Internationalen Erdmessung erweitert, die eine der ersten
wissenschaftlichen Vereinigungen der Welt war.
Die vielfältigere Nutzung von geodätischen Festpunkten und Fortschritte in den Messtechnologien in der Mitte des 20. Jahrhunderts erforderten die Schaffung von neuen, besser zugänglichen Trigonometrischen Punkten. Diese waren während der Vermessung oft mit hölzernen Hochsignalen überbaut. Historische Vermessungssäulen verloren damit ihre praktische Bedeutung. In der Gegenwart sind dreidimensionale Koordinatenbestimmungen mit satellitengestützten Navigationssystemen, wie dem GPS, in hoher Genauigkeit und in kürzester Zeit an fast jedem Ort möglich.
Christian August Nagel
geb.: 17.05.1821 in Grünberg
gest. 23.10.1903 in Dresden
Nach dem Studium der Ingenieurwissenschaften wurde August Nagel erster ordentlicher Lehrer (1852) und Professor (1858) für Geodäsie an der Königlich Sächsischen Polytechnischen Schule in Dresden. Er war der Gestalter der Triangulation im Königreich Sachsen und Initiator sowie praktischer Betreuer bedeutender Projekte, wie der Vermessung des Erzgebirgischen Kohlenbassins und der Stadtvermessungen von Dresden und Leipzig. Ab 1888 war er Direktor des Mathematisch-Physikalischen Salons im Dresdner Zwinger.
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