Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Gern erinnern wir uns an die Tour durch die Ritinaschlucht (Soutěska Rytina), die uns auch aussichtsreiche Momente bescherte. Diese Gegend gibt es einfach her. Eine noch viel imposantere Klamm durchfurcht die steilen Hanglagen des zur Elbe abfallenden Böhmischen Mittelgebirges unweit davon. Ausgangspunkt unserer Wanderung ist der kleine Wanderparkplatz unterhalb des Aarhorst (Varhošť) am Sattel zwischen Kundratitz (Kundratice) und Tschersing (Čeřeniště). Der Aarhorst ist unser erstes Ziel. Ich liebe es, wenn es aus dem Auto heraus sofort in einen Steilaufstieg hinein geht und wenn einem gleich beim Start die Puste ausgeht. Allerdings wird man von der Aussicht vom Turm auf dem Berg wahrlich grandios entschädigt, besonders natürlich bei der heute gegebenen Fernsicht. An 8 verschiedenen Stellen, wird dem Touristen in der Literatur (Wikipedia) versprochen, bekäme er hier die Elbe zu Gesicht, deren gekrümmter Lauf an verschiedensten Stellen hinter den Bergen des Mittelgebirges hervortritt. Na gut, wir haben nur sieben gezählt, aber darauf kommt es in der Gesamtschau nicht an und außerdem wissen wir, dass ohnehin nicht alles stimmt, was in Wikipedia erzählt wird.
Wir steigen nun ab nach Birnai (Brna). Steil geht es an den Hängen des Fauleberg (Lenoch) zu Tal. Seitlich führt ein schmaler Pfad zu den Aussichtspunkten der Mache (Macha). Die große Mache ist der südwestliche Felsvorsprung...
„... eines steil zur Elbe abfallenden Hochplateaus. Frei wie auf einem Balkone steht man über dem, eine weite sichtbare Strecke des Elbestromes und genießt eine entzückende Aussicht. … Nach etwa 100 Schr. weiter kann man links einen Abstecher auf die kl. Mache, den nö. Vorsprungs desselben Plateaus, machen. Von hier übersieht man insbes. die wildromantischen Schluchten des Kollebner Thales.“ (Franz Hantschel)
In steilen Serpentinen geht es nun hinab nach Kolleben (Kolibov), von hier weiter (in nicht erwartetem Auf und Ab) nach Birnai. Nach kurzer Stärkung an der (geschlossenen) Kneipe „U Kapličky“ steigen wir nun in die steile, malerische Prutschelschlucht ein. Die beste Beschreibung dieser Klamm liefert die Sächsischen Zeitung, Ausgabe vom 20.05.2014
„Auf 629 Meter Höhe, dem Gipfelpunkt der Tour, folgen wir nun drei Kilometer der grünen Markierung hinunter durch Nemci und die Prucelska rokle (Prutschelschlucht) nach Brna (Birnai) an die Elbe. Nach dem Ortsende geht es relativ steil auf schmalem Pfad abwärts in die Schlucht – empfehlenswert bei trockenem Wetter und in der laubfreien Zeit, wegen der Sicht ins landschaftlich schöne Tal. Es geht nun immer an der Berglehne des südlich liegenden Skrivanci vrch (Lerchenberg) mit der sogenannten Certova jizba (Teufelsstube) entlang hinab. Der Prutschelbach hat seine Talschlucht bis zu 150 Meter tief aus dem rechten Elbtalhang herausgewaschen. Vom Weg aus ist sein Verlauf im oberen Teil der Schlucht teilweise überhaupt nicht auszumachen – nur sein Rauschen aus der Tiefe ist zu vernehmen. Wild wie der Bergbach ist auch die Schlucht. Am nördlichen Hang bauen sich gewaltige Steinwände, Waldhänge und Felsen mit dem Namen Trpaslici kameny (Zwergensteine) auf, welche hier am Elbtalhang auf alten Karten auch als „Quarklöcher“ bezeichnet werden wegen ihrer eigenartigen Struktur. Manche Steine zeigen sich auch als zackige Gebilde, die man die „drei Jungfrauen“ nannte. Weiter unten, wo der Weg seine Steilheit verliert, begleiten die Ausläufer der Kleinen Wostrei das schluchtenartige Tal. Wie eigentlich Bach und Schlucht zu dem Namen Prutschel gekommen sind, lässt sich nicht nachweisen - aber bekannt sind beide, weil sie in ihrer Gesamtheit eine eigenartige Naturschönheit bilden, die von aufmerksamen Wanderfreunden besonders bewundert werden sollte. Dem Naturliebhaber erschließt sich dabei das Geheimnis, dass das Tal mit seiner schluchtenartigen Form in sich birgt: mit den seltsam geformten Steingebilden, mit den Höhlungen und Löchern in den Felswänden, mit den rauschenden Wasserstürzen, mit dem dichten Strauch- und Buschwerk, welches sich ungehindert von Menschenhand hier entwickeln kann. Das Prutscheltal gilt unter Kennern als Geheimtipp.“
Auch wir hätten uns bei der Hitze heute gewünscht, die Prutschelschlucht von Nemschen (Nemci), also von oben nach unten zu durchwandern. Von den beschriebenen Felsformationen haben wir kaum etwas gesehen, teils, weil sie sich jetzt im Sommer hinter dem Laub der Bäume verbergen, teils, weil jeder genug mit sich selbst beschäftigt war, um die Steilanstiege bei der Hitze zu bewältigen. Von Nemschen aus wandern wir nach Tschersing und auf das Hochplateau zwischen Babina I und Welbine (Lbin), von wo sich noch einige schöne Ausblicke auf die Kegelberge bei Leitmeritz bieten. Von hier ist es nicht mehr weit bis zu zu unserem Parkplatz.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
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