Sonntag, 13. Februar 2022

Wanderung zum Raubschloss

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Die Runde, über die es zu berichten gilt, bringt nichts Neues, wir sind sie schon ein paar mal gelaufen. Sie führt vom Forsthaus Lückendorf über den Zittauer Weg (Žitavská cesta ) über Jüdendorf (Židovice) nach Finkendorf (Polesi) und über die Hohe Heide zurück nach Lückendorf. Allerdings haben wir uns heute vorgenommen, einen Abstecher zum Raubschlossberg (Loupežnický vrch) kurz hinter der Grenze einzulegen. Um diesen Ort ranken sich Legenden. Früher bestand noch die Auffassung, dass hier einmal die Burg „Winterstein“ gestanden hat, nach Ansicht der Autoren der Internetseite des Lausitzer Gebirges luzicke-hory.cz wird das heute bezweifelt (nachlesen kann man das hier). Amand Paudler hingegen hielt die Burgtheorie noch für wahrscheinlich:

Von der Tobiaskiefer aus besuchten wir einen in der Nachbarschaft gelegenen Hügel, auf welchem die Burg Winterstein sich befunden haben soll. Wir befragten die in der Nähe tätigen Holzschläger, wir gingen auch um den Berg herum, ohne jedoch die Felskuppe zu besteigen. Wir haben keine Spur von einem Bauwerk gefunden, nichts als Steinbrüche. Dennoch besteht kein Zweifel, daß auf dem beholzten Gipfel noch Spuren von Grundmauerwerk, von einem Wallgraben und einer Burgwarte vorhanden sind.

Die Burg Winterstein, aber ohne Namen, wird schon im Jahre 1369 erwähnt, als Karl lV. den Cölestinern auf dem Oybin das Gebiet der Burg Oybin abtrat. Als Grenze wird der „Vogeldrusselweg" im Kaisergrunde genannt, der unterhalb der ,,alten Burg" (olim castrum) gelegen ist. Im August 1442 wurde der Winterstein von den Zittauern abgebrochen, deren Rat sich am 2. November 1592 mit dem Herrn von der Gabel wegen eines Stückes Wald bei Petersdorf, derzeit „Burgberg" genannt, verglichen hat. Das war, wie Dr. Alfred Moschkau versichert, offenbar die Burgstätte „Winterstein", welche den Zittauern nach der Zerstörung der Veste verblieben war.

Mit unserm Winterstein streitet um Ruf und Namen ein anderer Winterstein, welcher auf dem „hinteren Raubschlosse" in der sächsischen Schweiz gelegen war. Hier hauste im Jahre 1441 ein wilder Geselle, Recke v, Winterstein, ein gefürchteter Landplacker. Noch im selben Jahre erscheint Johann v. Wittenberg als Besitzer der Felsenwarte. Da auch er die Warenzüge der Sechsstädter bedrohte, so haben letztere die Burg Winterstein angekauft und im Jahre 1442 niederreißen lassen.

An diesem Beispiele kann man recht deutlich sehen, daß die Geschichte unserer zahlreichen Burgen noch immer nicht hinreichend aufgeklärt ist. Das gilt insbesondere von jenen Burgen, die in der Nähe von Daubitz lagen.“ (Der neue Kammweg vom Jeschken zum Rosenberge)

Wir besichtigen kurz den Gipfel des Raubschlossberges. Abgesehen davon, dass ich vor Jahren um den Gipfelbereich herum einmal in Windeseile einen Korb voller Pilze gesammelt hatte, bei denen es sich in Wirklichkeit um Bitterröhrlinge (Tylopilus felleus), handelte, wie es sich nachher herausstellte, gibt es zu diesem Berg nichts weiter zusagen. Daher begeben wir uns bei Schmuddelwetter auf den weiteren Weg. Wenigstens die Beschaffenheit des Zittauer Weges um den Fuchsberg (Liščí hora) herum ist angenehm. Nicht aufgefallen war mir bisher ein Gedenkstein, der an den Absturz einer sowjetischen Militärmaschine in dem örtlichen Gelände erinnert. Es starben hier am 21.09.1960 in ihrer MIG 15 die Piloten Vitalij Ivanović Dorefeev und Genadij Semenović Yudakov.

Das miese Wetter lässt uns von einer gemütlichen Rast auf den bei uns beliebten Wiesen um Jüdendorf Abstand nehmen und so halten wir durch bis Finkendorf, wo uns am Dorfteich ein überdachter Rastplatz erwartet, an dem man sich ein paar Würstchen warm machen kann. Erstaunlicherweise trägt der Teich eine feste Eisschicht, auf dem ein Eishockeycrack mit Schläger und Puck seine Runden dreht. Ein Stück oberhalb befindet sich die Pension „Sporturia“, die leider nur noch Hausgäste beköstigt und jetzt, es war gerade Jahreswechsel, gerne Sylvestergäste beherbergt hätte. Aber Leben retten geht vor Gemütlichkeit und so ist dem touristischen Gewerbe der Corona-Lockdown verordnet. Wir staunen nicht schlecht, als ein Landsmann mit württembergischen Kennzeichen auf den Hof rollt. Aber pssst! Wir sagen es nicht weiter!

Über die Hohe Heide, den Bäckenherrgott (Pekařův kříž), der von Unmassen geschlagenen Holzes umgeben ist, und den Schwarzen Berg (Černý vrch) eilen wir zurück in Richtung Heimat.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.



Wir alle kennen die schöne Aussicht hinüber zum Hochwald



Am Raubschlossberg



Gedenkstein für die Opfer des Flugzeugabsturzes

Fluren um Jüdendorf


Über den Häusern von Jüdendorf taucht das Schloss Lämberg (Lemberk) auf

Eine Laune der Natur



Training für die Olympiade in Peking (Paarlauf mit Hockeyschläger, Mindestabstand ist einzuhalten)



Bunker auf der Hohen Heide

Holzeinschlag beim Bäckenherrgott

Wenn die Wege gefroren sind, lässt es sich gerade noch laufen


 

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