Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Der Kamnitzbach entspringt nebst weiterer Quellbäche unterhalb des Taubenhauses (Holubnik) und des Schwarzen Berges (Černá hora). Zwischen 1976 und 1982 wurde der Kamnitzbach zwischen Josefsthal und Friedrichswald (Bedřichov) angestaut. Dort breitet sich heute die große Josefsthaler Talsperre aus. Unterhalb ihres Auslaufs münden weitere Bäche in den Kamnitzbach.
„Die dem ganzen Thale den Namen gebende Kamnitz geht aus zwei Bächen hervor, deren Quellen in ziemlich gleicher Seehöhe (950 m) liegen. Die grosse Kamnitz entspringt am Südabhange des Taubenhauses, östlich davon, am Schwarzen Berge sprudelt die kleine Kamnitz; beide Bäche umschliessen das reizend gelegene Christiansthal und vereinigen sich in geringer Entfernung südlich von der genannten Ansiedlung. Die Kamnitz nimmt in ihrem Oberlaufe links das Dreiflössl, das Bergwasser, das rauschende Flössl, das rothe Flössl, das Tannwasser, das Gift oder Grenzflössl und einzelne kleinere Wasseradern auf; rechts fliessen ihr zu: der Blattneibach, das Karlsberger Flössl, das Jockflössl (Laubbach), das Georgenthaler Flössl und der Grundbach. Von diesen Nebenflüssen sind das Tannwasser und der Grundbach die bedeutendsten.“ („Führer durch das obere Kamnitzthal und Umgebung“, Fidelio Finke)
Unsere heutige Tour
bietet keine Aussichten, führt uns aber zu zwei Zuflüssen des
Kamnitzbaches, nämlich dem Bergwasser (Jelení potok) und dem
Tannwasser (Jedlova). Vom Parkplatz des im Sommer verwaisten
Skiareals Josefsthal geht es sofort in strammem Aufstieg im Tal
des
Bergwassers empor. Im oberen Bereich kann man ein kurzes Stück
durch
den Wald zum Bachlauf absteigen, um einen Blick auf einen kleinen
Wasserfall zu werfen. Wir berühren den Ortsteil Hölle (Peklo) von
Josefsthal, die anmutige Baude hat leider heute geschlossen. Noch
besser pausieren lässt es sich aber auf einer kleinen Lichtung am
Oberlauf des Tannwassers. Das Idyll finden wahrscheinlich nur
Kenner
(bzw. Wanderer, die dem GPS-Track folgen). Nach ausgiebiger Rast
machen wir uns auf den Weg zum Tannwasserfall, auch Hoher Fall
genannt. Dieser nun ist ein touristischer Anziehungspunkt, der
viele
Ausflügler anlockt, man badet auch in den Gumpen. Früher war der
Zugang sehr beschwerlich „und für Damen nach anhaltendem
Regenwetter überhaupt nicht möglich“, so dass man 1896 mit
der touristischen Erschließung begann und einen Weg aus Josefsthal
zu den Fällen herauf baute.Ausführlich berichtete darüber das
"Jahrbuch des Deutschen Gebirgsvereines für das Jeschken- und
Isergebirge", Jahrgang 1897.
„Den gelben Zeichen folgend, betritt man hochstämmigen Fichtenwald, der von Lehne zu Lehne sich dichter schließt. Immer von dem Bachesrauschen zur Linken begleitet, erreicht man in wenigen Minuten eine prächtige an 40 m hohe Felsgruppe, die »Höllensteine«, welche rückwärts besteigbar sind. Düsterbewaldete Thalwände von großer Steilheit schließen hier die Tannwasserklamm ein, aus deren Sohle der weiße Gischt der thalstürzenden Wässer herausblickt, während ihr Rauschen mit dem Brausen der Tannen-Wipfel sich vereinigt.
Unterhalb der Höllensteine bildet der Bach zwei Wasserstürze, von denen der obere sich in ein tiefes und breites Becken ergießt, den »Höllentump« (Tümpel).
Die Tannwasserklamm, welche sich hier aufwärts gegen den »Hohen Fall« erstreckt, bietet zahlreiche, prächtige Ansichten dar. Leider sind dieselben vom Wege aus nur stückweise zu sehen. Es ist daher jüngeren, turnerisch gewandten Herren bei niedrigem Wasserstande zu empfehlen, im Bachbette selbst, von Stein zu Stein springend, vorzudringen. Die gehabte Mühe belohnt sich reichlich, indem zahlreiche lauschige Waldwinkel, Felspartien und Abstürze vor Augen treten, welche vom Pfade aus ihrer versteckten Lage wegen nicht sichtbar sind. Hinter den Höllensteinen fängt der Weg an zu steigen. Er führt durch gemischtes Jungholz, dessen Gezweige den Wanderer laubenartig überwölbt. Aus immer größerer Tiefe dringt dabei das Rauschen des Baches herauf, bis wir endlich, auf einen Holzschlag hinaustretend, vor uns das Brausen des Falles hören. In drei Absätzen stürzen die Wasser gegen 14 m hoch in ein tiefes Becken, hinter welchem ein Gewirr von Steinblöcken die forteilenden Wellen in wilden Gischt verwandelt. Der Anblick des Wasserfalles ist bei gewöhnlichem Wasserstande prächtig, jedoch von solch’ einer stillen Lieblichkeit, dass sich niemand seinem Zauber entziehen kann. Wenn aber Hochwasser eintritt, dann brüllt und donnert es in diesem Felsenkessel und schäumt und sprüht gar gewaltig; verschwunden sind die zarten Wasserschleier über den Steinblöcken, ein wüthender Schwall drängt sich über die höchste Felsstirn und saust im mächtigen Bogen herab. Kleinere Cascaden schießen von rechts und links herab und peitschen die Flanken der Hauptmasse, so dass ein Sprühregen von Wasserstaub herniedergeht, der das Verweilen auf der Aussichtsbrücke gar bald zur Unmöglichkeit macht. Dumpfes Krachen, das aus dem Strudel hervordringt, belehrt uns dabei, dass die wüthenden Wasser große Felsblöcke thalwärts wälzen. Das Ganze ist ein überwältigendes Naturschauspiel, das man nicht so leicht vergisst, und das man trotz der bei solcher Gelegenheit unvermeidlichen Regengüsse immer wieder aufsucht, wenn man es einmal bewundert hat.“ („Josefsthal und Umgebung“, Heinrich Zenkner, 1897)
Wir wandern diesen Weg in entgegengesetzte Richtung nach Josefsthal. Der Ort hinterlässt einen ziemlich ausgestorbenen Eindruck, eine Erfrischung ist gerade noch zu ergattern. Man könnte nun direkt zum Parkplatz laufen, wir gestatten uns jedoch einen Abstecher hinauf nach Karlsberg (Karlov) und begegnen auf dem letzten Abschnitt der Tour noch dem Kamnitzbach, der zischend über die Felsen im Bachbett zu Tale rauscht.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
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