Mauersegler

Ich könnte ihnen mit dem Feldstecher stundenlang zuschauen, wenn sie laut rufend mit atemberaubender Geschwindigkeit über den abendlichen Himmel rasen - die Mauersegler. Anfang Mai achte ich immer darauf, wann ich den ersten Ankömmling erspähe. Das ist bei uns in der Oberlausitz meist am 3. oder 4. Mai der Fall. Dieses Jahr habe ich die ersten beiden Mauersegler jedoch bereits am 1. Mai ausgemacht, was wohl an dem zusehend schönem Frühlingswetter gelegen hat. Sie weilen aber nicht lange in unseren Breiten. Das Brutgeschäft ist schnell erledigt und ab der zweiten Augustwoche haben sie sich bereits wieder auf ihren langen Weg zu den zentralen und südlichen Teilen Afrikas gemacht und beim abendlichen Grillen vermisse zumindest ich dann doch irgendwie ihre schrillen Rufe und ihre rasanten Flugkünste...

Wenn sich ein flügge gewordener junger Mauersegler von seinem Nest (meist eine Mauerhöhlung) in die Tiefe stürzt, dann wird er für das nächste Jahr nicht wieder den Boden berühren. Denn Mauersegler verbringen die Nacht schlafend in großen Höhen in der Luft. Man kann das gut beobachten, wenn sie sich an einem lauen Sommerabend mit stetig hereinbrechender Dämmerung immer höher in die Luft schrauben. Ihre Schlafhöhe liegt im Mittel zwischen 1000 m und 2000 m Höhe. Mit etwas Glück kann man sie dann im Fernrohr sehen, wenn man im Sommer den Vollmond beobachtet und man sich wundert, was denn gerade wieder über die helle Mondscheibe gehuscht ist...

Wenn dagegen ein junger Mauersegler auf den Boden fällt, dann hat er wahrlich schlechte Karten. Voriges Jahr habe ich einmal einen solchen gefunden. Ich habe ihn dann einfach mit Schwung in die Luft geworfen und ihm einen guten Flug nach Südafrika zu Nelson Mandela gewünscht... Ich hoffe, er ist dort auch gut angekommen. Und vielleicht ist er sogar auf einen dieser Fotos zu sehen. Denn Mauersegler kehren immer wieder an den Ort zurück, wo sie das Licht der Welt zum ersten Mal erblickt haben.

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