Mittwoch, 3. Juni 2020

Von Großschweidnitz durch den Höllgraben nach Lawalde

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Nun ist es aber mal gut. Herr Söder hat uns gerade erklärt, dass die Erprobung des Ernstfalles jetzt abgeschlossen und man für weitere Notfälle gerüstet ist (er muss es wissen, denn er will ja Kanzler werden). Ich fürchte, dieser Notfall wird kommen. Professor Christian Kreiß von der Hochschule Aalen nämlich erklärt uns in einem Beitrag, dass seit den 80-er Jahren in der westlichen Welt eine industrielle Massenproduktion aufgebaut wurde, die zu einer Überkapazität von einem Drittel im Verhältnis zum Masseneinkommen geführt hat. Diese Überkapazität, die man angesichts der für jeden erkennbaren Waren- und Dienstleistungsflut wahrnehmen kann, wurde durch Schulden finanziert, die nicht zurückgezahlt werden können. Dass dies nicht für immer und in alle Ewigkeit gut gehen kann, dürfte wohl jedem klar sein. Alles deutet darauf hin, dass wir uns einem Zustand nähern, in dem das System kollabiert oder in dem doch noch die Notbremse gezogen wird (vielleicht passiert das gerade jetzt?). Flankiert wird dies wieder einmal durch unglaubliche Geldschöpfung, für die wir wohl alle einmal bezahlen müssen; wer denn sonst? Vermögensabgabe heißt das Zauberwort. Ich fürchte, für ein solches Szenario (mit Maskenzwang) kam die Erprobung des Ernstfalles gerade recht und in Zypern wurde dies 2013 schon einmal erfolgreich exerziert.

Bis zum Eintreten des Ernstfalles wollen wir also noch ein bisschen wandern. Heute geht es wieder einmal in die Oberlausitz. Ich bin erstaunt, wie viele landschaftliche Reize diese Region noch bietet. Über Nacht hat es heftig geregnet und das Wetter am Morgen ist noch ziemlich mulmig, als wir uns in Großschweidnitz auf den Weg machen. Aber Stunde um Stunde bessert es sich. Im Rücken der Wetterfront klärt es sich häufig auf – ich habe auch schon den Begriff „Hinterwetterlage“ gehört – und so erwarten wir wieder schöne Aussichten auf das Oberlausitzer Hügelland. Nach einem Blick auf die Karte zur Einstimmung stelle ich fest, dass etliche Kilometer dieser Tour innerhalb von Ortslagen zurückzulegen sind, was selten bei uns vorkommt. Es fügt sich jedoch alles wunderbar zusammen, wie wir noch sehen werden.

Von Großschweidnitz wandern wir durch den Höllengrund (vom Großschweidnitzer Wasser durchflossen) nach Dürrhennersdorf, weiter nach Schönbach und Lawalde. Die Dörfer zeigen sich in einem freundlichen Gewand, die Häusler scheinen um das jeweils schönste Grundstück zu wetteifern. Viele schöne Fachwerkhäuser sind hier anzutreffen. Die Obstbäume, die Hecken, der Raps haben ihren Flor verloren, dafür blühen jetzt Flieder, Azaleen und die Blumen in den Steingärten. In Lawalde fällt uns natürlich die sanierte Dorfkirche mit ihrem freistehenden Glockenturm auf. Nördlich von Lawalde zeigen sich alte Bekannte: Kötzschauer Berg, Hochstein, Bubenik. Besonders angetan sind wir vom letzten Abschnitt der Wanderung auf dem Weg zurück nach Großschweidnitz. Der Weg führt hier durch Felder, Kottmar und Löbauer Berg erscheinen vor unserem Auge. 

Zuweilen erlebt man unterwegs auch Überraschungen. Streckenweise kam es mir so vor, als wäre ich hier schon einmal gewandelt. Und richtig, zwischen Dürrhennersdorf und Schönbach wanderten wir bereits vor einigen Jahren auf dem Lausitzer Landweg (damals allerdings noch mit bösen Blasen an den Füßen). Der besagte Wegabschnitt verläuft auf der Bahntrasse der ehemaligen Schmalspurbahn Dürrhennersdorf-Taubenheim. 

Mit dem Bau der Bahnstrecke, der auch im Zusammenhang mit der starken wirtschaftlichen Entwicklung im Reich nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 zu sehen ist, wurde 1891 begonnen. Immerhin durften sich die Franzosen mit Reparationszahlungen in Höhe 5 Mrd. Francs an diesem wirtschaftlichen Aufschwung beteiligen. Damit konnte man sich auch den Luxus solcher Bahnstrecken leisten. Das Ende der Bahnverbindung kam 1945, als die Siegermacht Russland ihrerseits die Demontage befahl, als Reparationsleistung sozusagen. So vollenden sich manche Kreisläufe ganz wundersam.


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.



Im Höllengrund







In Dürrhennersdorf




Ein Stück auf dem „Lausitzer Landweg“




Der Kiensteen-Steen, von hinten und vurne



In Schönbach








Bei Lauba








In Lawalde ...













… und darüber hinaus







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