Nach dem teilweisen „Unlock“ der würdelosen Corona-Schikanen ist
die Grenze nach Böhmen nun wieder geöffnet. Nach den verpassten
Frühlingswanderungen ist jetzt eine angemessene Eröffnungstour
gefragt, die zugleich Lust auf mehr macht. Ich glaube, die heutige
Tour erfüllt diesen Anspruch. Wir sind im Land unter dem Jeschken
(Podještědí) und zwar in einer Gegend, die von der Wanderzunft
kaum frequentiert wird. Für jene Wanderfreunde, die es noch nicht
kennen, ist dabei noch ein Abstecher zur Teufelsmauer (Čertova zeď)
geplant. Dieses geologische Wunder wurde bereits an verschiedenen
Stellen besprochen.
„Die Teufelsmauer ist ein vom Jeschken bis zum Bösig sich
ziehender Basaltgang, von welchem der diese Gegend
bildende Sandstein gehoben und durchbrochen wurde. Der
ursprünglich den Basalt von beiden Seiten deckende Sandstein
wurde an manchen Stellen durch Einflüsse der Atmosphäre und des
Wassers zertrümmert und fortgespült, so dass der
den Riss ausfüllende Basalt in Form eines Dammes mehr oder
weniger aus dem Sandsteine hervorragt, überall fast dieselbe
Breite von 2 m zeigt und aus horizontal aneinander gelegten
Säulen, einer künstlichen Mauer gleichend, besteht. Der dieselbe
zusammensetzende Basalt, ist Nephelinitoidbasalt, feinkörnig
(Anamesit) hart und enthält mikroskopischen Olivin“ (*)
Heute wird im allgemeinen bezweifelt, dass es sich dabei um eine
durchgängige Mauer gehandelt hat, da sie verschiedene Täler
gequert
haben müsste und somit den Wasserabfluss aus diesen Tälern
verhindert hätte. Gleichwohl trat die Mauer an mehreren Stellen
augenfällig zu Tage. Es haben sich weitere Gangsysteme
oberflächlich gezeigt, es muss sich wohl um ein verästeltes System
gehandelt haben. (siehe u.a. Skizze, verschiedene Gänge mit
dunklem Strich gekennzeichnet.)
„Außer dieser überall bei den Angrenzenden wohlbekannten
Teufelsmauer, gibt es in der Gegend mehrere andere Basaltgänge,
die jedoch weder die Länge der eben beschriebenen, noch die
schönen Partien derselben aufweisen können. Ein solcher mit dem
Ersten paralleler Gang beginnt bei Javornik, geht über eine
bewaldete Anhöhe, passirt dann die Qschitz- Böhmisch- Aichaer
Straße, zieht sich über die Anhöhe „na Zabitech“ auf dem Bellai
gegen Lesno zu. Der Basalt dieses Ganges besteht mehr aus
kleineren und größeren Stücken und zeigt nirgends die schöne,
horizontale Säulenlagerung. Ein dritter den Hauptgang, die
eigentliche Teufelsmauer schneidender Basaltgang ist in Form
eines Grabens hinter der Försterei bei Hühnerwasser zu sehen.
Auch bei Hoflitz und Plauschnitz, unweit Niemes, erhebt sich ein
von N gegen S sich ziehender bewaldeter Bergrücken, der auch den
Namen Teufelsmauer führt. …
Wirft man noch einen Blick zurück auf die Teufelsmauer,
so erscheint sie uns wirklich als eine von Riesenhand über Berg
und Thal in gleichmäßiger Dicke aufgeführte Mauer, welche sich
kaum mehr an einer Stelle in ihrer ursprünglichen Gestalt dem
Beobachter präsentirt. Sie wurde an den meisten Stellen
zerstört, weil man das sie zusammensetzende Gestein, welches an
Härte und Dauerhaftigkeit die in der Gegend häufig vorkommenden
Sandsteine übertrifft, mannigfach verwendet hat. So schwindet
eine schöne Partie der Teufelsmauer nach der anderen; vorerst
wurden jene Theile, welche die Thäler durchschnitten, zerstört;
hierauf griff man zum Gestein, das die Lehnen sich hinanzog und
erst jetzt kommen die an den obersten Theilen der Hügel
meterhoch sich aufthürmenden Basaltsäulen an die Reihe. Daher
kommt es, dass wir in den Thälern fast gar keine oder nur selten
eine sehenswerte Partie zu Gesichte bekommen ...“
(*)„Die Teufelsmauer zwischen Oschitz
und Böhmisch Aicha“, Prof, Fr, Wurm, 1884)
Die Expansion des Abbaus erfolgte
insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als der Basalt für
den Bau der sogenannten Reichsstraßen benötigt wurde. Die Mauer war noch um 1850 in einer im wesentlichen
durchgehenden Länge erhalten. Der Abbau dauerte jedoch bis in die 1920er Jahre. Weder das
Bergbauverbot, das aufgrund wiederholter Appelle des Geologen
und Lehrers Otakar Fendrych angekündigt wurde, noch die
Tatsache, dass die Einhaltung dieses Verbots von der
Gendarmstation überwacht werden sollte, halfen. Erst 1930 wurden die Grundstücke vom
Staat aufgekauft und dem Treiben viel zu
spät Einhalt geboten. Erst 1964 erhielt die Umgebung
Rechtsschutz in Form eines nationalen Kulturdenkmals.
(Quelle)
Eigentliches Ziel unserer Wanderung ist jedoch der Sabertberg
(Zábrdský kopec) und die umliegenden idyllischen Weiler Sabert (Zábrdí) und Wlachey (Vlachov).
Wir beginnen unsere Wanderung in Smrschow (Smržov) zunächst mit
dem Ziel Teufelsmauer und nehmen dann den doppelgipfligen
Sabertberg in Angriff. Von Norden führt ein schmaler
Wiesenstreifen hinauf auf den Sattel zwischen den beiden Gipfeln.
Im Anstieg entfaltet sich rückblickend mit zunehmender Höhe ein
phantastisches Panorama des Jeschkenkammes. Am Sattel angekommen,
scheue man nicht, die wenigen Schritte zum östlichen Gipfel hinauf
zu steigen. Denn nur von hier erblickt man über der Ortslage des
benachbarten Nahlau (Náhlov)
die Bösige (Bezdězy),
den Roll (Ralsko)
und (wie zauberhaft) den Silberstein (Stříbrník). Eine bessere Stelle für
eine Rast wird sich nicht finden lassen. Auf den Wiesen blühen die
Sommerblumen und bunte Falter umschwirren die Blüten.
Der Weg hinunter zu dem versteckten Weiler Sabert ist ein wenig
gewöhnungsbedürftig. Der einzige Weg wird durch einen
Grundstückseigentümer blockiert, also muss man querfeldein steil
zur Zugangsstraße absteigen. Das Dorf an sich ist idyllisch
gelegen, man wünschte sich, dass die Zeit stehen bliebe. Noch
abgeschiedener und noch romantischer ist das benachbarte Wlachey,
welches über einen Sattel erreichbar ist. Hier sagen sich wohl
Hase und Igel gute Nacht. Auch hier ist Pfadfindergeist gefragt,
um ins nächste Tal zu gelangen. Aber das gibt den Wanderungen ja
erst den richtigen Pfiff. Noch einmal geht es am Talrand hinauf in
die kleine, ebenso romantisch gelegene Ortschaft Dechtar
(Dehtáry). Nun haben wir das Plateau erreicht. Das ständige Auf
und Ab hat ein Ende und der Rückweg gestaltet sich recht eben.
Bemerkenswert ist noch die Ortschaft Klein Lesnow (Lesnovek), zu
der uns ein angenehmer Wanderweg durch ein sanftes Wiesental
leitet, welches jetzt vom Flor der blühenden Sommerblumen
verzaubert ist. Im Ort fallen uns zwei alte Bauernhöfe auf, die
scheinbar noch in traditioneller Form bewirtschaftet werden. Der
Rückweg nach Smrschow ist reine Fleißarbeit über Schellwitz
(Všelibice) und Tschihadl (Čihadlo). Der Abstieg nach Smrschow
wird noch einmal ein wenig unübersichtlich, da die Wege auf den
Karten nicht verzeichnet sind. Hier verlief früher die kleine
Teufelsmauer, von der wir allerdings keine Reste mehr entdecken
können.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Start in Smrschow am Hostinec "Čertova zeď"
In der Gegend um Sabert treffen wir einige große
Johannisbeerplantagen an
An der Teufelsmauer
Auf dem Weg zum Sabertberg
Aussichten vom Sabertberg
Die Ortslage von Sabert
In Wlachey
Fachwerkhaus in Dechtar
Dörfliche Idylle in Klein Lesnow
Nicht alle Vierbeiner sind so friedlich wie diese
beiden
Kapelle in Smrschow
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