Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Die weißen Flecken auf der Karte unserer schönen Oberlausitz, in denen sich noch unentdeckte landschaftliche Kleinoden verbergen, sind ziemlich rar geworden. Danach lohnt es sich zu suchen, denn wenn man sich die Verkündungen der ewigen Kanzlerin anhört, ist derzeit nicht davon auszugehen, dass man die Herde bald wieder frei herumlaufen lässt. Das Frustrierende daran ist, dass die Entscheidungen der Regierigen gar nicht mehr auf der Grundlage realer Zahlen getroffen werden, sondern durch das Schauen in eine Glaskugel, wie man hier nachhören kann. Nicht mehr R-Zahlen, Fallzahlen oder Evidenzen sind die Grundlage für die „Schutzmaßnahmen“, sondern reine Prognosen. Also werden wir weiter nach interessante Touren in den heimatlichen Gefilden Ausschau halten. Heute steht das Kemmlitztal auf dem Programm.
Als sich die Wandergruppe an der Kirche Dittelsdorf formiert, fährt ausgerechnet eine Polizeistreife vorbei, die etwas ungläubig auf die Wandergruppe schaut, denn derartige Zusammenballungen sind ja unerwünscht. Wer weiß schon, was da geredet wird? Aber sie haben andere Pläne und lassen uns ziehen. Nämlich durch den Viebig hinauf zum Oberwald, über den sich der Buchberg und der Schönbrunner Berg erheben. Beide Berge stehen auf dem heutigen Programm. Innerhalb weniger Stunden hat kräftiges Tauwetter Einzug gehalten, so dass der viele Schnee der letzten Tage verschwindet und sich die von der Forstwirtschaft zerwühlten Wege im Oberwald in Schlammpisten verwandeln. Das ist heute das Manko.
Zunächst wandern wir zum Buchberggipfel. Ein aufgelassener, verwachsener Steinbruch, dessen offen liegende Säulen vom früheren Phonolithabbau künden, ist unser erstes Ziel. Diese Zeugen des einstigen, die Landschaft prägenden Vulkanismus ziehen uns immer wieder an. Hin- und Rückweg durch den Oberwald sind wenig aufregend, der am nordwestlichen Ende des Waldgebietes in der Nachbarschaft des Sonnenhübel und des Großen Berges gelegene Schönbrunner Berg schon. Von den Hanglagen entfaltet sich nämlich eine schöne Aussicht über die südliche Oberlausitz bis zum Lausitzer Gebirge und von seinem Nordhang auf die Landschaft zwischen Wolfsberg (bei Strahwalde), Rotstein und der Landeskrone. Im Gipfelbereich des Schönbrunner Berges wurde eine Erinnerungstafel an das ehemalige Waldhäusel angebracht, von dem sich keine Spuren mehr erhalten haben. Das Waldhäusel war ein Forsthaus, zeitweilig Stützpunkt des BDM und brannte später ab. In diesem Beitrag erfahren wir mehr über die Geschichte des Gebäudes.
Auf dem Rückweg streifen wir die Schlegler Teiche. Wie ausgestorben ist das Waldbad jetzt im Winter. Immerhin finden wir einen geschützten Raum, in dem wir Mittagsrast halten können.
Vorbei n einem einsamen Windrad auf dem Schlegelberg ziehen wir unsere Bahn in Richtung Ortslage Schlegel zum Eingang in das Kemmlitzbachtal. Vom Schlegelberg erspähen wir den in der Sonne liegenden, tief verschneiten Kamm des Isergebirges, im Vordergrund eine geschundene Tagebaulandschaft nebst den rauchenden Schloten des Kraftwerks Türchau (Turow).
Der „Kemmlitzbach, volkstümlich Kaamltz genannt, lässt sich von slaw. Kamen – Stein, als Steinbach, ableiten. Der kaum 8 km lange Lauf nimmt seinen Anfang in den breiten Wiesenmulden westlich und nördlich von Burkersdorf. Da dieser Bach, wie viele in der südlichen Oberlausitz, fast ausschließlich landwirtschaftlich genutztes Gebiet entwässert, unterliegt er starken Wasserstandsschwanḱungen, deren Hochstände schon mehrfach zu katastrophenartigen Überschwemmungen führten. Am Dorfende von Schlegel hat sich das Gewässer 20-23 m tief in den Rumburger Granit hineingesägt.“ (Werte unserer Heimat, Bd. 16).
Wir treten in das Tal des Baches ein, in dem stellenweise die Felswände beidseitig des Wasserlaufes bis an den Weg heran rücken. Es ist ein wirklich romantisches Tal, welches wohl im Frühjahr am reizvollsten sein sollte. Jetzt beeindruckt uns die vom Tauwetter hervorgerufene Wasserflut, die durch die Klamm schießt. Am Ortseingang von Hirschfelde mündet der Dittelsdorfer Bach in die Kemmlitz. An dessen Wasserlauf, der nicht weniger hübsch ist, wandern wir die letzten Kilometer zurück bis zur Dittelsdorfer Kirche. Es wurde der dringende Wunsch geäußert. Diese Wanderung bei besseren Bodenverhältnissen unbedingt zu wiederholen.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Der Buchberg besteht aus Basalt. Phonolith kann deshalb dort nicht abgebaut worden sein
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