Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Die Teufelsmauer ist ein beredtes Zeugnis jener erdgeschichtlichen Entwicklung, sie entstand zu der Zeit, in der Vulkanismus die Landschaft, wie wir sie kennen, wesentlich prägte.
„Nachdem die in einem großen Theile Nordböhmens zu Tage tretenden Sandsteine aus dem Kreidemeere abgesetzt worden waren, trat nach diesem, einer verhältnismäßig ruhigen Periode gehörenden Abschnitte eine Zeit ein, in welcher großartige vulkanische Eruptionen die frühere Physiognomie der Erdoberfläche gänzlich veränderten und zum großen Theile den Uebergang zu der heutigen Configuration der Erdoberfläche vermittelten. Auch die climatischen Verhältnisse und in Folge dessen die Organismen erlitten eine gründliche Umänderung. Die im Mittelalter der Erde lebenden Saurier, die in demselben herrschenden Ammoniten starben aus, um verschiedenen Säugethieren Platz zu machen. Auch in der Flora hat eine gänzliche Umänderung Platz gegriffen. Die in dieser Erdperiode die sedimentären Gesteine Böhmens durchbrechenden Massen gehören zumeist den Basalten und Phonolithen an, welche theils alleinstehende Berge bilden, theils zu ganzen Gebirgen sich gruppiren. Die Basalte sind viel häufiger und kommen auch in den verschiedensten Absonderungsformen vor, während die Phonolithe die höchsten Kuppen des ganzen Gebietes bilden (Bösig, Kleis, Lausche).
Der Name Basalt reicht bis in‘s graue Alterthum hinein; schon Plinius führt einen Stein unter dem Namen ,,Basaltes« an. Ob aber dieser Stein mit unserem Basalt identisch ist, wird wohl kaum mit Sicherheit constatirt werden können. Bei uns gebraucht man seit jeher allgemein hiefiir den Namen ,,schwarzer Stein«, weil er fast überall von einer dunklen Farbe ist.“ („Die Teufelsmauer zwischen Oschitz und Böhm.-Aicha“, Prof. Fr. Wurm., 1884)
Treffend hier auch der Spruch Goethens
Unser Erstaunen ist groß. Die Teufelsmauer ragt hier nicht etwa
aus dem Boden, wie wir das von den Resten bei Kessel (Kotel)
kennen,
sondern war hier umgeben von Sandsteinwänden. Magma drang aus dem
Erdinneren durch eine Spalte im Sandsteinquader (siehe Goethe), wo
sie erkaltete. Wir stehen also vor einem Gebilde in Gestalt einer
riesigen Schleusenkammer mit den etwaigen Abmessungen von 65*6-8,5
m
und einer Höhe von bis zu 14 Metern, wie uns eine Tafel vor Ort
belehrt. Das ausgehärtete Basaltgestein wurde gebrochen, wie
überall
an der ursprünglich bis zu über 20 km langen Teufelsmauer, und
fand vorwiegend für den Straßenbau Verwendung. So wurde auch das
Material aus dem Inneren des Sandsteinkorpus heraus geholt,
wodurch
die gigantische Kammer entstand. Möglicherweise hat man kein
Interesse an einem großen Ansturm von
Touristen, denn dieses beeindruckende geologische
Denkmal ist erstaunlicherweise nicht ausgeschildert, so dass man
sich
auf die Suche begeben muss. Das Terrain grenzt aber die Suche ein.
Nachdem wir dieses Monument besichtigt haben, wandern wir weiter hinauf auf die Höhen um das ehemalige Wolschen. Nachdem sich der Wald öffnet, erscheint auf einer Anhöhe linker Hand in der Ferne ein Hochstand. Das ist das Ziel, dort muss man hin, um die gewaltige Aussicht auf das Jeschkenmassiv zu erleben. Zunächst erreicht man auf der Anhöhe ein Tor, welches den weiteren Weg nach Süden versperrt. Von Radfahrern und Wanderern lässt es sich aber öffnen. Folgt man dieser alten Straße ein Stück, passiert man zunächst den Flecken des ehemaligen Wolschen und ein Stück weiter öffnet sich plötzlich ein herrlicher Blick auf die Bösige (Bezdězy). Diese Aussicht nehmen wir mit, bevor wir zurück zum Hochstand gehen. Hier ist nun Zeit für eine ausgiebige Rast, während der man sich die Augen satt sehen können.
Wir planen einen Abstieg in das Tal des Kleiniserbachs (Zábrdka). Unsere bisherigen Versuche des Auf- bzw. Abstiegs zum Plateau waren immer sehr ruppig, aber heute entdecken wir einen schönen unbeschwerten Weg, der vorbei an einigen alten Kellergewölben des verschwundenen Ortes Proschwitz (Prosec) hinunter zum Kleiniserbach führt. Er mündet kurz vor der Neumühle (Novy Mlýn) in den Grund. Durch das herrlich frühlingshafte Kleiniserbachtal wandern wir zurück zu unserem Ausgangspunkt. Eine kurze Erkundung des Geländes um die ehemalige Sauermühle ist empfehlenswert. Einige Anmerkungen zur Sauermühle (Zourovský mlýn) gibt es hier.
Wir erlangten unlängst Kunde von einer restaurierten Kalvarie, die sich bei Kessel (Kotel) am Kotelský vrch befindet. Es bietet sich an, dieser auf der Heimfahrt einen Besuch abzustatten. An den Parkflächen für die Besucher des Reststücks der bekannten Teufelsmauer, erhebt sich auf der anderen Straßenseite die Anhöhe. Ein gut restaurierter Kreuzweg führt zu seinem Gipfel, auf dem eine im Jahr 2014 rekonstruierte Kapelle steht, die dem Gottesgrab geweiht wurde. Für diesen beschaulichen Abstecher sollte man sich ein wenig Zeit nehmen.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Aufgang zur Teufelswand; Gravuren im Fels zeugen von der Anwesenheit russischer Truppen bis in die 90-er Jahre des letzten Jahrhunderts
An der Teufelswand
Die Höhen um Wolschen, das Jeschkenmassiv ist der grandiose Blickfang
Im Süden zeigen sich die Bösigberge
Abstieg ins Tal des Kleiniserbaches, vorbei an einigen Ruinen des ehemaligen Proschwitz
Im Tal des Kleiniserbachs
An der Sauermühle
An der Kalvarie am Kesselberg
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