Dienstag, 5. Oktober 2021

Wanderung zu Kottowitzer und Langenauer Berg

 Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Jeder, der hin und wieder auf der tschechischen Bundesstraße 9 zwischen Haida (Novy Bor) und Böhmisch Leipa (Česká Lípa) in Richtung Dauber Schweiz unterwegs ist, kennt diese Berge. Die wenigsten werden schon einmal hinauf geklettert sein. Ich rede vom Kottowitzer Berg, auch Kasperberg genannt (Chotovický vrch) und dem Langenauer Berg (Skalický vrch), an denen man kurz hinter Haida vorbei rollt. Der Sporkabach trennt sie vom Hauptkamm des Lausitzer Gebirges.

Wir beginnen unsere Wanderung an einem Parkplatz zwischen Bürgstein (Sloup) und Kommt (Choumuty). Wir durchwandern zunächst den Zigeunergrund (Cikánský důl)

Ein lauschiges Waldthal mit vielen Höhlungen u. Nieschen im Sandstein, die in früheren Zeiten häufig Zigeunern zum Unterschlupf dienten. Durch ihn gelangt man entweder in 20 Min. nach Bad Kottowitz o. am Folienteiche (mit der 1883 eingerichteten venetianischen Spiegelschleife des Grafen Kinsky) vorüber in derselben Zeit durch Johannesdorf zum Einsiedlerstein zurück.“ (Franz Hantschel)

Nach Besichtigung der großen Zigeunerhöhle müssen wir in Ermangelung der vermuteten Brücke ein Stück zurück, um den Dobernbach (Dobranovský potok) zu überqueren und in Richtung Kottowitz (Chotovice) am Fuße des Kottowitzer Berges voran zu kommen. Auf dem Flachstück dahin genießen wir schöne Aussichten auf unser Tagesziel sowie auf den Kleis und die Bürgsteiner Berge. Die ausgewiesenen Wege zu Kottowitzer und Langenauer Berg sind nicht gerade üppig. Schon beim Einstieg ins Gelände kommen wir an so einem komischen Schild vorbei auf dem geschrieben steht „Soukromý pozemek“. Bloß gut, dass wir das nicht lesen und verstehen können. Durch recht unwegsames Gelände geht es hinauf auf den unbekannten Limpberg (Lipovec), dessen westliche Flanke uns einen überraschenden, weitgreifenden Ausblick zum Sonnebergrücken, dem Langenauer und Kottowitzer Berg sowie dem Kleis bietet. Kenner der Lokalität haben sich hier ein Ruheplätzchen zum Genießen eingerichtet, welches wir für einen kurzen Moment selber beanspruchen, bevor es nun erst einmal wieder steil nach unten geht, um den Kottowitzer Berg besteigen zu können. Dieser Berg, der von Wald umhüllt ist, sieht auf den ersten Blick nicht sonderlich aufregend aus, abgesehen davon, dass 1866 an seinem Nordhang österreichische Geschütze aufgefahren waren, die wahrscheinlich die Preußen vernichtend schlagen sollten. Über den Ausgang der Schlacht schweigt sich der Chronist vorsichtshalber aus. Dennoch ist erstaunlich, mit welcher Inbrunst nach wie vor militärischen Traditionen gehuldigt wird. Man findet nämlich das gepflegte Grab des jungen der Korporals Jean Henri de Valmont, der in einem Scharmützel mit einer österreichischen Patrouille am Rotteich zu Tode kam. Wer kümmert sich um das Andenken des Restes der verstorbenen Menschheit, die überwiegend in anständigen Berufen gearbeitet hat?

Nun aber zum Berg an sich. Ein extrem steiler Pfad steigt kurz und schmerzlos hinter einem Gebäude der Wasserversorgung zum felsbesetzten Gipfel hinauf. Die gigantischen Basaltformationen versetzen uns in größtes Erstaunen.

Auf keiner der sichtbaren Kuppen, den Roll ausgenommen, finden sich solche Basaltmassen aufgehäuft, wie am Kottowitzer Berge; überall, auf dem Gipfel wie auf den Lehnen, ragen die mitunter haushohen Felsen wie Ruinen o. Kohlenmeiler empor u. gewähren einen umso anziehenderen Anblick, als die sie zusammensetzenden Basaltsäulen sämmtlich gegen den Mittelpunkt des Berges gerichtet sind. In einer Schlucht sö. unter dem Gipfel findet sich als ganz bes. pflanzliche Seltenheit das Glaskraut. Auf einer natürlichen, riesigen Steinbank am n. Ende des Gipfelkammes kann man bequem eine reizende Aussicht genießen. die nur gegen S. durch Waldbestand verdeckt ist.“ (Franz Hantschel)

Vom gesamten Gipfel bietet sich heute keine Aussicht mehr, aber die Felsbastionen sind beeindruckend. Der Kottowitzer Berg wurde früher auch Lausitzer Berg (Lužický vrch) genannt und der Langenauer Berg führte den Namen Böhmischer Berg (Český vrch). Verschiedentlich wird das darauf zurückgeführt, dass zwischen diesen Bergen früher die Grenze zwischen Böhmen und der Oberlausitz verlaufen sein soll. Diese Annahme ist historisch kaum haltbar. Plausibler ist hingegen die Vermutung, dass hier Stammesgrenzen aufeinander trafen.

Beide Berge sind durch einen unbewaldeten Sattel verbunden, bis zu dem schöne Grundstücke von Langenau (Skalice) herauf reichen. Hier oben stand früher auch ein Galgen. Von diesem Sattel wurde ein Weg zum Gipfel des Langenauer Berges angelegt, der bis zur Aufhebung der Einsiedelei von verschiedenen Eremiten bewohnt war. Später wurde eine Schutzhütte erbaut, in der an Wochenenden eingekehrt werden konnte. Die Hütte verschwand nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute befindet sich am Gipfel ein sehr gemütlicher Rastplatz, von dem es aber kaum Aussicht gibt.

Die zweite Hälfte unserer Tour führt nun nach dem Abstieg weitgehend durch ebenes Gelände, zunächst weitläufig um den Langenauer Berg herum, zu dem es zahlreiche hübsche Ausblicke gibt. Ein besonders schönes Fleckchen finden wir am Rotteich, der durch Flutung eines früheren Torflagers entstand. Über seinem blauen Wasserspiegel sehen wir noch einmal die beiden Berge, über die wir heute gewandert sind. Auf dem letzten Wegstück treffen wir unerwartet in Pihl auf das einfache Lokal „Pihelská pivnice“, so dass der heutige Wandertag noch mit einem kleinen Umtrunk beendet werden kann. Passend zum Anlass umwandern wir noch den Pihler Brauereiteich (Pivovarsky rybnik). Früher gab es in der Gegend noch eine Reihe kleinerer Dörfer, die heute zumeist eingemeindet sind. So schließt sich unsere Runde mit einem Spaziergang durch die ehemalige Gemeinde Kommt (Chomouty).

Die GPS-Daten zu diesem Track findet man hier.

(Bildbeschriftung folgt heute abend)...




Durch den Zigeunergrund fließt der Dobernbach. Die Höhlen in den Felsen dienten auch zu Wohnzwecken








Hinter uns die Bürgsteiner Berge, vor uns der Kottowitzer Berg









Aussichten vom Limpberg




Die Felsmassen auf dem Kottowitzer Berg









Die Kirche von Langenau


Am Sattel zwischen Kottowitzer und Langenauer Berg





Spärliche Aussicht vom Gipfel des Langenauer zum Kottowitzer Berg



Wildgatter am Fuße des Langenauer Berges



Unterwegs zwischen Langenauer Berg und Pihl






Ausblick über den Rotteich zu Kottowitzer und Langenauer Berg


Wir konnten die Tierchen beruhigen. Bis Weihnachten ist es noch ein bisschen hin



 Am Pihler Brauereiteich




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