Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Weiß man, ob diese kleine grenzüberschreitende Wanderung nun die letzte gemeinsame Unternehmung des Jahres 2021 ist? Offiziell sind wir eigentlich in Winterruhe, aber wenn das Wetter so verlockend ist, nutzen wir natürlich die Gelegenheit.. Von Jonsdorf wandern wir zunächst über den angenehm zu begehenden Vater-Imme-Weg an der Südflanke des Buchberges in Richtung Wache Waltersdorf. Linker Hand passieren wir dabei das grazile, leicht verschneite Felsmassiv der Ottersteine. Ein Stück des Weges weiter steht oberhalb rechter Hand noch der Dachsstein im Walde. Gerne würde man zu diesen Felsen ein paar Informationen aus der Literatur erfahren, aber mir fallen keine Fundstellen dazu ein, sogar die ansonsten so auskunftsfreudigen Seiten luzicke-hory.cz hüllen sich zum Thema Buchberg in Schweigen. Und das, obwohl dies der höchste Berg Europas ist. Aber darüber haben wir ja im letzten Jahr bereits berichtet
Weiter geht es hinauf zur Wache in Waltersdorf. Auf tschechischer Seite heißt uns der Kiosk mit Grog und Glühwein willkommen. Ich nutze die Gelegenheit und frage den Wirt, ob die Restaurants in Böhmen geöffnet haben. Nö, die meisten hätten zu. Begründung: das Publikum bleibt aus, weil man es nicht akzeptiert, nach Corona-Zertifikaten separiert zu werden und weil die meisten Wirte es ablehnen, diese Selektion vorzunehmen. Da können sich die deutschen Gäste und Wirte mal ein Beispiel nehmen. Darauf, wie lange das so bleibt, wollte sich der Kioskbetreiber nicht festlegen.
Wir wandern weiter hinauf nach Oberlichtenwalde (Horní Světlá)/Jägerdörfel (Myslivny). Diese Weiler unterhalb des Lausche waren bereits früher beliebte Erholungsorte.
„Oberlichtenwalde liegt am südl. Fuße der Lausche, der untere Teil an einem Abhange, der obere, „Iägerdörfel", auf einer Hochebene. Rings liegen die prächtigen Berge des Lausitzer Gebirges, nach Westen zu eine unabsehbare Waldfläche, zu den Staatsforsten gehörig. Basalt und Phonolith haben den Sandstein durchbrochen. Sauloch und Ouarksteine sind bemerkenswerte Felsbildungen im Lauschegebiete. Die Lausche ist der höchste (791 m) Berg des Lausitzer Gebirges und des Bezirkes überhaupt, ein vielbesuchter Punkt mit Bergwirtschaft und einem 10 m hohen Turme. Über die Lausche läuft die Reichsgrenze; ein Gastzimmer ist böhmisch, das andere sächsisch. Nach dem Umsturze stand (1919) ein tschechoslov. Wachtposten am Fuße des Berges. Beim Auf- und Abstiege mußte man seine Unterschrift leisten. Die Aussicht ist besonders lohnend nach Sachsen und Böhmen herein; gegen Westen macht sie der Wald etwas eintönig. Ihn überragt mächtig der groteske Zinken des Tollensteins. Die Lausche wird auch im Winter viel besucht. Wie ein Gletscher steigt ihr stolzer Kegel in die klare Luft auf, ein köstlicher und prächtiger Anblick. Wenn der Schnee „trägt", gibt es von Jägerdörfel nach Oberlichtenwalde hinunter eine ideale Rodelbahn, deren buntes Treiben jung und alt zur fröhlichen Talfahrt lockt. Schnee gibt es genug in diesem alpinen Revier. Vor vielen Haustüren sieht man einen hölzernen Vorbau zum Schutze gegen die obligaten Schneewehen. Die hohe Lage des Ortes läßt schließen, daß Oberlichtenwalde keinen Wasserreichtum besitzt. Ein Bächlein, das Oberlichtenwalder Wasser, fließt östlich das Dorf entlang nach Niederlichtenwalde. Westlich von Oberlichtenwalde fließt der Etschbach oder das Fallwasser durch die staatlichen Wälder, ein echter Gebirgsbach mit zwei kleinen aber recht anmutigen Wasserfällen. Im oberen Teile des Ortes, dem sogenannten „Stücke" (häufige Blitzschläge), findet sich Moorboden. …
Oberlichtenwalde wird als Höhensommerfrische immer mehr beliebt. Die Luft ist hier oben staub- und rauchfrei, wahrhaft erquickend und gesund. Das Gelände eignet sich auch vortrefflich für jede Art von Wintersport. Oberlichtenwalde ist das beste Standquartier für die mannigfaltigsten Ausflüge, ein wahres Alpendörfchen inmitten einer prächtigen Umgebung. Darum finden sich auch alljährlich mehr Sommergäste ein, die immer wiederkehren. Die Studentenherberge des Gebirgsvereines im Gasthause des Herrn Anton Weiß wies gleich im ersten Jahre ihres Bestandes (1913) 45 Besucher aus. ...
Oberlichtenwalde hat alten Urkunden nach schon 1391 bestanden. Köhler sollen die ersten Ansiedler gewesen sein, zu denen sich später Glasmacher gesellten, die zu ihrem Geschäfte Holzasche benützten. In den Hussitenkriegen soll im Dorfe alles vernichtet worden sein.“ (Heimatkunde der Gerichtsbezirke Deutsch-Gabel und Zwickau i.B., 1925)
Die Verhältnisse haben sich kaum geändert, nur die Zeiten, in denen im Winter üppige Schneemassen vom Himmel fallen, sind vorbei. Die Skilifte am sogenannten Hang13 und von Jägerdörfel nach Oberlichtenwalde sind schon lange verschwunden. Herrlich ist die „Stücke“ genannte Hochfläche zwischen Oberlichtenwalde und Nesselberg (Kopřivnice), von der bei guter Sicht schöne Ausblicke nach Süden genossen werden können. Auf dem Areal stehen vereinzelt etliche kleine Siedlungshäuser, die heute mutmaßlich als Wochenendgrundstücke genutzt werden. Vor vielen Jahren war ich einmal bei sternenklarem Himmel auf dieser Hochfläche mit den Ski unterwegs. Romantisch schimmerte aus den Fenstern der Häuser das Licht. Es gibt solche Erlebnisse, die unvergesslich in der Erinnerung haften bleiben.
Eine weitere ausgedehnte Hochfläche dehnt sich ein Stück unterhalb aus, gelegen zwischen Oberlichtenwalde und Steinberg (Kamenný vrch). Auch aus dieser Lage bieten sich herrlicher Ansichten, hervorzuheben jene über das Tal des Hammerbaches (Hamersky potok) zum Dürrberg (Suchy vrch) und zur Lausche. Vorbei an hübschen Fachwerkhäusern geht es hinab nach Niederlichtenwalde (Dolní Světlá); Schäfers Gasthof hat natürlich zu. Bleibt der Aufstieg über die Wiesen am Plissen (Plešivec) mit schöner Gesamtansicht des Lauschemassivs und der Abgang durch die Mühlsteinbrüche nach Jonsdorf. Für die Jahreszeit mit den kurzen Tagen war es eine sehr ansprechende Tour.
Die GPS-Daten zu dieser Wanderung findet man hier.
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