Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Wir wollten es wieder einmal richtig wissen. Es waren Temperaturen jenseits der 30° C Grenze angesagt. Dazu ein Großteil der Strecke unter freiem Himmel, also ungeschützt vor der Sonne. Was soll‘s? Dass man beim Pilgern zuweilen leiden muss, haben wir bereits – als wir noch jünger waren – auf unserem Weg nach Santiago de Compostela erfahren. Also pilgern wir heute mal ein kurzes Stück auf dem Zittauer Jakobsweg und zwar in der Nähe von Böhmisch Aicha (Český Dub). Eine Station auf diesem Weg ist die hübsche Dorfkirche in Letarschowitz (Letařovice) auf einem Hügel über dem Tal der Mohelka. Das ist das erste Ziel.
Wir starten irgendwo hinter Böhmisch Aicha, wo sich Hase und Igel „Gute Nacht“ sagen und wo sich Hin- und Rückweg gut zusammenführen lassen. Ich sage noch, dass wir heute keine großen Höhenunterschiede zu erwarten haben, aber ich werde immer wieder daran erinnert, denn es geht zweimal hinunter in das Tal der Mohelka und dahinter wieder hinauf. Es geht recht eben los bis Letarschowitz, die Kirche ist leider verschlossen, sie hat aber ein schönes Erscheinungsbild. Es folgt der erste Abstieg in das Mohelkatal. Man erhält einen schönen Eindruck von der Lieblichkeit des Tales, die typisch ist auch für die anderen Täler mit Mohelkazuflüssen. Nach dem Gegenanstieg folgt wieder ein ziemlich gemütlicher Weg bis nach Wlastiborschitz (Vlastibořice). Die Pein der einsetzenden drückenden Hitze verscheuchen wir mit der Aussicht auf das Restaurant „U Zvonice“. Wir wandern entlang der Feldraine, wo erntereifer Raps oder Weizen mit prallen Ähren stehen, dazwischen hin und wieder ein paar leuchtende Mohnblüten. Es ist kaum zu glauben, dass sich vor wenigen Wochen die Kulturen noch in saftigem Grün präsentierten.
Die Gaststätte „U Zvonice“ kennen wir schon von früheren Touren, es ist unseres Wissens die einzige Kneipe im recht dünn besiedelten Umfeld. Sie hat im Freien schöne schattige Plätze. Wie es das Pech so will, sind diese alle besetzt, so dass wir bei der Hitze innen Platz nehmen müssen. Das können wir nicht ändern, werden aber sogleich durch ein sehr engagiertes jugendliches Personal mit besten Speisen und frischem Bier bei Laune gehalten. Die Kneipe ist eine echte Empfehlung, man beachte die Schließtage. Unmittelbar neben dem Lokal steht die Kirche der Hl. Katharina, erbaut im 12. - 13. Jahrhundert mit einem frei stehenden Glockenturm. Ein Gang über den Kirchhof ist lohnenswert.
Der weitere Weg über das Plateau ist noch gemütlich, abgesehen von den weiter steigenden Temperaturen. Ab Dechtar (Dechtary) im Tal der Mohelka kommt dann der Schlussakkord, ein stetiger, knapp 3 km langer Anstieg in praller Sonne durch ein ansonsten schönes Wiesental. Die Luft zum Atmen wird knapp, hoffentlich fällt keiner um. Oben, am Weiler Brousky angelangt, erscheint plötzlich das Panorama des Jeschkengebirges. Auf dem letzten Kilometer zum Ausgangspunkt unserer Wanderung wird es wieder flach und man kann schön Auspendeln. Zufriedenheit macht sich breit, dass man es wieder einmal geschafft hat, trotz der strapaziösen Bedingungen.
Noch ein Wort zum Pilgern. Viele Wege aus aller Herren Länder führen heute zur Pilgerstadt Santiago de Compostela in Spanien. Viele Seitenwege vereinen sind mit den Haupttrassen. Der Zittauer Jakobsweg ist das Teilstück von Gnesen über Görlitz nach Prag. Näheres dazu auf der Internetseite hier. Wir sind vor fast 20 Jahren einmal in Spanien ein Stück des Weges nach Santiago gepilgert. Damals waren die Verhältnisse noch ziemlich ursprünglich. Es war eine schöne Lebenserfahrung. Einst waren Frömmigkeit und Opferbereitschaft Beweggründe für christliche Pilger, sich auf den Weg zu machen. Heute pilgern Menschen nicht mehr nur aus religiösen Motiven, sondern auch um dem Alltag zu entfliehen, Ruhe in der Natur zu finden, sich körperlich zu beweisen und Gleichgesinnten zu begegnen. Das Interesse der am Wege liegenden Unternehmer, Geld zu verdienen, sollte man sicher auch nicht ganz vergessen. Entsprechend ist die Infrastruktur ausgebaut. Am Ende der Fotostrecke ein paar Erinnerungsaufnahmen vom Weg durch Spanien.
Die GPS-Daten zu unserer Tour findet man hier.
Wir werden daran erinnert, dass wir uns auf dem Zittauer Jakobsweg befinden
Kleine Ubersetzung zum wunderschönen Bier aus Vlastibořice: fliegende Hammel- bockbier-Brauerei sagte oft der aus Drei Haselnússe....bekannte Prinz Pavel Trávníček Fliegende Ziegenbockbier-Brauerei wúrde lauten: letající kozelův pivovar. Ziemlich verzwickt mit den Meinungen berühmter Schauspieler.
AntwortenLöschenArndtek ist nicht anonym, sondern ein alter Besserwisser aus Zittau. Manch einer kennt mich, doch leider nicht vom wandern, sorry, too old
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