Sonntag, 17. August 2014

Wanderung zur Porta Bohemica

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz



Es geht hinunter an die Elbe, zunächst nach Groß Tschernosek (Velké Žernoseky). Da beginnt unsere Tour. Vom Fähranleger an der Elbe erblicken wir stromabwärts die Porta Bohemica, die Böhmische Pforte. Von hier bahnt sich der Strom seinen Weg durch das Böhmische Mittelgebirge (České středohoří), bevor er die Felsenwelt der Böhmisch-Sächsischen Schweiz erreicht. Wer beschriebe die Landschaft besser, als unser ausgewiesener Kenner Johann Hoser (Der Elbestrom, pittoresk-topographisch geschildert von Melnik bis Meissen, 1841)

'Erwacht aus dem süßen Schlummer, in welchen uns all diese reizenden Bilder unbemerkt eingewiegt hatten, eilen wir in halber Vergessenheit unserem Lieblinge – dem uns freundlich wieder aufnehmenden Strome – zu, und gleiten mit ihm an einer tief unterwaschenen schroffenen Wand, auf welcher seinen jeweiligen Untergang ahnend – verlegen das Dorf Wellhotta und weiter darunter einsam das Dorf Kleinczernosek liegt, im malerischen Anblicke Großczernosek dem schauerlich aufsteigenden und gleichsam aus des Stromes Tiefen steil herauswachsenden Bollwerke, bekannt unter dem Namen des Dreykreitsberges entgegen, auf dessen schmalen Steinterrassen zerstreute Winzereien und über ihnen auf dem höchsten Giebel gleich Adlernestern die Hüttenbauden schweben, die durch nackt aufstauende Felsenstücke von einander gesondert sind... Hier drängt sich auch das jenseitige Weingebirge heran, und nöthigt den Strom links in eine enge Schlucht einzulenken, die Gegend wird düsterer und an die Stelle lachender Gefilde tritt drückende Schwermuth'.

Der Wein, der auf den Hängen um Klein / Groß Tschernosek angebaut wird, hat eine exzellente Note und ist nicht für lau zu haben. Schon Paudler weist auf die vorzügliche Qualität hin. 'Nicht weit von Klein Czernosek liegt der Berg Dobray, an dessen Südabhange die beste Sorte des Czernoseker Weines wachsen soll, der bekanntlich als Perle aller böhmischen Weine gefeiert wird'.

Da das Weingut eingeschränkte Öffnungszeiten hat, decken wir uns vor dem Beginn unserer Wanderung erst einmal mit ein paar Flaschen des begehrten Tropfens ein. Dann geht es aber los. Der Weg führt uns zunächst durch die Weinfelder, oberhalb davon durch die Obstplantagen, in denen sich die Äste unter der Last der Äpfel biegen, hinauf nach Kamaik (Kamýk). Weithin sichtbar thront über dem Ort die alte Burgruine, von wo der Blick in das Elbtal schweift. Auch Hoser ist das bei seiner Elbefahrt nicht verborgen geblieben und so lässt er uns an seinen Eindrücken teilhaben 

'Fern hinter dem Lobosch erscheint die gekrümmte Hora, über ihr der Olympier und mehr rechts der spitzige Kletschen, die Elbe überspringend und am lieblichen Weingebirge angelehnt spiegelt unter einem Kalkfelsen herüber Schloß und Kirche Großczernosek, hoch darüber der waldige kameiker Berg und auf seinem spitzigen Felsengiebel die Trümmer einer ehemals stolzen Burg, wovon noch der einem Riesenkamin ähnliche Wartthurm in Gestalt eines Felsenhorns der jeweiligen Hinfälligkeit kühnen Trotz zu bieten scheint; darunter die Kapelle Skt. Johann am Fuße des Eisberges in der Nähe mit herrlicher Aussicht das alte Schloß und Dorf Kameik und in seiner Umgebung die Pleschewitz, der Hradischken und Hradek. Näher an uns aufwärts der Elbe zieht - dem Reflexe der mittäglichen Sonnengluth preisgegeben – im großen Halbkreise und ununterbrochener Verkettung jenes mächtige Rebenland hin, das zu Großczernosek anhebt und auf sanft fortlaufenden Lehnen sich an den steil erhebenden Kegel der Radobeyle anschließt'. 

All dieser Ansichten werden wir heute gewahr. Der erwähnte Eisberg (Plešivec) erinnert aus der Ferne an die schmutzigen Reste eines Steinbruchs. Erreicht man allerdings den Fuß des Berges, erwartet einen eine gewaltige Klingsteinhalde, knapp unterhalb die Kapelle des Heiligen Johannes. Der Wanderweg führt über diese Halde zum Gipfel des Berges - ein aufregender Aufstieg, das muß man gesehen haben ! 

Wir lassen den Berg hinter uns und treten den Rückweg an, immer entlang der Waldgrenze, das Elbtal und die jenseits davon liegenden Kegelberge des Böhmischen Mittelgebirges vor Augen. Am Ende des Weges begeben wir uns auf den Dreikreuzberg (Kalvárie), den vorspringenden Fels am Elbebogen, von wo man den Verlauf des Stromes in beide Richtungen verfolgen kann. Ein schönes Schlusserlebnis an diesem Tage.

Wäre uns nicht auf der Wanderung die Sonne abhanden gekommen und hätte es sich nicht eingetrübt, so verdiente diese Tour ein Triple A auf der Bewertungsskala.


Aufstieg durch die Weinberge von Groß Tschernosek


Blick zur Radebeule (Radobýl)


Ruine Kamaik



Blick über das Dorf Kamaik … von der Hasenburg (Hazmburk) bis zum Lobosch (Lovoš)


… vom Lobosch bis zum Milleschauer (Milešovka) und Kletschen (Kletečná)


… zur Radebeule


Ruine Kamaik



Radebeule und die rauschenden Schlote von Lobositz (Lovosice)


Kapelle St. Johannes des Täufers in der Wüste am Fuße des Eisbergs


Die Klingsteinhalde am Eisberg...




Blick über das Elbtal




Jenseits der Elbe das Kirchlein von Dubitz (Dubice)


Auf dem Dreikreuzberg - hier gibt es Smaragdeidechsen


Blick in beide Richtungen der Elbe



… und über die Weinberge von Groß Tschernosek


Kirche von Groß Tschernosek


Porta Bohemica



Qualitätsweine aus Groß Tschernosek



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