Dienstag, 4. September 2018

Wanderung zum Schneideberg

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittu-Hörnitz

Alle wichtigen Stationen dieser Wanderung kennen wir schon - Wrchabener Berg (Berkovský vrch) mit der Ruine der Burg Altperstein (Starý Berštejn), Kortschener Berg (Korecký vrch) und Großeberg (Vysoký vrch), mit einer Ausnahme: dem Schneideberg (Ostrý vrch). Der eigentliche Pfiff dieser Tour besteht darin, neue Wege zu ergründen und davon gibt es einige. Zudem werden wir endlich wieder einmal mit guten Wetter- und Sichtbedingungen belohnt, die auf dieser Tour auch wirklich notwendig sind, denn wir befinden uns in der Daubaer Schweiz mit ihrer lieblichen und abwechslungsreichen Landschaft. 

Wir starten in einem idyllischen Seitental bei Nedam (Nedamov) und werden zunächst einmal an unsere Rautenweg-Tour erinnert, als wir den schönen Campingplatz in Nedam passieren, wo wir einst übernachteten. Noch herrscht dort maximale Ruhe, denn wir sind an einem Wochentag unterwegs und die Ferienzeit hat noch nicht begonnen. 

Schon im ersten Anstieg in Richtung Wrchhaben (Vrchovany) wird südlich hinter unserem Rücken ein Bergmassiv sichtbar, welches wir während der ganzen Wanderung nicht aus dem Augen verlieren - der markante Beschkabener Berg (Velký Beškovský vrch) und der in seiner Nachbarschaft befindliche Großeberg. Einen kurzen Abstecher gestatten wir uns zu der verschlossenen überdimensionierten St. Barbara-Kapelle (Sv. Barbora kaple), die im Wald an einem Verbindungsweg nach Neuperstein (Nový Berštejn) steht. Sie wurde 1744 von der Reichsgräfin Anne Katharina von Sweerts und Sporck errichtet und von Kaiser Josef II. aufgehoben. So steht sie auch da und wartet auf Besucher. Im Inneren soll es Reste von Wandgemälden geben.

In Wrchhaben beginnt die große Landschau über die Daubaer Schweiz und darüber hinaus. Schon von den Lagen um den Wrchhabener Berg entfaltet sich vor unseren Augen ein herrliches Panorama. Zunächst steigen wir hinauf zur Burgruine Altperstein. 

Am westlichen Fuße des umfangreichen Berges breitet sich das Dorf Wrchhaben aus, dessen Hütten sich bis hinauf in die Nähe der Ruine zerstreuen, zu welcher noch Kennzeichen eines Fahrweges führen. Der Felsgipfel muß wegen seiner Steilheit erklettert werden, und dieses ist nur von der nördlichen Seite möglich, da auf der Mittagsseite der Fels beinahe überhängend steil abfällt. An der äußersten Spitze thront noch ein Gebäude in viereckiger Form, - ob ein Thurm oder Wohngebäude, dies ist schwer zu unterscheiden – stark eingerollt, mit weit ausgebrochenen Fensteröffnungen, haben noch die Mauern eine Höhe von 26 bis 30 Fuß, daneben gegen Morgen ist das einzige, noch erhaltene Gewölbe vorhanden, welches fensterlos und eng, nur noch durch die Eingangsöffnung sein Licht empfängt.

Dieses sind die sichtbaren Ueberreste Alt-Perstein‘s – wie arm und unbeträchtlich sind sie! - Schier sollte man meinen, dass sich‘s gar nicht lohnt, diese Trümmer zu besteigen; allein man irrt, - die Aussicht ist entzückend, ist überreich an malerischen Bildern.“ (Franz Alexander Heber, Böhmens Burgen, Vesten und Bergschlösser, 1844; S. 106)

Etwas eng für eine große Wandergruppe, aber allemal ausreichend ist der beschauliche Rastplatzan der abschüssigen Wand der Burgruine Altperstein (weiteres dazu auch hier) auf dem Gipfel des Wrchhabener Berges. Der Blick hinüber zu den Bösigen (Bezdězy) ruft Erinnerungen an frühere Besuche auf dem Burgberg wach.

Ein bequemer Weg verlässt die Ortslage Wrchhaben in östlicher Richtung. Zu unserem Leidwesen ist das gesamte Areal wieder einmal eingekoppelt. Da hier keine massigen Fleischrinder bedrohlich unterwegs sind, sondern Pferde, die sich auch einmal liebkosen lassen, schreiten wir hier zügig durch die Weiden, den Großen-, den Beschkabener- und den Kortschener Berg immer vor Augen. Über eine längere Strecke durchwandern wir reifende Getreidefelder, die farblich abgestuft zwischen den einzelnen Höhenzügen eingebettet liegen. Der Feldweg ist mit Kirschbäumen alter Sorten gesäumt. Die kleinen reifen Früchte schmecken vorzüglich und lassen uns immer wieder Naschpausen einlegen, Das wird sich am Ende auf die Gesamtdauer der Tour spürbar auswirken.

Unsere Blicke schweifen aus der oberen Ortslage von Kortschen (Korce) weit über das Land bis hin zum Roll (Ralsko). Noch schöner ist der Platz am Gipfel des Kortschner Berges, der für eine längere genussreiche Pause bestimmt wird. Im Osten sehen wir die Bösige, im Westen liegt jetzt der Beschkabener Berg, davor aber der geheimnisvolle Höhenzug zwischen Schneideberg und Großeberg. Zwischen Siertschen (Ždírec) und Dauba (Duba) verläuft der Siertschner Grund (Ždírecký Důl). Hier treffen wir auf den Jungfernstein (Dívčí skála).

Ein am s. Fuße des Schneideberges u. unmittelbar am Wege senkrecht sich erhebender Sandsteinfelsen, in welchem eine Kapelle mit der Jahreszahl 1769 sich befindet. An diesen Felsen knüpft sich folgende Sage: Einst wurde eine Jungfrau verfolgt, welche, um ihre Ehre zu retten, in Todesverachtung über den steilen Felsen hinabsprang, ohne sich zu verletzen, weshalb sie die Flucht fortsetzen konnte, während der nachsprengende Reitersmann den Hals brach.“(*)

Kurz hinter dem Jungfernstein beginnt der bald weglose, kraftzehrende Aufstieg zum Kamm, der sich zwischen Schneide- und Großeberg erstreckt. 

Letzterer (425 m) ist eine Fortsetzung des Schneideberges (428 m), u. wie jener, mit riesigen Blöcken eines festen, verquarzten Sandsteins, der zu Steinmetzarbeiten dient, bedeckt, die bes. auf der unbewaldeten W.-Seite des Berges weithin leuchten u. auf dem Gipfel des Schneideberges eine 5-6 m h., nahezu würfelförmige Gruppe bilden, in welcher die Natur ein Meisterwerk ihrer Modellierkunst geschaffen hat." (*Dr. Franz Hantschel)

Kaum hat man bei dem Anstieg zum Schneideberg einen Blick für die fruchtbeladenen Heidelbeerbüsche an seinem Steilhang. Oben angelangt suchen wir nach dem auf einer alten Karte markierten kaum noch erkennbaren dürren Pfad über diesen felsigen, beidseitig stark abfallenden Kamm. Fast fehlt der Glaube, dass sich durch die Felsen überhaupt noch ein Weg finden lässt. Vor nicht allzu langer Zeit hat sich in diesem ausgetrockneten Gelände ein Waldbrand ausgebreitet. Die Bäume sind verkohlt, aber das Schlimmste konnte wohl noch verhindert werden. Nach intensiver Sondierung des Geländes und mehrmaligem Auf und Ab erreichen wir endlich den herrlichen Aussichtsfels am Großenberg.

Unter uns sehen wir kleine, für die Daubaer Schweiz typische Täler, in der Ferne die Gipfel des Böhmischen Mittelgebirges, voran der Geltsch (Sedlo). Nach einer letzten Rast mit Fernblick geht es wieder über ein Steilstück unmittelbar am Felsmassivs bergab. Zu unserer großen Überraschung stoßen wir in den Felsen auf eine rustikal eingerichtete Höhle (Jeskyně Kameníkova jizba), die offensichtlich von Naturburschen gern zum Boofen genutzt wird. 

Es ist spät geworden und Zeit für die Heimfahrt. Mit einem letzten Blick auf die Ruine der Burg Altperstein verabschieden wir uns von einer Wandertour der Extraklasse.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Der Beschkabener Berg



Kapelle der Hl. Barbara


Die Ruine Altperstein thront über Wrchhaben


Der Settinaberg


Sommer in der Daubaer Schweiz









 Blick über Kortschen



Blick vom Kortschener Berg zu den Bösigen






Plötzlich und unerwartet ein Weg mit Hindernisse


Der Jungfernstein


Am Kamm zwischen Schneideberg und Großeberg





Blick vom Großeberg



Bei der Höhle Jeskyně Kameníkova jizba




Eine schöne Tour geht zu Ende



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