Mittwoch, 19. Juni 2019

Wanderung auf dem Blottendorfer Kamm

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Zwischen Preschkauer Tal und dem sich nach Osten abflachenden und in das Jeschkenvorland übergehende Hügelland verläuft noch ein Seitenkamm des Lausitzer Gebirges, der etwa beim Kleis (Klíč) beginnt und im Sonnebergrücken seinen Abschluss findet. Häufig schon ist man hier mit dem PKW auf dem Wege zum Böhmischen Mittelgebirge unterwegs gewesen oder auch mit dem Fahrrad und hat sich dabei an den herrlichen Aussichten erfreut, insbesondere auf dem Streckenabschnitt zwischen Blottendorf (Polevsko) und Steinschönau (Kamenický Šenov). An einem Frühjahrstag, der abwechselnde Fernsichten und Schneeschauer bereithält, wollen wir diese Gegend einmal im Wanderschritt erschließen und in Ruhe die Aussichten genießen. 

Wir beginnen unsere Wanderung in dem alten „Industrialort“ Blottendorf, welcher „zwischen hohen, mit Wald und Feldern bedeckten Bergabhängen“, eingebettet ist, über denen sich „der Kleis in majestätischer Schönheit“ zeigt. [Dr. Hantschel]. Ziele der Tour sind vor allem der Tscheschkenstein (Česká skála) und der berühmte Herrenhausfelsen (Panská skála). Wir begegnen auf unserer Tour aber noch weiteren interessanten Örtlichkeiten von traditioneller Bedeutung, aber auch schönen Aussichten. So findet man beispielsweise am Wachstein ein stark beschädigtes Denkmal, welches zur Erinnerung an den 150. Geburtstag des Turnvater Jahn errichtet wurde. Auch der letzte Baumsturz konnte den Gedenkstein nicht vollends zerstören. In unmittelbarer Nähe erinnern die Fundamente noch an ein Gasthaus, welches 1920 von den Mitgliedern des lokalen Gebirgsvereines hier erbaut wurde. Weitere Gaststätten befanden sich am Bildstein (Obrázek), auf dem Kühberg (Vyhlídka, brannte 1979 ab) und das Restaurant Oberwald (Podlesí). Letzteres „bot einen geräumigen Speise- und Tanzsaal für 600 Gäste, eine parkartig ausgestaltete Umgebung und hauptsächlich eine schöne Aussicht aus dem hölzernen Aussichtsturm.“ [Lužické hory.cz]. Letzteres ging 1949 in Flammen auf, wurde nicht erneuert und geriet in Vergessenheit.

Auf der Wegstrecke zwischen Blottendorf und Parchen (Prácheň) wechseln sich Wald- und Wiesenflächen ab, von letzteren bieten sich herrliche Ausblicke auf das Lausitzer- und Böhmische Mittelgebirge. Nach Osten ist die Aussicht durch Wald versperrt. Sehenswert ist der alte Steinbruch am Klutschken (Klučky), in dem Basalt gebrochen wurde. Die Wände dieses Steinbruches zieren herrlich ausgebildete Steinsäulen. Tscheschkenstein und Herrenhausfelsen wurden bereits an anderer Stelle besprochen.

Auf unserem Rückweg begeben wir uns zunächst hinab nach Preschkau (Prysk). Am Steinschönauer Berg (Šenovský vrch) passieren wir im Wald den alten Bahnhof von Oberpreschkau, der heute als Wohnhaus genutzt wird. Die Gleise der Bahnstrecke, die von Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice) hinauf nach Steinschönau führte, sind lange verschwunden. Auf der interaktiven Karte von mapy.cz ist ein Stück hinter diesem Bahnhof ein Felsentheater erkennbar. Nach einiger Suche finden wir dieses in einem ehemaligen Sandsteinsteinbruch. Von drei Seiten ist die Bühne von glatten Sandsteinwänden umfasst, deren Höhe wir auf ca. 18-20 m schätzen. Innerhalb dieser Naturbühne herrscht eine vorzügliche Akustik. Und das Beste: dieses Felstheater wurde zu unserem Erstaunen erst 2018 eröffnet.

Nach einem Kurzbesuch auf dem Limberg (Lipka) begeben wir uns nach Preschkau. Der Ort wird östlich von einem kleinen Sandsteinkamm eingerahmt, auf dem verschiedene Aussichtspunkte eingerichtet sind. Es lohnt sich, über die Steintreppen da hinauf zu steigen, denn von hier genießt man eine herrliche Aussicht über den Ort zum Mittenberg (Střední vrch) und auf die Preschkauer Kirche.

Eine weitere atemberaubende Aussicht ergibt sich ganz am Ende unserer Wanderung vom Blottendorfer Berg (Polevský vrch), zunächst auf den hoheitsvollen Kleis, aber vor allem auf die Landschaft zwischen dem Jeschken (Ještěd) und den Bösigbergen (Bezdězy) mit ihren vielen Hügeln und Höhen, die darin eingebettet sind. Schöner kann eine Wandertour kaum ihr Ende finden.

Die GPS-Daten zu dieser Tour gibt es hier.




Friedrich-Ludwig-Jahn-Gedenkstein am Wachstein


Reste der Wachsteinbaude


Im Aufstieg zum Klutschkenkamm, im Hintergrund der Kleis


Der Steinbruch am Klutschken


Vorfrühlingshafte Bedingungen und Aussichten am Klutschken





Der Tscheschkenstein




Der Herrenhausfelsen





Das Felstheater bei Oberpreschkau




Kirche in Oberpreschkau



Die sogenannte Fürchtenixhöhle in Oberpreschkau



Der Mittenberg erhebt sich über Preschkau


Auf dem Blottendorfer Berg





Die restaurierte Blottendorfer Kirche


noch ein paar schöne Herbstbilder vom Blottendorfer Kamm




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