Samstag, 23. Januar 2021

Schöne Aussichten am Rande des Zittauer Gebirges: Finkenhübel und Sängerhöhe bei Waltersdorf

 Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Den Wanderfreunden sind die beiden Erhebungen Finkenhübel und Sängerhöhe bei Waltersdorf natürlich bekannt. Interessant ist eigentlich nur, wie man die beiden Örtlichkeiten pfiffig mit einer Wanderung verknüpft und zwar möglichst so, dass man während des Lockdowns nicht auch noch einem Schutzmann in die Hände läuft. Wir haben das ganz clever gelöst.

Wir beginnen unsere Tour am Parkplatz hinter der Kirche in Waltersdorf, eilen getarnt zum Ortsausgang in Richtung Saalendorf und retten uns in einen Feldweg, wo wir hoffen dürfen, nicht verfolgt zu werden, umschleichen alsbald das menschenleere Trixi-Bad, müssen dann aber für eine Weile aus der Deckung, um zweimal die Ortslage von Großschönau zu passieren. Dann endlich erreichen wir ungesehen die Felder am Fuße des Finkenhübel. Vom Gipfel dieses unscheinbaren Hügels eröffnet sich ein ungeahnter Rundblick, der heute durch eine sonderbare Licht- und Wetterlage bestimmt wird. Das Gebirge ist umhüllt von den Nebelschwaden, die schon seit Wochen aus Böhmen über den Kamm streichen. Es ist eine merkwürdige Kulisse. Während die Nebelwand dunkel drohend über Lausche und Buchberg hängt, liegt die vorgelagerte Landschaft in mildem Sonnenlicht. Würde nicht der Sturm über den Finkenhübel jagen, wäre es am Gipfel ein idyllisches Plätzchen für eine längere Rast. Auch die Grenze zu Tschechien, die nah am Gipfel verläuft. Verschafft uns ein mulmiges Gefühl in diesen vergifteten Tagen. Wie arg es in Zeiten der Pestilenz kam, führt uns Christian Adolph Pescheck vor Augen, denn schon früher, weiß er zu berichten, sorgte die Staatsmacht für Ordnung, um das Einschleppen von tückischen Krankheiten über die Grenze zu unterbinden:

Man traf in diesen Jahren sehr kräftige Maaßregeln; wer auf Nebenwegen einschleichen wollte, ward mit Niederschießen oder Henken bedroht, und mit Recht wachte man besonders streng gegen Zigeuner und Juden." (Handbuch der Geschichte von Zittau, 1837). Wer weiß, was da noch auf uns zukommt, wenn das früher schon erlaubt war. Heute wird es möglicherweise Ungeimpfte treffen. Nun waren diese Maßnahmen vorwiegend gegen die Pest gerichtet. Aber, man glaubt es kaum, was da sonst noch Schaden in der Bevölkerung angerichtet hat, nämlich

Vom allgemeinen epidemischen Katarrh in hohem Grade (I n f l u e n z a), lesen wir 1580, wo der hier berühmte Dornspach daran starb, auch 1732 und 1767 (wo besonders viele Alte starben, und fast kein Haus von der Krankheit frei blieb, die man starken Nebeln zuschrieb). So war es auch 1832, und vorzüglich 1833, wo diese Krankheit, diesmal die G r i p p e genannt, ganz Europa durchzog und auch hier fast niemand verschonte. Im Dec. 1837 herrschte ein starker Katarrh, den man La Folette nannte."

Gepriesen sei der Herr, dass in diesem Landstrich heute überhaupt noch Menschen leben, obwohl es lange Zeit nicht einmal Impfseren gab (geschweige RNA-Impfstoffe)!

Über die lange Lehne des Finkenhübel ziehen wir - die Aussicht weiter genießend - in Richtung Herrenwalde von dannen, durcheilen diesen scheinbar bereits ausgestorbenen Ortsteil und sind heilfroh, bald den Wald am Weberberg unbeschadet erreicht zu haben. Von hier weiter zum Ottoberg; unterhalb sehen wir schon die Sängerhöhe.

Etwa 25 m niedriger als der südliche Ottoberg erhebt sich die Sängerhöhe, auf Karten des 19. Jahrhunderts Unglücksstein genannt, zwischen den Tälern des Kohlflössels und des Pfarrbaches. Der ältere Name bezieht sich auf die Sage von einem Mädchen, das seine Ziege holen wollte und dabei abstürzte. Die Bezeichnung Sängerhöhe weist auf Gesangsaufführungen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hin.

Der Gipfel wird von etwa 20 m hohen, schroffen und mehr oder weniger horizontal liegenden Säulen gekrönt. Sie bestehen aus hornblendenführendem Feldspat-Nephalinbasalt, der einen 100 m langen und 30 m breiten Gang im Tuff bildet“ (Werte unserer Heimat, Bd. 16).

Mit etwas Phantasie erinnert die Basaltformation ein wenig an den Silberstein (Stříbrník) bei Seifersdorf (Žibřidice). Der Standort eignet sich wunderbar für eine Rast, weil man von hier schön die Ortslage von Waltersdorf überschaut, jenseits davon erheben sich majestätisch der Breiteberg, sowie Seidelsberg, Taubenberg und Pocheberg. Nach einem Päuschen steigen wir hinab nach Waltersdorf und nehmen den direkten Weg zum Parkplatz.


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.



Unverzichtbare Proviantbestandteile


Basaltsäulen auf der Sängerhöhe



Über der Ortslage von Waltersdorf zeigen sich Breiteberg, Seidelsberg und Steinberg

Lausche, mit Aussichtsturm von der Sängerhöhe gesehen

Landschaft um den Finkenhübel























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