Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Im Hauskaer Grund entspringt der Palatzer Bach (Pšovka), der in südlicher Richtung das Kokorschiner Tal (Kokořínský důl) durchströmt und bei Melnik in die Elbe mündet. Aus diesem beschaulichen Tal, unweit der Quelle, führt ein steiler Pfad hinauf auf einen Sandsteinhügel, in der Matouschek-Karte Vogelherd genannt, der in den letzten Jahren als Lehrpfad ausgewiesen wurde und auf den prosaischen Namen „Märchen aus Sandstein“ (Pískovcová pohádka) getauft wurde. Wir entdeckten diesen Weg im letzten Jahr auf unserer Mato-Weg Tour (siehe hier). Wir übernachteten damals in der Pension pod Housku gleich um die Ecke. Hier stellen wir die PKW ab und verhandeln mit dem Wirt wegen eines opulenten Abendessens, welches eigentlich nur Hausgästen vorbehalten ist. Für gute Kunden lässt sich da aber etwas arrangieren. Also ziehen wir gut gelaunt los. Der markierte Weg durch die Felsen schlängelt sich am westlichen Waldrand entlang, umgeben von einer wilden, märchenhaften Szenerie aus Felsnadeln, Sandsteinwänden und -quadern. Die Gesteinsformation besteht aus zwei Felsbändern, durch welche der etwa 1 km lange Weg hindurchführt. Der Sandstein ist verquarzt und von Eisenbändern durchzogen. An einigen Stellen öffnen sich Aussichten über das darunter liegende Tal mit der Pension.
Wir lieben die kleinen romantischen Dörfer, die sich in den kleinen Seitentälern der Daubaer Schweiz verbergen. Viele der hier anzutreffenden Fachwerkhäuser sind gut erhalten, teils hervorragend saniert. Typisch sind die Kellergewölbe, die in die Felsen gehauen sind und die Blumen, die im Sommer die Gärten zieren. Ziemlich untypisch für unsere Touren geht es auf kultivierten Wegen durch sanfte Täler, zunächst nach Kluk (Kluk), welches uns von einer früheren Tour bereits bekannt ist und weiter nach Wlkow (Vlkov), still abgelegen auf einer Anhöhe, welches es heute neu zu entdecken gilt. Vom Ortsende fällt unser erster Blick auf den imposanten Großen Beschkabener Berg (Velký Beškovský kopec), der uns zu einer besseren lokalen Orientierung verhilft. Die wenigen, aber malerischen Häuser, die sich rechts und links der Dorfstraße reihen, verleihen dem Dorf jenes idyllische Ambiente, welches für diese Gegend so typisch ist.
Um keine größeren Umwege hinnehmen zu müssen, ist ein Steilabstieg in ein Seitental zu wagen, welches uns direkt zum Planeyer Grund (Planý důl) hinführt. Wer die Daubaer Schweiz richtig kennenlernen möchte, der versäume nicht eine Wanderung durch jenes Felsental. Es ist eines der schönsten, welches das Daubaer Bergland zu bieten hat. Auf einer Länge von etwa 3,5 km schlängelt sich der Weg, häufig die Richtung ändernd, entlang der mächtigen Wände, die den Talrand auskleiden. Felsgalerien, Felsnadeln und wild durcheinander geworfene Blöcke begleiten uns auf dem gesamten Weg durch das Canyon. Stellenweise sind die Taleinschnitte ausgeholzt, so dass sich beeindruckende Ansichten der Felswände bieten. Kurz vor Ende des Weges befindet sich in einem kleinen Seitental der sogenannte Bienenstöckelstein, den Josef Matouschek als das eigentliche Wahrzeichen der Daubaer Schweiz bezeichnet. Durch eine Klamm kann ein wendiger Wanderer hinaufsteigen und in eine kleine Höhle mit Fenstern klettern. Kaum findet man in der Literatur Beschreibungen dieser herrlichen Landschaft, aber in der Reichenberger Zeitung, Ausgabe vom 13. Mai 1935 fand ich bei der Beschreibung des Mato-Weges folgende Schilderung
„Wenn der Wanderer die schattigen und kühlen Gründe bei Schedoweitz, in denen noch der Uhu horstet, verlassen hat und wieder auf die Anhöhe nach Osten hinaufsteigt, so fällt ihm ein Sandsteinfels von imposanter, zerrissner Form auf: der Bienenstöckelstein, so genannt, weil im Volksmunde die Sage umgeht, dieser Stein wäre einst von wilden Bienen so mit Honig vollgetragen worden, daß derselbe zu einem seitlichen Loche herausgelaufen sei. Der Zugang zu diesem innen hohlen Steine ist jetzt schön hergerichtet, mit einem Eisengeländer versehen, die Höhle kann daher heute ohne Gefahr besucht werden. [ganz so einladend sieht es allerdings in natura nicht aus] In der Nähe befindet sich, etwas abseits, das Pascherloch, das dem Raubgesindel Pfeifer in früherer Zeit als Zufluchtsort und Versteck gestohlener (gepaschter) Sachen gedient haben soll. Über den Brettelkamm gelangt der Wanderer zu den Einschichten Gamberg und Schafberg, letztere nach einer früheren Schäferei benannt. Links und rechts fallen steile Hänge ab, die mit Kiefern- und Mischwald bepflanzt sind, dazwischen Sandsteinfelsen von mannigfaltigen Formen.“
Am Gamberg (Zbrázděný vrch) verlassen wir die Schlucht und wandern oberhalb derselben entgegengesetzt in Richtung Dubus (Tubož) und passieren dort den ehemaligen Meierhof, der noch heute landwirtschaftlich genutzt wird. Von diesem Standort bietet sich dem Wanderer ein herrlicher Blick auf die Bergkette um die Burg Hauska (Schlossberg (Zámecký vrch), Dürtzlich (Drnclík), Kohlberg (Uhelný vrch)). Auch in dem auf der Anhöhe angesiedelten Dubus bilden einige landschaftstypische Fachwerkhäuser den Ortskern, ebenso in dem unterhalb gelegenen Ortsteil Palatz, wo die Straße von Hauska (Houska) kommend in das Kokorschiner Tal mündet. Bei der ehemaligen Palatzer Mühle befindet sich ein Teich, in welchen sich mehrere kleine Bäche ergießen. Sein Abfluss wurde durch den Fels getrieben und speist den Mühlbach. Das letzte Stück zurück nach Nieder Hauska ist auf der Straße zurückzulegen.
Wie mit dem freundlichen Wirt besprochen, bekommen wir wahlweise lecker Schweine-Rippchen, Eisbein oder Kartoffelklöße mit Rauchfleisch serviert, dazu ein süffiges Bier aus der Privatbrauerei in Lobes (Lobeč).
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Durch den Sandstein Märchenwald
Durch friedliche Täler nach Kluk
Sommeridyll in Kluk
Auf dem Weg nach Wlkow
Blick von Wlkow zum Beschkabener Berg
Schöne Grundstücke in Wlkow
Durch den Planeyer Grund
Aufstieg zum Bienenstöckelstein
Bergkette um Hauska
Schöne Grundstücke in Dubus und Palatz
Kanal an der Palatzer Mühle
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