Donnerstag, 16. Juli 2020

Wanderung auf dem Mato-Weg, Teil 1

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Josef Matouschek (1867-1945) war zwischen 1890 und 1908 Mitarbeiter des Deutschen Gebirgsvereines für das Jeschken- und Isergebirge. Er war Mitglied des Hauptausschusses und leistete dort hervorragende Arbeit unter anderem als Schriftführer. Er setzte sich engagiert für die Markierung der Wanderwege ein und war auch literarisch tätig. Darin fanden seine Liebe zur Natur und zum Wandern redlichen Ausdruck. Bekannt wurde er ebenso durch seine kartografischen Arbeiten. So brachte er die Spezialkarten für das Jeschken- und Isergebirge, das Kummergebirge und das Daubaer Bergland heraus. Diese Karten sind bis heute gute Orientierungshilfen bei der Erkundung dieser Gebiete.


Als Zeichen der Dankbarkeit widmete man 1934 Josef Matouschek einen Gedenkweg durch die Dauber Schweiz. Er war mit grüner Zacke auf weißem Grund gekennzeichnet. Der erste Abschnitt führte von Dauba (Duba) nach Konradsthal (Konradov). Im Jahre 1936 wird über die Fortführung des Weges bis nach Hirschberg berichtet. In der Folge sollte dann eine Verbindung über das Kummergebirge bis zum Isergebirge geschaffen werden. Bei diesen Planungen blieb es; die Idee wurde wohl in den Jahren 1938 bis 1945 durch die politischen Verhältnisse zunichte gemacht, ganz zu schweigen von der Zeit danach. Interessant ist dieses Unterfangen jedoch bis heute. Es war uns ein lang gehegtes Anliegen, dieses Vorhaben umzusetzen. Der Vorteil dabei ist, nicht an eine vorgegebene Strecke gebunden zu sein, da man bei Mehrtagestouren ohnehin auf Unterkünfte angewiesen ist, die nicht überall bedarfsgerecht zur Verfügung stehen. Machen wir uns also auf und folgen einer Einladung, die man nicht ablehnen kann:

„Wer einmal zu holder Maienzeit im ersten frischen Grün der Natur oder auch im Herbste, wenn die vielen Laubwälder, von der Sonne vergoldet, in mannigfachen Farben schillern, das herrliche Daubaer Land durchwandert und dann, noch trunken von Schönheit und Wonne, wieder unser Gebiet verläßt, der kann sich wohl des holden Zaubers nicht erwehren, der sich seinem Auge bot, und es wird ihn wohl immer wieder zu neuen Wanderungen und zur Durchforschung unbekannter Teile der lieblichen Landschaft anregen. Allen Wanderfreunden aber, die unser Gebiet noch nicht kennen, rufen wir zu: Besucht das Daubaer Bergland, damit ihr ein Gebiet von Naturschönheiten eigenster Art kennen und lieben lernt, und wandert dabei im Gedenken an den verdienten Pionier dieses Landes den neuen »Mato-Weg«“ („Mittheilungen des Gebirgsvereines für Jeschken- und Isergebirge“, Ausgabe 1934)

Die Gegend , die wir durchstreifen, wurde in den Naturwunderseiten in verschiedenen Aufsätzen oft schon beschrieben. Wir beschränken uns daher nur auf einige neue, bisher unerwähnte Details.

Etappe 1: Dauba – Unter Hauska



Sie entspricht wohl dem Original des Entwurfes zum Mato-Weg. Wir wandern von Dauba nach Ober Eichberg (Horní Dubová Hora), weiter nach Sackschen (Zakšín), durch das Tal des Libochbaches (Liběchovka) bis zur Bukholzer Mühle (Bukovecký mlyn). Hier beginnt der teils steile Aufstieg zum felsreichen Ratsch (Rač). Erste Rast an der Ratschburg (Pustý zámek). Wer mag, besteige die Felsen, auf welchen die einstige Burg hauste. Nächstes Ziel ist die Nedoweska (Nedvězí). Vor dem Aufstieg durchweicht uns ein Gewitterschauer. Nachteil: die Klamotten trocknen bis zum Abend nicht mehr, da nass von innen und außen. Vorteil: nach Durchzug des Regens beste Aussicht von der Nedoweska. Weiter über Schedoweitz (Střezivojice) zum Planeyer Grund (Planý důl). Man unterschätze bei einer so langen Tour nicht die Kraft zehrende Durchquerung des sich windenden Felsentales mit seinem abwechselnden Auf und Ab. Die geplante Inspektion des Bienenstöckelsteins (Kamenný úl) verschieben wir lieber auf spätere Zeiten (Josef Matouschek: “Wer den Bienenstöckelstein nicht besucht hat, kennt das Daubaer Bergland nicht“). Von Dubus (Tubož) sind es noch ca. 2 km bis zur „Penzion pod Houskou.“, gefühlt die „längsten 2 Kilometer auf unseren Wanderungen“. Die Gastronomie der Pension hat kulinarischen Charakter.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
 

Landschaft bei Ober Eichberg



Auf dem Ratschberg/Reste der Burg






Landschaft um Nedoweska







Im Planeyer Grund



Etappe 2 : Unter Hauska - Thammühl



Normalerweise geht es über Dürtzlich (Drnclík), Hauska (Houska), Borschim (Bořejov), Siertsch (Ždírec), Tacha (Tachov) nach Hirschberg (Doksy). Wegen der Lage unserer Pension ist der Aufstieg über den Dürtzlich nach Hauska nicht machbar. Dafür erkunden wir unmittelbar bei Unter Hauska einen Felsenkamm, über welchen ein Lehrpfad (Naučná stezka Pískovcová pohádka) führt. Stattliche Felsnadeln und -mauern stehen am Wege und rufen unser Erstaunen hervor. Über Borschim folgen wir dem beschriebenen Weg, dann trennen wir uns von dem alten Mato-Weg, denn ein weiteres Ziel, der wegen seiner Aussicht gelobte Tachaberg existiert nicht mehr. Mineralstoffraubbau hat ihm den Garaus gemacht. Also wandern wir als Ersatz zum Kortschner Berg (Korecký vrch) (natürlich mit Aufstieg), weiter zum Settinaberg (Šedina) und durch die Felstäler nach Thammühl (Staré Splavy) am Großteich (Máchovo jezero). Übernachtung in der bescheidenen „Penzion Mlýn“, aber wieder vorzügliche Kost im benachbarten Restaurant. Romantischer Blick im Abendlicht über den Großteich zu den Bösigen (Bezdězy).


Auf dem Lehrpfad bei Unter Hauska



Kirche Borschim


Auf dem Weg zum Kortschner Berg





Auf dem Kortschner Berg





Unterwegs zum Settinaberg






Abendlicher Blick über den Hirschberger Großsee

Etappe 3: Thammühl - Niemes



Der nächste Abschnitt führt durch das Kummergebirge. Nun gilt es zu entscheiden, entweder den Kamm mit dem grünen Buchenwäldern zu überschreiten oder entlang der felsenreichen Nordflanke des Kummergebirges mit Frauentor (Skalní brána), Hundskirche (Psi Kostel), Quargelstein (Tvarožník), Kummeraussicht (Hradčanská vyhlídka) zu wandern. Wir entscheiden uns für letzte Variante, müssen aber mit einem langen Anmarsch westlich um das Gebirge herum und entlang des Tiergeheges Vorlieb nehmen. Dafür werden wir dann durch die Felsen entschädigt. Die nächste Übernachtung ist in Niemes (Mimon) vorgesehen. Die Staatsstraße dahin zu laufen, erübrigt sich von selbst. Wir ziehen den Weg durch die Kiefernforste nördlich des Polzen (Ploučnice) vor. Bevor wir den uns endlos erscheinenden Sandweg erreichen, geht es ein Stück durch die Auen des Polzen, eine herrliche Naturlandschaft. Der Fluss führt in diesem Jahr auch wieder einmal ausreichend Wasser, so dass sich die Kanuten spielend von den Fluten mitnehmen lassen können. Auf dem letzten Wegstück des Tages tauchen die Dächer von Niemes auf, dahinter erscheint majestätisch der Roll (Ralsko). Es erwartet uns ein sehr bescheidenes Zimmer im Hotel „Beseda“, dafür wieder eine sehr lobenswerte Kost aus der Küche des Hauses.


Das Frauentor im Kummergebirge



Die Hundskirche



Der Quargelstein


Auf der Kummeraussicht


In der Polzenaue





Niemes


Etappe 4 : Niemes - Krassa


Während die 3. Etappe weniger anstrengend war, geht es nun wieder richtig zur Sache. Zeitig machen wir uns auf den Weg in Richtung Roll. Die Besteigung des Gipfels ist nicht vorgesehen, dafür die Julienshöhe (Juliina vyhlídka). Schönes Wetter lässt eine gute Aussicht erwarten. Nicht erwartet haben wir, dass wir sehr weit am Berg nach oben müssen, bevor wir gegen Südost absteigen können. Nun ist ein Umweg in Kauf zu nehmen, da der direkte Weg durch das ehemalige Uranbergbaugebiet versperrt ist. Wir erreichen im Flurbereich des ehemaligen Dorfes Schwabitz (Svébořice) das Gebiet der verschwundenen Dörfer. Zunächst folgt ein erneuter heftiger Anstieg zu den Hirschbergen (Malý/Velký Jelení vrch), anschließend Abgang zum Struhanken (Stohánek), der eine willkommene Lokalität für die Mittagsrast bietet. Südlich des Kammes durchwandern wir ein Stück die ruhige, schön gewellte Landschaft der verschwundenen Dörfer, berühren hier die Fluren von Neuland (Dolní Novina) und Hultschken (Holičky) und rüsten uns zu einem nochmaligen, endlich finalen Anstieg über den Kamm. Vorbei am Kleinen und Großen Dohlenstein (Kavci skala) wandern wir hinab nach Krassa (Chrastna), wo wir am hübschen Krassasee den ersten Abschnitt unseres Mato-Weges beenden. Die Forstsetzung ist schon bald vorgesehen.


Auf zum Roll




Auf der Julienaussicht



Landschaft um den Roll



Auf dem Struhanken





Im Land der verschwundenen Dörfer





Der Dohlenstein




Am Ziel: Der Krassasee

Abschnitt 1 des Matoweges


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