Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Wir wandern heute ohne große Ansprüche, Neues zu entdecken durch eine bekannte Gegend. Wir erfreuen uns nur an der Landschaft zwischen Finkendorf (Polesí) und Pankraz (Jítrava) und vor allem auch daran, dass wir als Wandergrupppe allen Widrigkeiten zum Trotz nach eineinhalb Jahren noch so gut zusammenhalten. Wir starten am Passer Kamm (Hřebeny) und wandern vorbei an den bei Bergsteigern beliebten Oberwegsteinen (Horní skály) von denen es acht an der Zahl gibt, als da sind Oberwegzahn (Zub), Falkenstein (Sokol), Reichenberger Turm (Skalní věž Liberecká), Zwillingstumr (Dvojče), Karl-Gahler-Stein (Gahlerova věž), Kleiner Totenstein (Skalní věž Malá smrtka), Totenstein (Skalní věž Velká smrtka) und Übungsturm (Cvičná věž). In der Bewertung der Kletterer verdient letzterer die Bewertung "Dreckshaufen", während sich der Totenstein als „lohnender Gipfel“ rühmen darf. Die Felsen sind von Quarzadern durchzogen und weisen eine hohe Festigkeit auf.
Eine weitere Anhäufung von Sandsteinfelsen, die in ihrer Erscheinung an die Elefantensteine (Bílé kameny) erinnern, zu denen wir noch kommen werden, sind die Finkendorfer Steine (Polesínský kámen), die sich am Ortsrand von Finkendorf im Wald verstecken und in der Literatur keine weitere Rolle spielen, nicht einmal auf dem ansonsten hoch zu lobenden Internetportal luzicke-hory.cz. Das ist verwunderlich, denn mit Blick auf ihre Ausbreitung sind sie durchaus erwähnenswert und Beklettern kann man sie mit geringen Schwierigkeiten auch.
Nur wenige Meter sind es bis zur schönen Sommerfrische Finkendorf. Zwischen Welsberg (Pískový vrch), Hüttigberg (Hüttichův kopec) und Schwarzem Berg (Černý vrch) verbirgt sich in dem lauschigen Tal des Schwerbornbaches dieser schöne Weiler, in dem hübsche Fachwerkhäuser zu finden sind. Allein, es ermangelt an einer Gaststätte, deren früher 4 an der Zahl hier betrieben wurden. Nur die Pension "Sporturia" bewirtet zur Zeit noch Hausgäste.
Wir drehen eine Runde durch die Wälder um Finkendorf und steuern auf den Sandsteinbau zu, einem ausgehöhlten Felsen, über den ich bisher nirgendwo Erhellendes in Erfahrung bringen konnte. Vielleicht kann mir einer der geneigten Leser dazu weiterhelfen.
Wir durchwandern den Ort Ringelshain (Rynoltice), um in das ebenso verträumte Dorf Neusorge (Nová Starost) zu gelangen. Wir finden hier schön restaurierte Häuser in bevorzugter Lage. Im Gegensatz zu Finkendorf verstecken sich die Grundstücke nicht in der Waldeinsamkeit, sondern kleiden einen kleinen Taleinschnitt aus, der vom Johnswald herunter kommt. Von den Hanglagen oberhalb bieten sich herrliche Aussichten auf das Lausitzer Gebirge. Wir ziehen hinauf zu den Weideflächen, die sich zwischen den Sandbergen (Pískové návrší) und dem Pankratzer Kirchberg (Kostelní vrch) ausbreiten. Möglicherweise muss man hier den weidenden Rindern ausweichen. Erreicht man den nördlichen Rand des Waldkomplexes um den Kirchberg, fällt der Blick auf ein großes Gestüt, welches hier in idealer Lage in den letzten Jahren errichtet wurde (da steckt richtig Geld drin!). Ein großzügiges Lokal verpflegt die Gäste, die sogenannte „Pivnice Ve Dvorci“. Dabei handelt es sich zwar um eine Selbstbedienungsgaststätte, die aber mit einem annehmbaren Flair aufwarten kann und die besten Biersorten führt, die in der ganzen Umgebung gebraut werden (Falkenstein, Zwickauer- und Bier aus der Friedländer Albrechtbrauerei). Gestärkt machen wir uns auf den Weg zu den Elefantensteinen, ein sehr bekanntes Naturdenkmal am Fuße des Trögelsberges (Vysoká), früher wurden sie auch Kamelsteine genannt. Das Merkwürdige ist, dass man in der ansonsten umfangreichen Heimatkundeliteratur kaum Hinweise auf dieses einzigartige Naturdenkmal findet. Einzig in Hantschels Kammwegführer wird das Felsmassiv knapp erwähnt. Da heißt es: „Von hier [gemeint ist Pankraz] sind die Bahnstationen Ringelshain und Schönbach-Seifersdorf auf guten Straßen in je 40 Minuten zu erreichen, wobei man die ganz nahe r. am Saume des Trögelsbergwaldes gelegenen „Elefantensteine“ nicht übersehen möge, Sandsteingebilde von Elefanten ähnlicher Gestaltung, die nach ihrer Färbung auch die „weißen Steine“ genannt werden.“
Natürlich hat Siegfried Weiss als profunder Kenner der Heimat in seinem Bildband „Das Lausitzer und Zittauer Gebirge“ eíne Liebeserklärung an das Naturwunder abgegeben:
„Der Natur gelingt es aber auch, uns mit ihren eigenen Gebilden zu überraschen. So ein rührend heiteres Naturspiel ist eine durch Eis und Winderosion entstandene Felsgruppe unweit von Jítrava. Die „Weißen Steine“ (Bílé kameny), auch Elefantensteine genannt, erinnern an eine Herde Elefanten mit wehenden Ohren, zwischen die sich von hinten ein verspätetes Jungtier zu zwängen sucht. Dieser Anblick ergötzt und erheitert mich immer wieder aufs neue. Nein. Steine sind nicht tot!“
Von weitem sieht man schon, dass Leben auf den Steinen herrscht. Eingehauene Trittstufen (in diesem Naturdenkmal!) ermöglichen Mutigen den Aufstieg. Mit dem Abstieg hat manch Kühner jedoch so seine Probleme. Von den abgerundeten Felsen bietet sich eine schöne Aussicht, aber Vorsicht! - das Plateau ist nicht gesichert und ein Absturz kann schwerwiegendste Folgen haben.
Nun sind wir alle nicht mehr die Jüngsten und so war dem Wunsche einiger Wanderfreunde nachzukommen, auf dem kürzesten (bequemsten) Weg nach Pass zurückzukehren. Den steilen Aufstieg auf dem Trögelsberg zu den sehenswerten aufgestellten Felsplatten als Zeugnis der Lausitzer Verwerfung verschieben wir also auf ein anderes mal.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
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