Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Die Gegend zwischen Schluckenau (Šluknov) und Nixdorf (Mikulášovice) hat sich unterdessen bei uns so beliebt gemacht, dass wir sie jährlich mindestens einmal aufsuchen. Wir wandern zunächst von Zeidler (Brtníky) hinauf zum Höhenzug um den Plissenberg (Plešný), wo großflächige Kahlschläge den Wald beseitigt haben. Bald taucht der solitäre Pirschken oder Pirsken (Hrazený) vor uns auf. Von seinem Fuße erschaut man die weitläufige Landschaft um Schluckenau.
An der leider heruntergekommenen Pirskenbaude beginnt der Aufstieg zu dem tafelartigen Gipfel, der vollständig von einem Buchenbestand besiedelt ist. Einmal oben angekommen, kann man den ebenen Bergkamm abschreiten. Aussichtspunkte sucht man vergeblich, mit einer Ausnahme.
„Ein sehr schöner Standpunkt ist der Ochsenstein am ö. Abhange, von wo man den Löbauer Berg, den Rothstein, die Landeskrone, Kottmar, Hochwald, Lausche, Tollenstein, Tannenberg, Kaltenberg u.s.w. erblickt, darüber den Iserkamm mit der Tafelfichte, den Jeschken u. das Riesengebirge, zu Füßen die Stadt Schluckenau mit dem Boxteiche, weiterhin Philippsdorf, Gersdorf u. a. O. - Am reizendsten ist der Ausblick auf der nw. Seite bei Fürstenwalde, wo im Hintergrunde das Erzgebirge, die Kuppen der böhm. u. sächs. Schweiz, im Vordergrunde die Ortschaften Fürstenwalde, Grafenwalde, Johannesberg, Salmdorf u. Schönau sich ausbreiten.“ (Dr. Hantschel)
Früher soll der Pirsken von einer Steinmauer umgeben gewesen sein (ähnlich der am Botzen [Partyzánský vrch]), über deren Herkunft man nur spekulieren kann. Von dieser Mauer ist nichts mehr erhalten, jedenfalls hat niemand von uns auch nur Reste davon gesehen. Wahrscheinlich wurde sie zur Baustoffgewinnung abgetragen. Auch eine Sage rankt sich um den Pirsken:
„Vor unendlich langer Zeit sollen dort Hirten ihre Herden geweidet haben. Einer derselben war bei seinen Brotgebern besonders beliebt, denn seine Thiere waren die feistesten und hatten doch auch kein anderes Futter als die dort wachsenden Kräuter. Selbst der Hirt konnte sich den Hergang nicht erklären. Da wollte er sich eines Tages auf der Weide eine Suppe kochen. Er fand eine Quelle, die er sonst nie gesehen hatte, schöpfte dort das Wasser, das er nöthig hatte, und als er den Topf später vom Feuer nahm, war der Inhalt desselben versteinert. Es war Salz daraus geworden. Nun suchte er nach der Quelle, um noch mehr Salz zu gewinnen; er konnte sie aber nicht mehr finden, und so ist sie verschwunden geblieben bis zum heutigen Tage.“ (Fanny Zekel, Mittheilungen des nordböhmischen Excursions-Clubs, 1886)
Auf der Südseite des Pirsken genießen wir dann den reizenden Ausblick über die sanft gewellte Landschaft um Nixdorf herum, welche Hantschel beschreibt. Die hier in Fürstenwalde (Knížecí) und Alt Grafenwalde (Staré Hraběcí ) ansässigen Häusler erfreuen sich an ihrer herrlich abgeschiedenen Wohnlage. Großflächig blühen auf den Wiesen die Narzissen.
Von Alt Grafenwalde führt ein landwirtschaftlicher Weg über große Weideflächen nach Nixdorf, auch von diesen Höhen erlebt man wunderbare Aussichten, zumal die Rindviecher jetzt noch die Tage in ihren Stallungen verbringen.
Eindrucksvoller werden die Panoramen, nachdem man die Hochflächen südlich von Nixdorf erklommen hat. Da hinauf zieht sich der Weg zwischen Hantschberg (Hraniční vrch) und Hanelberg. Bei der längeren Passage über das Plateau fällt der Blick des Wanderers auf den Höhenzug des Lausitzer Gebirges, auf den Pirsken, den Wolfsberg (Vlčí hora), den Tanzplan (Tanečnice), den Rosenberg (Růžovský vrch) und so manch entfernte Höhen des Böhmischen Mittelgebirges. Man kann sich Zeit nehmen, um dieses Landschaftskino genießen, denn bald geht es hinunter zu unserem Ausgangspunkt nach Zeidler, wo wir heute morgen aufbrachen.
Die GPS-Daten zu dieser Wanderung findet man hier.
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