Für Einheimische gehört diese Tour eher zum Standardprogramm. Christophsgrund (Kryštofovo Údolí) ist ein idyllischer Erholungsort mit Tradition und der Jeschken (Ještěd) dominiert mit seinem markanten Profil sowieso die Landschaft. Die Aussicht vom Reichenberger (Liberec) Hausberg ist phänomenal - bei gutem Wetter versteht sich - so dass er den Gast magisch anzieht.
Schon Paudler hat in seinem Buch 'Der neue Kammweg vom Jeschken zum Rosenberge' auf den Erholungsort Christophsgrund hingewiesen, aber man muss es leider sagen, er hat so ziemlich von Franz Klutschak abgeschrieben. In seinem 1860 erschienenem Buch 'Auf der Reichenberg-Pardubitzer Bahn ins Gebirge' würdigt er die landschaftlichen Schönheiten entlang der Strecke.
'Vor allem aber reich ist die Bahn an landschaftlichen Schönheiten, an romantischen Partien und bietet namentlich in ihrer nördlichen Hälfte dem Reiselustigen eine Fülle von kürzeren und längeren Ausflügen zu lockender Auswahl'.
Nach einer abenteuerlicher Tunnel- und Viaduktpassage mit der Bahn finden wir uns bald in Christophsgrund. Über den Ort weiß Klutschak zu berichten:
'Hier ist man in der Clam'schen Schweiz, einem engen romantischen Thale, von dessen Lehnen steil absteigend, mit dem verschiedenartigsten Laub- und Nadelholz bewaldete Höhen sich erheben. Das Thal heißt auch Grund schlechtweg, oder Hollundergrund, letzteres nach seinen vielen Hollunderbüschen, die nebst den vielen Obstbäumen in der Blüthezeit das Thal mit lieblichem Duft erfüllen und es daher im Frühjahr zu einem Lieblingsausflug der Reichenberger machen, wozu auch der an den waldigen Lehnen massenhaft wachsende köstliche Waldmeister beiträgt, der bei diesen Partien im Maitrank eine große Rolle spielt.'
Ergänzend sei noch erwähnt, dass in den Tälern um Christophsgrund im Frühjahr auch das Bärlauch blüht und die Luft mit seinem schweren Duft schwängert. Ansonsten hat sich der Ort gut herausgeputzt, so dass man gerne hier verweilt.
Der Weg von Christophsgrund zum Jeschken und zurück verläuft überwiegend auf den bewaldeten Wegen der beiden Kämme, die den Ort von Osten und Westen umschließen, so dass von hier wenig Blicke in die Landschaft möglich sind. Aber plötzlich am Auerhahnsattel (Na Výpřeži ) steht der Jeschken vor uns. Über den Turm mit Hotel und Sendeanlagen, der anstelle der im Jahre 1963 abgebrannten Baude errichtet wurde, mag man geteilter Auffassung sein, aber das Gesamtensemble aus Berg und der hyperbolischen Hülle, mit der der Gipfel irgendwo im Himmel zu verschwinden scheint, ist heute aus der Landschaft nicht mehr wegzudenken. Der Architekt Karel Hubáček hat für seinen Entwurf namhafte internationale Preise abgeräumt. Über die Aussichten vom Gipfel muss man keine weiteren Worte verlieren. Gesegnet ist der, dem das Wetter mitspielt. Jener wird so schnell das Plateau nicht verlassen und die Rundansicht ausgiebig genießen. Manch einer ist in den Berg so verliebt, dass er vom Aufstieg (zu Fuß wohlgemerkt) nicht genug bekommen kann. Am 23.12.2006 berichtete die Sächsische Zeitung von einem gewissen Jiří Manek, der es nicht lassen konnte :
'Eigentlich hatte sich Jiří Manek ja „nur“ 710 Aufstiege auf den 1012 Meter hohen Jeschkengipfel vorgenommen. Innerhalb eines Jahres wohlgemerkt. 710 deshalb, weil die Deutsche Lilly Flassak im Jahre 1937 insgesamt 709-mal auf dem Jeschken war und Manek es für an der Zeit hielt, diesen Rekord endlich zu brechen'.
Aber irgendwie kann er nun gar nicht mehr aufhören: „Das günstige Wetter, die frische Luft und vor allen Dingen die positive Wirkung auf die Gesundheit zwingen mich, immer weiterzumachen“, sagt er mit der größten Selbstverständlichkeit der Welt. Manek kämpft nicht mehr gegen einen Konkurrenten – er will seine eigenen Kräfte testen.
„Ich habe ohne Diät zehn Kilogramm abgenommen, fühle mich viel jünger, werde nicht krank und brauche kein Viagra“, schmunzelt der Rentner aus Jablonec (Gablonz). Und die beiden künstlichen Hüftgelenke, lacht er, machen das alles wunderbar mit. 1000 Aufstiege hatte er bis Mitte Dezember geschafft, noch ein paar sollen bis zum Jahresende hinzukommen. Dann wird er den momentanen Rekordhalter Vladimir Ježek wieder übertrumpft haben.
1250 Meter lang ist die kürzeste, steile Strecke direkt unter der Seilbahn. „Wenn ich das mal zusammenrechne“, sagt Manek, „dann bin ich schon längst an der internationalen Raumstation vorbeigelaufen“. Die ist 260 Kilometer von der Erde entfernt. Und er rechnet weiter: Wenn er bis zu seinem 95. Lebensjahr so weitermacht und täglich wenigstens einmal hinaufsteigt, schafft er noch das Goldene Abzeichen für den 10000. Aufstieg. Das ist bis jetzt nämlich noch nie einem Menschen gelungen. Das Silberne Abzeichen für 5000 Aufstiege gewann Frieda Mandelik. Auch das war schon vor dem Krieg.
Manek geht nicht nur zu Fuß, sondern nimmt ab und zu auch das Fahrrad oder seine Skier. Eine Stunde und 20 Minuten braucht er für den Weg hinauf. Meistens verordnet er sich drei Aufstiege pro Tag. Und jedes Mal holt er sich im Berghotel einen Stempel.'
Ob Herr Manek heute noch Rekorde am Jeschken jagt, ist derzeit nicht bekannt.
Ein Stück des Weges führt entlang des Gleiskörpers der ehemaligen
„Nordböhmischen Transversalbahn“
Seltener Ausblick vom östlichen Jeschkenkamm, hier zum westlichen Isergebirge
Bei Schönwetter wimmelt es auf dem Jeschkenplateau
Die Anwesenheit eines Tauchers soll wohl daran Erinnern, daß hier
früher alles von Meer umgeben war. Wäre noch zu klären, was er da
in seinem Taucheranzug verbirgt
Herrlicher Rundblick vom Jeschken
An der Moiselkoppe (Malý Ještěd) stand früher die Jäckelbaude; heute gibt es von hier nur noch einen verschämten Blickt zum Roll (Ralsko)
Dichte Wälder um das Tal von Christophsgrund
Nach Verlassen des Tunnels geht es über das Viadukt von Neuland (Novina)
Ortsansichten von Christophsgrund
Eine andere Jahreszeit: Winteraufnahmen vom Jeschken
Wieder ein sehr schöner Beitrag! Da ich den Herrn Manek dieses Jahr im Frühjahr am Jeschken selbst traf weiß ich, dass er noch immer am Berg unterwegs ist.
AntwortenLöschenHier nach zu lesen:
http://oberlausitznordboehmen.blogspot.de/2014/03/die-hundertmal-bergsteiger-und-der.html