Es ist streng geheim, aber ich kann verraten, dass nach den sogenannten „Lockerungsmaßnahmen Covid 19“ die Wandergruppe fast wieder vollzählig in Erscheinung tritt. Seltenheitswert hat, dass auch ich sehr einverstanden bin mit den in diesem Zusammenhang erlassenen Verhaltensgeboten, namentlich dem Social Distancing (neudeutsch für Abstand halten!) und Maskenpflicht. Allerdings möchte ich dies etwas konkretisiert verstanden wissen. Abstand halten sollte man von jenen, die sich in den Dienst des verhängten Zwangsregimes gestellt haben und das gleiche sollte auch für die Maskenpflicht gelten, damit diese ewig erkennbar bleiben, denn wie wir hören, soll ja nichts bleiben, wie es vor der Seuche war.
Wir haben uns das Ziel gestellt, die wichtigen Ziele in unserer schönen Oberlausitzer Heimat zu erkunden, so lange wir nicht zu unseren geliebten böhmischen Wanderzielen aufbrechen können. Heute ist die Region um den Bieleboh dran. Unsere Route führt uns zunächst von Beiersdorf südlich des Bergmassivs in Richtung Schirgiswalde, möglichst außerhalb der Waldzone, damit beim Wandern der Blick immer auf das sich vor uns ausbreitende Hügelland gerichtet bleiben kann.
„Umfassende Fernblicke ergeben sich wechselnd von Lichtungen aus. Besonders nach Süden öffnet sich eine formenreiche Mittelgebirgslandschaft bis über die Staatsgrenze hinaus. Über das langgestreckte Sohland hinweg geht der Blick zu den blauen Waldkämmen, die vom Tanzplan überragt werden.“ (*)
Noch blühen an verschiedenen Stellen die Obstbäume, so dass wir uns an der frühlingshaften Natur ergötzen können.
Das Wetter spielt ein wenig verrückt, normalerweise ist ab 10 Uhr blauer Himmel angesagt, doch beim Aufstieg zum Kälberstein zieht unerwartet ein heftiger Hagelschauer auf, weitere Feuchtattacken des Himmels sollen folgen, so dass man gar nicht richtig weiß, für welche Kleidungsordnung man sich entscheiden soll.
„Mit steilen Hängen, die teilweise einen
Böschungswinkel von 20° aufweisen, steigt der massige Bergklotz
des
Kälbersteins aus dem Spreetal von Schirgiswalde auf. Der Gipfel
erhebt sich 205 m über die Talsohle. Nach Crostau fällt der Hang
ähnlich steil ab, vielfach stark mit Granitblöcken bestreut, die
in
lößlehmbeeinflusster periglazialer Fließerde „schwimmen“. …
Mit dem Kälberstein setzt der Ostteil des südlichen Bergzuges,
der
im Bieleboh gipfelt, kräftig ein. Das Gestein ist fast
durchgängig
Zweiglimmergranit, der zwischen Pickaer Berg und Kälberstein von
einem etwa 10 m mächtigen, fast 1,5 km langen Gang von
schwarzgrünem
Hornblendendiabas durchzogen wird. Granodiorit bildet auf dem
Gipfel
Klippen von etwa 8 m Höhe, herausgewitterte Reste der in der
letzten
Eiszeit besonders kräftigen periglazialen Abtragung.“ (*)
Die Klippen auf dem Kälberstein, an dem eine
einfache Wanderunterkunft auf uns wartet, ist gerade der rechte
Platz
für die Mittagspause. Der zugängliche Hauptfels bietet leider
keine
Aussichtsmöglichkeit mehr, da die Sichtachse vom Aufwuchs der
Bäume
verstellt ist. Der Wunsch, wenigstens die Schneise frei zu
schlagen,
verbietet sich aufgrund des erkrankten Waldbestandes von selbst.
Wir wandern weiter hinab gen Schirgiswalde.
Herrlich liegt der Ort mit seiner doppeltürmigen Barockkirche im
Tal. Wir richten unsere Schritte allerdings in Richtung Crostau.
Etwas irritiert sind wir vom Zustand der Wanderwege, die – obzwar
in den Karten verzeichnet – stellenweise restlos verwachsen und
schwer erkennbar sind. Schön an sich und gepflegt ist Crostau am
Hang des Kälbersteins gelegen. Unser Blick ist auf den
Mönchswalder
Berg
gerichtet und man überschaut Bautzen, unten in der Ebene
angesiedelt.
Wenig Überraschendes bietet der weitere Weg bis
zum Bieleboh. Nur die Schäden am Walde, der flächenweise schon
abgeholzt ist, gehen einem ans Herz. Für den Schlussanstieg zum
Bieleboh sind noch einmal die Kräfte zu mobilisieren.
„Mit 499,4 m Höhe ist der Bieleboh die
höchste Erhebung der südlich der Cunewalder Talwanne
sich erstreckenden Bergkette, deren Verlauf im Gegensatz zum
nördlich
gegenüberliegenden Czorneboh
nicht genau west-östlich, sondern westsüdwestlich-
ostnordöstlich
gerichtet ist. Die 11 km lange Bielebohkette beginnt mit dem bei
Schrigiswalde steil aus dem Spreetal ansteigenden 485 m hohen
Kälberstein und endet mit dem 467 m hohen Kötzschauer
Berg.
… Der Bieleboh besteht wie der Czorneboh aus kleinkörnigem
Zweiglimmergranodiorit; doch ist hier die Ausbildung von
Gipfelklippen und Blockmeeren nur unbedeutend. …
Von den Bewohnern der umliegenden Ortschaften
wurde der Gipfel seit jeher viel besucht. Nach 1830
veranstaltete der
Beiersdorfer Kretschamwirt Schießfeste auf dem Berg. Der
Gebirgsverein Oberes Spreetal erreichte es, daß Aussichtsturm
und Gasthaus auf dem auf dem Bieleboh gebaut und am 06. Mai 1883
eingeweiht wurden. Als der Turm 1910 durch Blitzschlag
ausbrannte,
errichtete man ein Jahr darauf einen neuen, 3 m höheren.“… Viele
Wanderwege berühren den Bieleboh, darunter der
Hauptwanderweg Zittau-Wernigerode und der
Gebietswanderweg vom Hochwald im Zittauer Gebirge nach Kamenz
(Lausitzer
Landweg). Ausgezeichnet ist die Fernsicht besonders nach
Süden,
wo sie das abwechslungsreich gegliederte Oberlausitzer Bergland
bis
zum Zittauer Gebirge und zu den Gipfeln der nördlichen ČSSR
umfaßt, an klaren Tagen auch das Isergebirge
(Jizerské
hory), das Riesengebirge (Krkonoše) und das
Osterzgebirge.“(**)
Derzeit ist eine Großbaumaßnahme am Gipfel im
Gange. Hier errichtet das Naturressort
Bieleboh der „Saal im Berge“. Man wird sich dabei etwas gedacht
haben. Uns bleibt der Abgang zum Parkplatz, wobei sich noch
herrliche
Ausblicke über das Hügelland eröffnen.
*Alle Zitate aus „Werte unserer Heimat“, Bd.
12 (*), 24 (*)
Die GPS-Daten zu dieser Tour finden sich hier.
Der örtliche Corona-Aufpasser
Landschaft bei Oppach
An den Kälbersteinen
Zum besseren Verständnis für Stadtmenschen: auch wenn wir gerade von den Kälbersteinen kommen - hier handelt es sich um Schafe
Schirgiswalde
Verwilderte Wege zwischen Schirgiswalde und Crostau
Schlimme Waldschäden wohin man schaut
Ausblick vom Bieleboh
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